Der Musik-Streaming-Dienst Spotify hat Zehntausende Lieder gelöscht, die mittels künstlicher Intelligenz erstellt worden. Die Songs stammen vom Start-up Boomy. Das ermöglicht es seinen Nutzer*innen, nur mittels einiger Stichworte zu Musikstil und Inhalt komplette Lieder zu erstellen und dann auf Spotify zu veröffentlichen.
Da Spotify für jeden Stream eines Songs Rappenbruchteile an die Urheber bezahlt, lässt sich damit auch Geld verdienen. Boomy beansprucht das Urheberrecht über mittels seiner Technik erstellte Lieder, wobei es unter Rechtsexpert*innen umstritten ist, ob durch KI generierte Kunst überhaupt schützensfähig ist. Boomy teilt jedoch seine Spotify-Einnahmen mit den Nutzer*innen, die die Songs «komponiert» haben.
Spotify entfernt die Lieder aber nicht aufgrund kategorischer Ablehnung von KI-generierter Kunst, sondern weil es «Stream-Manipulation» entdeckt habe, wie die «Financial Times» berichtet. Hierbei werden Songs massenhaft durch Bots abgespielt, um die erwähnten Einnahmen für die Urheber*innen zu generieren. Boomy bestreitet, für diese Manipulation verantwortlich zu sein. Ein zwischenzeitliche Suspendierung des Start-up hat Spotify inzwischen wieder aufgehoben.
Der Aufstieg von sogenannter generativer künstlicher Intelligenz droht, die Kunstwelt auf den Kopf zu stellen. Die Algorithmen sind in der Lage, innert weniger Sekunden zumindest technisch hochwertige Werke zu erzeugen. Viele der ohnehin schon oft in prekären Verhältnissen lebenden Künstler*innen fürchten deshalb um ihre Existenz.
Boomy-Nutzer*innen haben eigenen Angaben des Start-ups zufolge seit Lancierung des Dienstes 2021 rund 14,4 Millionen Songs erstellen lassen. Spotfiy-Ausschüttungen werden unter allen auf der Platform vertretenen Künstler*innen nach deren Anteil an den Hörminuten der Nutzer*innen aufgeteilt. Werden nun mehr KI-Lieder gehört, sinkt damit automatisch die Höhe der Auszahlungen an menschliche Künstler*innen.
Neben Angeboten wie Boomy, die zumindest vorgeben, mittels KI neue Werke zu erschaffen, ermöglicht die Technik aber auch die Imitation bestehender Künstler*innen. Das mussten jüngst etwa die R&B-Sänger Drake und The Weeknd erfahren, denen mittels KI ein Duett untergeschoben wurde.