Werbeverfolgung Google stoppt Tests an Cookies-Alternative

Dirk Jacquemien

12.7.2021

Google dominiert bei Online-Werbung und Browsern. Doch seinen Willen kann es nicht immer durchsetzen.
Google dominiert bei Online-Werbung und Browsern. Doch seinen Willen kann es nicht immer durchsetzen.
Getty Images

«Federated Learning of Cohorts» sollte Cookies überflüssig machen und die Privatsphäre der Nutzer*innen besser schützen. Doch nach massiver Kritik von allen Seiten stellt Google die Tests an der Technik vorerst ein.

Dirk Jacquemien

Google wird einen morgen auslaufenden Test der Technologie «Federated Learning of Cohorts» (FLoC) im Browser Chrome nicht verlängern und will sie stattdessen erstmal weiter entwickeln, wie «The Register» schreibt.

FLoC ist als ein privatsphärensensibler Ersatz für Third-Party-Cookies zur Werbeverfolgung gedacht. Nutzer*innen werden hierbei lokal auf ihrem eigenen Computer in interessenbasierte Kohorten eingeordnet, womit auch ohne Individuelle Verfolgung durch Werbefirmen zielgerichtete Anzeigen möglich wären. Doch das Konzept hat ausserhalb Googles quasi keine Freunde und viele Feinde.



Werbefirmen laufen Sturm

So haben mit Mozilla und Apple zwei grosse Browser-Hersteller durchblicken lassen, dass sie nicht daran denken, FLoC in ihren Produkten Firefox und Safari zu unterstützen. Und Werbefirmen laufen Sturm gegen die parallel geplante Abschaffung der Third-Party-Cookies, weil sie befürchten, dass dies nur die Marktmacht von Google im Werbegeschäft weiter verfestigen würde.

Ursprünglich hatte Google geplant, in Chrome die Unterstützung für Third-Party-Cookies Anfang 2022 einzustellen. Vor wenigen Wochen wurde dieser Termin nun auf Ende 2023 verschoben. Zuvor hatten unter anderem die EU-Kommission und die britische Wettbewerbsbehörde nach Beschwerden aus den Reihen der Werbeindustrie Untersuchungen eingeleitet.



Google entgleitet die Kontrolle

Google, das sich weltweit Kartellklagen und Untersuchungen wegen seines Werbegeschäfts erwehren muss, will offenbar nicht noch mehr Konflikte provozieren und hält daher erstmal am Status Quo fest. Das könnte allerdings auch bedeuten, dass dem Tech-GIganten die Kontrolle über die zukünftige Gestaltung der Werbung im Netz entgleitet.

Denn obwohl Chrome immer noch der mit Abstand am meisten genutzte Browser der Welt ist, liegt die Zukunft der Online-Werbeverfolgung keineswegs nur in Googles Händen. Nutzer*innen dürften allfällige Scharmützel zwischen Google, der Werbeindustrie und Regulierungsbehörden relativ egal sein. Wenn Chrome nicht das Level an Privatsphärenschutz liefert, dass sie inzwischen erwarten, werden sie zu anderen Browsern wechseln. Bei denen ist das Ende von Cookies zur Werbeverfolgung längst besiegelt.