Stromverbrauch sinktKrypto-Crash ist gut für das Klima
Von Dirk Jacquemien
29.6.2022
Die Umwelt freut der Bitcoin-Crash. Krypto-Währungen verbrauchen derzeit fast 50 Prozent weniger Energie als zu Spitzenzeiten, weil das Schürfen aufgrund fallender Preise unattraktiv geworden ist.
Von Dirk Jacquemien
29.06.2022, 00:00
Dirk Jacquemien
Die durch die Bank fallenden Preise im Kryptomarkt tun der Umwelt gut. Denn dadurch hat sich der Energiebedarf aller Kryptowährungen um fast 50 Prozent reduziert, wie «Digiconomist» berechnete. Bei der grössten Kryptowährung Bitcoin fiel der Verbrauch etwas weniger stark, um rund 30 Prozent.
Seit Anfang des Jahres lag der aufs Jahr hochgerechnete Bedarf des Bitcoin-Netzwerkes bei 205 Terawattstunden (TWh). Anfang/Mitte Juni stürzte der Bedarf dann aber auf 130 Terawattstunden im Jahr ab, was derzeit «nur» dem Energieverbrauch von ganz Argentinien entspricht. Zum Vergleich: Der gesamte Stromverbrauch der Schweiz betrug 2020 55,7 Terawattstunden.
Mining mit speziellen Computern
Zum Schürfen oder Mining neuer Bitcoins müssen kryptografische Rechenaufgaben gelöst werden. Diese werden umso schwieriger und damit energieintensiver, je mehr Computer sich am Mining beteiligen. Die Hashrate gibt dabei die aktuelle Schwierigkeit des Bitcoin-Netzwerkes an.
Der Krypto-Zenit mit Allzeithochs bei allen grossen Währungen wurde im November 2021 erreicht. Entsprechend gross war der Goldrausch, sich am Mining zu beteiligen. Meistens erfolgt das durch hochspezialisierte Computer, die wenig können, ausser Bitcoins zu schürfen.
Doch obwohl die Preise seit Jahresbeginn kontinuierlich fielen, blieben die Hashrate und damit auch der Energieverbrauch auf dem hohen Niveau. Die schon vorhandenen Geräte zum Mining wurden einfach weiter betrieben, die Anschaffungskosten mussten schliesslich wieder reingeholt werden.
Doch ein Bitcoin-Preis im Bereich von 20'000 bis 25'000 Dollar scheint für viele Miner ein kritischer Punkt zu sein. Hier übersteigen bei ihnen die reinen Stromkosten die Einnahmen, die aus dem Verkauf der neu erschaffenen Bitcoins zu erzielen sind. Das dürfte der Grund sein, warum nun plötzlich so viele Miner auf einmal vom Netz gehen.
Ethereum wird sparsamer
Der Bedarf der zweitgrössten Krypto-Währung Ethereum ist von 94 auf 46 Terawattstunden im Jahr gefallen, was in etwa dem Verbrauch von Katar entspricht. Anders als Bitcoin lässt sich Ethereum aber auch relativ gut mit handelsüblichen Grafikkarten schürfen.
Hier hat der Krypto-Crash daher dafür gesorgt, dass Grafikkarten als eines der wenigen Technik-Produkte im Preis sanken. Ethereum plant zudem noch für dieses Jahr einen Umstieg der eigenen Infrastruktur, durch den der Energiebedarf radikal reduziert würde.