Premiere misslungen Google-Aktie nach Chatbot-Fail im freien Fall

Von Dirk Jacquemien

9.2.2023

Google Bard singt ab und zu schief.
Google Bard singt ab und zu schief.
IMAGO

Erstmals seit langer Zeit wackelt Googles Dominanz bei der Websuche. Doch seine Antwort auf die aufstrebende Konkurrenz durch Chatbots gerät bereits zum Start ins Stocken.

Von Dirk Jacquemien

Google ist vom rasanten Erfolg des Chatbots ChatGPT überrumpelt worden. Es sieht in Chatbots wohl zu Recht eine Bedrohung für seine Websuche, denn wenn diese alle vorstellbaren Fragen beantworten können, warum sollte dann irgendjemand noch googeln?

Dass zu den Grossinvestoren von ChatGPT-Betreiberin OpenAI Microsoft gehört, dessen Suchmaschine Bing bisher meistens nur müde belächelt wurde, verschärft das Problem für Google zusätzlich. Denn Microsoft integriert ChatGPT in Bing, das damit erstmals zu einem ernsthaften Konkurrenten für Google werden könnte. Zuvor hatte die Suchmachsine in der westlichen Welt bisher ein Quasi-Monopol.

Der Barde singt schief

Googles Antwort darauf laut «Bard», zu Deutsch «Barde». An einer Präsentation in Paris zeigte Google seinen Chatbot erstmals in Aktion. Anders als ChatGPT ist Bard allerdings zunächst nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich, sondern «vertrauenswürdigen Tester*innen» vorbehalten.

Dementsprechend ist es noch schwer zu bewerten, wie sich Bard in der Praxis schlägt. Die Beispiele, die Google selbst in einem Werbespot vorbringt, bieten allerdings keinen Grund für Zuversicht.

Eine Frage an Bard in dem Spot lautete, was man einem 9-jährigen Kind über das James Webb Space Telescope (JWST) erzählen könnte. Hier behauptet Bard nun, dass es zu den Errungenschaften des Teleskops gehöre, das erste Foto eines Exoplaneten aufgenommen zu haben.

Doch das stimmt nicht. Der erste Exoplanet wurde bereits 2004 vom Very Large Telescope in Chile festgehalten und auch der JWST-Vorgänger Hubble konnte bereits mehrere Exoplaneten abbilden.

Aktienkurs stürzt ab

Gegenüber «The Verge» versuchte eine Google-Sprecherin gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Der Vorfall demonstriere doch geradezu, dass das ausführliche Testen durch die «vertrauenswürdigen Tester*innen» wichtig sei. Und fairerweise muss gesagt werden, dass auch ChatGPT alles andere als unfehlbar ist.

Der Aktienmarkt war allerdings wenig beeindruckt von Googles Performance. Das Papier des Tech-Giganten gab nach der Präsentation in Paris um mehr als 7 Prozent nach, der Marktwert des Unternehmens sank um 100 Milliarden Dollar. Bisher war die Suchfunktion für Google eine Gelddruckmaschine. Wenn hier tatsächlich ernsthafte Konkurrenz aufsteigt, könnte das an die Substanz von Google gehen.