Umstrittenes Vorgehen Schärfere Passwort-Kontrolle zahlt sich für Netflix aus

Von Dirk Jacquemien

12.6.2023

Dein Passwort sollst du für dich behalten, verlangt Netflix.
Dein Passwort sollst du für dich behalten, verlangt Netflix.
Imago

Netflix geht seit einigen Wochen gegen das Teilen des Passwortes mit Kolleg*innen und Familie vor. Ersten Anzeichen nach scheint die Strategie aufzugehen.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Seit einem Monat geht Netflix auch in der Schweiz gegen das Teilen des Account-Passwortes vor.
  • Erste Abonnent*innen-Zahlen deuten darauf hin, dass Netflix' Plan Erfolg hat.
  • Noch ist allerdings nicht sicher, ob Netflix mit dem Vorgehen nicht am Ende mehr Kund*innen verschreckt denn anzieht.

Netflix will nicht mehr, dass du dein Passwort mit der Familie oder Kolleg*innen teilst. Nachdem der Streaming-Dienst zunächst in einigen ausgewählten Ländern diese Praxis zu unterbinden versuchte, wird seit Mai auch im Heimatmarkt USA und vielen europäischen Ländern, darunter auch die Schweiz, durchgegriffen.

Vermutet Netflix, dass ein Account in einem anderen Haushalt als dem des/der zahlenden Abonnent*in genutzt wird, erfolgt eine Aufforderung zum Abschliessen eines eigenen Abos oder der Zahlung einer zusätzlichen Gebühr.

Vor Einführung gab es Vermutungen, dass Netflix mit diesem rabiaten Vorgehen Kund*innen vergraulen könnte,  vor allem, weil das Passwort-Teilen zuvor ein Jahrzehnt lang toleriert wurde. Doch laut Daten der Analysefirma Antenna scheint die Strategie aufzugehen.

Doppelt so viele Neu-Abonnent*innen

Antenna schaute sich dafür Netflix-Neu-Abonnent*innen in den USA an. Davon gab es am 26. und 27. Mai jeweils fast 100’000, rund doppelt so viel wie an einem durchschnittlichen Tag. Sogar die bisherigen Rekorde aus den ersten Tagen der Corona-Lockdowns wurden überschritten. Die Zahl der Kündigungen war zwar ebenfalls überdurchschnittlich, allerdings in einem deutlich geringeren Ausmass.

Allzu früh sollte sich Netflix aber noch nicht freuen. So gibt es derzeit noch Möglichkeiten, eine Sperrung wegen vermeintlichen Passwort-Teilens zu umgehen, etwa indem man angibt, derzeit verreist zu sein.

Konkurrenz für Netflix ist gross

Spannend für Netflix dürfte es werden, wie Nutzer*innen reagieren, wenn sie wirklich keine andere Wahl mehr haben als neue Accounts anzulegen. Dann könnte sich der/die eigentliche Besitzer*in eines Accounts entweder zur Kündigung oder der Herabstufung des Abonnements entscheiden.

Anders als noch vor einigen Jahren konkurrieren nun zahlreiche verschiedene Streaming-Dienste um die Aufmerksamkeit und die Geldbeutel von Kund*innen. Mitte Juli wird Netflix bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen offen legen müssen, wie erfolgreich die Strategie wirklich war.