Vorbereitung auf die FreiheitHäftlinge üben mit Virtual-Reality-Brillen das Leben draussen
Von Dirk Jacquemien
8.5.2023
Um nach langer Haft wieder den Weg in die Gesellschaft zurückzufinden, trainieren Gefangene in den USA nun ihren bevorstehenden Alltag in Freiheit mit Virtual Reality-Brillen. Eine erste Bilanz fällt positiv aus.
Von Dirk Jacquemien
08.05.2023, 14:09
08.05.2023, 15:04
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Virtual Reality kann genutzt werden, um Gefangenen nach langen Haftsstrafen auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten.
Die Häftlinge trainieren dabei Alltägliches wie einen Supermarkt-Einkauf oder ein Job-Gespräch.
Erste Daten zeigen, dass der Ansatz durchaus erfolgsversprechend sein könnte.
In der Welt da draussen mag sich Virtual Reality noch nicht so wirklich durchsetzen. Trotz emsiger Bestrebungen von Unternehmen wie Meta, die Technik etwa in die Arbeitswelt zu integrieren, findet sich ein VR-Einsatz im grösseren Stil höchstens bei Videospielen. Doch eine besondere Nutzergruppe mit wenig Wahlmöglichen setzt auf VR: Häftlinge.
In mehreren US-Bundesstaaten bekommen Gefangene mit langen Haftstrafen Zugang zu VR-Brillen, um sie auf das Leben in Freiheit vorzubereiten. Denn wer Jahrzehnte hinter Gittern sass, wird eine ganz andere Welt vorfinden. Und wenn man sich in dieser nicht zurechtfindet, kann das schnell zu Rückfälligkeit führen.
Virtueller Supermarkt bereitet aufs Leben in Freiheit vor
Einer der Häftlinge, der an dem VR-Programm teilnimmt, ist der 41-jährige Atorrus Rainer aus Colorado. Er wurde 2001 als Teenager wegen versuchten Mordes zu 112 Jahren Haft verurteilt. Doch der Oberste Gerichtshof der USA hat zwischenzeitlich entschieden, dass lebenslange Freiheitsstrafen für minderjährige Straftäter*innen verfassungswidrig sind, sodass er 2024 auf Bewährung freikommen könnte.
Rainer nutzt eine VR-Brille, um sich auf ganz alltägliche Dinge vorzubereiten. Eine virtuelle Welt ist ein nachgebauter Supermarkt. Rainer muss dabei Einkäufe aus riesigen Regalen heraussuchen und dann eine Self-Checkout-Kasse bedienen – die es freilich zu seinem Haftantritt noch nicht gab.
Andere VR-Programme simulieren etwa Job-Interviews, wie «MIT Technology Review» berichtet. Ob der Einsatz von Virtual Reality am Ende wirklich dabei helfen kann die Resozialisierung von Straftäter*innen zu fördern, muss sich erst zeigen.
Erste Daten sind allerdings vielversprechend. Von 16 Menschen, die bisher nach Absolvierung des VR-Trainings in Colorado entlassen wurden, wurde bisher nur einer wieder verhaftet. Normalerweise liegt die Rückfallquote in dem Bundesstaat bei fast 50 Prozent.