Neue Solarmodule nötig Energiekrise trifft auch Internationale Raumstation

Von Dirk Jacquemien

12.11.2022

Ganz rechts sind schon zwei der neuen Solarmodule zu sehen.
Ganz rechts sind schon zwei der neuen Solarmodule zu sehen.
NASA

Damit die ISS den Blackout vermeiden kann, müssen nun auch im Weltall die Astronaut*innen Hand anlegen und neue Solarmodule installieren.

Von Dirk Jacquemien

Solarzellen auf dem Dach des eigenes Hauses sind gerade besonders populär. Schliesslich wirst du damit zu einem gewissen Masse unabhängig vom Stromnetz und musst nicht mehr den totalen Blackout fürchten. Doch Solarzellen und die für die Installation passenden Handwerker*innen zu finden, ist dieser Tage alles andere als einfach.

Ganz früh dran beim Umstieg auf erneuerbare Energien war aber die Internationale Raumstation ISS. Es ist schliesslich wenig praktikabel, Gas, Öl oder Kohle ins Weltall zu schiessen, um Strom zu erzeugen. Der wird auf der ISS daher aus riesigen Solarmodulen gewonnen, die auch das Aussehen der Raumstation dominieren.

Solarmodule zum Ausrollen

Doch sie sind wie die Station nun über 20 Jahre alt und liefern nicht mehr ihre ursprüngliche Leistung. Hinzu kommt, dass der Energiebedarf durch immer kompliziertere Experimente an Bord stetig gewachsen ist. Also ist ein Ausbau nötig. Und zumindest mit dem Handwerkermangel muss sich die ISS nicht herumschlagen: Die Astronaut*innen werden die Installation selbst übernehmen.

Durch mehrere Weltraumspaziergänge sollen in den kommenden Wochen und Monaten vier neue Solarmodule die bestehenden ergänzen. Zunächst müssen Gerüste an der Station befestigt werden. Auf diesen werden die Solarmodule, ISS Roll-Out Solar Arrays (iROSAs) genannt, dann fixiert.

Wie der Name schon verrät, kommen die Solarmodule in kompakter, zusammengerollter Form an Bord eines SpaceX-Raumsschiffs zur ISS. Ausgerollt haben sie dann eine Fläche von je 18 mal 6 Meter und werden versetzt zu den bestehenden Solarmodulen angebracht, damit diese weiterbetrieben werden können. Zwei dieser neuen Modulen wurden bereits vergangenes Jahr angebracht.

Vorhaben drohte zu scheitern

Das Vorhaben drohte in den letzten Tagen allerdings fast zu scheitern. Eines der Solarpanels der am Montag gestarteten Frachtfähre Cygnus «Sally Ride» faltete sich nach dem Start nicht aus, so dass zunächst unklar war, ob es die Fähre zur ISS schaffen würde. Am Mittwoch gelang dann aber dennoch das Andocken. An Bord der «Sally Ride» waren wichtige Werkzeuge für die Installation der neuen Solarmodule.

Dennoch befindet sich die ISS wohl inzwischen in ihrem letzten Lebensabschnitt. Gegenwärtig planen die USA, die Raumsstation 2031 kontrolliert abstürzen zu lassen. Russland droht allerdings immer wieder mit einem deutlich früheren Ende. Derzeit heisst es aus Moskau, 2024 werde man sich zurückziehen. Ohne russische Kooperation könnte die ISS wohl nicht weiterbetrieben werden.