Roboter klauen Jobs Künstliche Intelligenz bedroht Existenz von Künstlern

Dirk Jacquemien

25.9.2022

Künstler*innen lebten schon immer prekär. Jetzt will ihnen auch noch KI an den Kragen.
Künstler*innen lebten schon immer prekär. Jetzt will ihnen auch noch KI an den Kragen.
Getty Images

Ihr Stil ist das Alleinstellungsmerkmal vieler Künstler*innen. Doch was passiert, wenn Künstliche Intelligenz diesen einfach kopieren kann?

Dirk Jacquemien

Durch Künstliche Intelligenz erstellte Kunst ist im letzten Jahr explodiert. Inzwischen gibt es zahlreiche verschiedene Anbieter im Netz, die alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren, nämlich Sätze in Bilder umzuwandeln.

Bei einem «Modell», so die Bezeichnung für mit Künstlicher Intelligenz angetriebene Software, reicht dann die Eingabe eines Satzes wie «Frau und Mann sitzen zu Tisch und essen Nudeln» um ein Bild zu erzeugen, das genau dieses zeigt.

Will man ein etwas künstlerisches Bild erzeugen lassen, sind Anhängsel wie «im Stil von Picasso» oder «im Stil von da Vinci» beliebt. Doch bei dem frei zugänglichen Modell Stable Diffusion ist ein Stil besonders beliebt, jener des polnischen Digitalkünstlers Greg Rutkowski.

Popularität wird zum Verhängnis

Nun mag Rutkowski nicht die Bekanntheit seiner Künstlerkollegen aufweisen, er hat sich aber offenkundig eine Reputation erarbeitet. So wurden nur je knapp 2000 Bilder bei Stable Diffusion im Stil von Picasso oder da Vinci erzeugt, bei Rutkowski waren es jedoch über 93'000.

Seine Beliebtheit im Netz lässt sich dadurch erklären, dass Rutkowski Illustrationen für populäre Videospiele wie Sonys «Horizon: Forbidden West» oder die «Anno»-Reihe von Ubisoft erstellte, jeweils als Auftragsarbeit der Hersteller. Anders als die längst verstorbenen Picasso und da Vinci ist er also ein Künstler, der mit seinem Wirken seinen Lebensunterhalt im Hier und Jetzt bestreiten muss.

Das eigene Werk geht unter

Und nun wird sein einzigartiger Stil von Künstlicher Intelligenz-Software kopiert, die ihn weder um sein Einverständnis gefragt hat noch kompensiert. Entsprechend besorgt zeigt sich Rutkowski gegenüber «MIT Technology Review».

Er befürchtet, dass bald das Internet so mit KI-Nachahmungen in seinem Stil geflutet ist, dass seine eigentlichen Werke untergehen. Googelt er seinen eigenen Namen, findet er schon jetzt unzählige Bilder, die nicht von ihm stammen.

Rechtslage ist unklar

KI-Modelle wie Stable Diffusion werden anhand von Datenbanken trainiert, die Bilder mit dazugehörigen Beschreibungen enthalten. So lernt das Modell, wie etwas auszusehen hat. Stable Diffusion verwendete die Datenbank LAION-5B, die 600 Millionen Bilder enthält, darunter aber auch zahlreiche von lebenden Künstler*innen mit aktivem Urheberrechtsschutz.

Die Rechtslage sowohl beim Verwenden von geschützten Bildern zum Trainieren eines KI-Modells auch die Erstellung von Bildern «Stile von» ist unklar, da die Problematik viel zu neu ist. Getty Images, der weltweit grösste Anbieter von Symbolbildern, hat aber bereits angekündigt, keine durch KI generierten Bilder in seiner Datenbank aufnehmen zu wollen.