Spielekritik Das ultimative Comeback von Tony Hawk

Von Martin Abgottspon

16.9.2020

Wie früher, einfach schöner: «Tony Hawk 1 + 2».
Wie früher, einfach schöner: «Tony Hawk 1 + 2».
Bild: Activision

Um die Jahrtausendwende läutet Tony Hawk nicht nur auf den Konsolen einen weltweiten Skater-Boom ein. Wie gut er und seine Tricks gealtert sind, beweist jetzt das Remake der ersten Titel.

Irgendwie spüre ich bis heute ein leichtes Kribbeln in meinem Steissbein von einem Halfpipe-Sturz in Jugendjahren. Zwei Wochen lang konnte ich damals nicht sitzen. Ich will Tony Hawk für dieses Unglück nicht die Schuld geben und trotzdem war er irgendwie mitverantwortlich für meine waghalsige Aktion, die damals nicht gut ausging. 

Man musste um die Jahrtausendwende kein Skater sein, um Tony Hawk zu verehren. Viele begnügten sich auch einfach mit den legendären Spielen für die Playstation 1, den Nintendo 64 oder den Game Boy. Wer sich wie ich von Stürzen im realen Leben erholen musste, ging stattdessen virtuell auf Highscore-Jagd, erledigte Sammelaufgaben oder lancierte eine neue Karriere.

Zurück zur alten Stärke

In den Folgejahren büsste die Reihe dann leider zunehmend an Reiz ein. Die Erweiterungen und Neuauflagen konnten mit den ersten Spielen nicht mehr mithalten. Oder um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Sie waren richtig schlecht. Tony Hawk verlor deswegen nicht an Bedeutung, geriet aber zunehmend in Vergessenheit.



Nun aber feiert der Ausnahme-Skater endlich ein verdientes Comeback. Denn mit «Tony Hawk's Pro Skater 1 + 2» bringen Activision und Vicarious Visions die Klassiker zurück auf die Spielgeräte. Und obwohl ich bei der ganzen Flut von Remakes und Remaster-Titeln allmählich etwas abgestumpft bin, hat mich Tony Hawk auf Anhieb wieder gepackt.

Wie nach Hause kommen

Ich habe zwar nicht mehr alle Details aus dem Original im Kopf und dennoch fühlte sich auf Anhieb alles so unheimlich schön vertraut an. Die Rails uns Rampen stehen noch an den gleichen Orten wie vor 20 Jahren. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass jetzt alles etwas schicker aussieht. An Sonnenuntergänge, wie sie Venice Beach jetzt zu bieten hat, kann ich mich auf jeden Fall nicht erinnern. 

So vertraut und so viel schöner: der Venice Beach.
So vertraut und so viel schöner: der Venice Beach.
Bild: Activision

Auch am Kern des Spiels haben die Entwickler nicht gross rumgeschraubt. Zum Glück. Denn schliesslich hatte «Tony Hawk» gerade deswegen so grossen Erfolg. Und da die Jagd nach Highscores wohl nie seinen Reiz verlieren wird, macht die Suche nach der ultimativen Trick-Kombo auch heute noch genauso viel Spass. Umso mehr, weil man gewisse Kickflips und Grabs immer noch irgendwo in den Tiefen des Gehirns abgespeichert hat.



In meinem Fall hat es zwar etwas gedauert, bis ich die Highscores wieder purzeln lassen konnte. Wahrscheinlich, weil die Koordinationsfähigkeiten in den letzten 20 Jahren etwas nachgelassen haben. Vielleicht aber auch, weil es sich mit dem Stick des Controllers einfach etwas komisch anfühlt. Ich empfehle deshalb den Einsatz des Steuerkreuzes. So wie früher eben.

Perfekt für einen Couch-Abend zu zweit

Wie früher findet man übrigens auch all die Skater-Legenden im Spiel wieder. Die sind zwar auch etwas älter geworden, haben aber nichts von ihrem Legenden-Status eingebüsst. Es gibt aber auch neue Gesichter, wie das von Riley Hawk, dem Sohn von Tony. Über 20 Skater stehen insgesamt zur Verfügung und sorgen über die eigentlichen Level-Ziele hinaus für genügend Herausforderungen und Spielspass.

Dank dem nostalgischen Split-Screen-Modus, den man heute in vielen Games schmerzlich vermisst, eignet sich das Remake auch perfekt für abendfüllende Stunden zu zweit auf der Couch. Wenn dazu dann noch der zeitlose und grossartige Soundtrack im Hintergrund läuft, werden sich nicht nur Nostalgiker wieder wie wahre Skater-Profis fühlen.

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