Zuckerberg besorgt wegen TV-Serie Facebook holt sich Hilfe von Britney Spears' Anwalt

Von Dirk Jacquemien

26.10.2021

Mathew Rosengart kämpft für Britney Spears und Mark Zuckerberg.
Mathew Rosengart kämpft für Britney Spears und Mark Zuckerberg.
Keystone

Facebook-CEO Mark Zuckerberg meckert über die Medien und fühlt sich ungerecht behandelt. Der Anwalt von Britney Spears soll nun dabei helfen, dass der Ruf des Unternehmens nicht noch tiefer in den Keller geht.

Von Dirk Jacquemien

Bei der Vorstellung der Facebook-Quartalszahlen redete sich CEO Mark Zuckerberg den Frust von der Seele. Er sieht sich und sein Unternehmen als Opfer eines «koordinierten Unterfangens, selektiv geleakte Dokumente zu verwenden», um ein falsches Bild von Facebook zu zeichnen.

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es auf Basis der von der Whistleblowerin Frances Haugen bereitgestellten Dokumente Dutzende Enthüllungsberichte über unzählige Missstände und Fehlverhalten bei Facebook. Diese ganzen Artikel zu lesen, erfordert inzwischen einen ähnlichen Zeitaufwand wie «Krieg und Frieden», in einer Tabelle gibt es einen Überblick über die voluminöse Berichterstattung.

Britney-Anwalt soll Zuckerberg-Ruf retten

Für noch bedrohlicher scheint Facebook aber eine allfällige negative Darstellung des Unternehmens in der Populärkultur zu sehen. Das sehr unvorteilhafte Sittenbild von Zuckerberg, das im oscarprämierten «The Social Network» aus dem Jahre 2010 gezeichnet wurde, wurmt ihn bis heute.

Die Hollywood-Produktionsfirma Anonymous Content arbeitet derzeit an einer auf dem Facebook-Enthüllungsbuch «Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit» basierenden Serie. Diese befindet sich noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase, so ist als einzige Darstellerin bisher Claire Foy («The Crown») als Facebook-COO Sheryl Sandberg bekannt.

Das hält Facebook aber nicht davon ab, bereits jetzt mit einer rechtlichen Bazooka loszuschiessen. Dafür wurde der Staranwalt Mathew Rosengart verpflichtet, der jüngst erfolgreich Sängerin Britney Spears dabei unterstützte, die Vormundschaft ihres Vaters zu beenden. Rosengart drohte nun in einem Brief der Produktionsfirma mit Verleumdungsklagen und Schadensersatzforderung, falls die Serie sich nicht an die «Wahrheit» halten werde, wie «Deadline» berichtet.

Auf eine besonders positive Darstellung in einer allfälligen Facebook-Serie dürften Sheryl Sandberg und Mark Zuckerberg wohl wirklich nicht hoffen.
Auf eine besonders positive Darstellung in einer allfälligen Facebook-Serie dürften Sheryl Sandberg und Mark Zuckerberg wohl wirklich nicht hoffen.
Keystone

Gegen das Buch ging Facebook nicht vor

Das im Juli 2021 veröffentlichte Buch sei voller «falscher und verleumderischer Aussagen, Darstellungen und Andeutungen» über Facebook und seine Führungskräfte. Falls die Serie diese übernehmen würde, werde Facebook alle «angemessenen rechtlichen Schritte» einleiten. Die Produktionsfirma, Investoren und Darsteller*innen seien dann «signifikanten finanziellen Risiken» ausgesetzt, droht Rosengart.

Gegen das vermeintlich verleumderische Buch sowie seine Autorinnen — zwei «New York Times»-Journalistinnen— ist Facebook allerdings nicht gerichtlich vorgegangen, sodass das Unternehmen offenkundig doch nicht ganz so überzeugt von der eigenen Rechtsauffassung ist, wie es das Schreiben an Anonymous Content suggeriert. Zweck des Drohbriefes scheint also eher zu sein, die an der Serie Beteiligten schon vor dem ersten Drehtag einzuschüchtern und zu einer positiveren Darstellung von Facebook zu nötigen.

Mit Tiktok-Klon auf Jagd nach jungen Nutzer*innen

Zuckerberg hält sich an seine neue Strategie, keine Fehler mehr einzugestehen oder sich gar zu entschuldigen. Er hat zudem sogar noch grössere Probleme als schlechte Presse oder eine unvorteilhafte Fernsehserie. Denn Facebook laufen die jungen Nutzer*innen davon. Deshalb soll sich das Unternehmen nun auf «junge Erwachsene» konzentrieren, Menschen zwischen 18 und 29 Jahren. Hier hofft Zuckerberg vor allem auf den in Instagram eingebauten Tiktok-Klon Reels, der bisher allerdings an den Erfolg der chinesischen App nicht mal ansatzweise heranreicht.

Und schliesslich gibt es ja noch das «Metaverse» – die virtuelle Welt, mit der Facebook hofft, in Zukunft Geld zu verdienen. Da das derzeit aber noch nicht der Fall ist, will Facebook die Geschäftszahlen aus diesem Bereich ab dem nächsten Quartal separat von der «Facebook-App-Familie» – Facebook, Instagram, Messenger und Whatsapp — ausweisen. Eine für diese Woche erwartete Namensänderung des Unternehmens Facebook, die den neuen Fokus auf das Metaverse hervorheben soll, hat Zuckerberg noch nicht verkündet.