Geheime Dokumente geleaktAuch Putin setzt bei der Zensur auf künstliche Intelligenz
Von Dirk Jacquemien
14.2.2023
Putin will die volle Kontrolle über das Internet in Russland. Dafür soll die Zensurbehörde nun auch künstliche Intelligenz einsetzen.
Von Dirk Jacquemien
14.02.2023, 16:16
Dirk Jacquemien
Der belarussischen Opposition nahestehenden Hacker*innen ist es gelungen, interne Dokumente der russischen Zensurbehörde Roskomnadsor zu erbeuten. Dadurch ist nun bekannt geworden, dass MRFC, eine Abteilung von Roskomnadsor, an neuen Systemen arbeitet, mit denen die Zensur durch künstliche Intelligenz perfektioniert wird, wie «Meduza» berichtet.
MRFC ist für die Initiative «Sauberes Internet» verantwortlich, die seit 2020 aktiv ist. Diese soll gegen folgende «Rechtsverletzungen» im Netz vorgehen: «Nicht genehmigte öffentliche Veranstaltungen», «Verwicklung von Minderjährigen in der Politik», «Beleidigung des Präsidenten», «Extremismusvorwürfe gegen den Präsidenten», «Fälschungen über den Präsidenten und den Staat» sowie «LGBT-Propaganda».
Enge Kooperation mit Yandex
Die Zensurbehörde arbeitet dabei eng mit dem einstigen russischen Tech-Giganten Yandex zusammen. Der hatte mal Absichten, auch im Westen Fuss zu fassen. Dafür wurde sogar der Hauptsitz des Unternehmens in die Niederlande verlegt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges und den folgenden Sanktionen brachen diese Pläne in sich zusammen, der Konzern zog sich auf den Heimatmarkt zurück.
Yandex gab der MRFC nun direkten Zugriff auf seine Systeme sowie Zugang zu seiner Technologie für künstliche Intelligenz. MRFC arbeitet an gleich zwei KI-Systemen namens Oculus und Vepr (Russisch für «Wildschwein»), die in der Lage sein sollen, Inhalte automatisch zu identifizieren, die im «sauberen Internet» verboten sind.
Der Leak enthüllt, dass das System bereits mit Bildern trainiert wurde, damit es lernt, welche Inhalte inakzeptabel sind. Dazu gehören etwa Bilder, in denen Putin als eine Krabbe, eine Motte, ein Vampir oder als Hitler dargestellt wird.
Wenn die Systeme am Laufen sind, könnte es die Arbeit der Zensurbehörde deutlich vereinfachen. Derzeit müssen die rund 5000 Angestellten bei MRFC noch grösstenteils per Hand zensieren.