Mangelnder Jugendschutz TikTok muss 345 Millionen Euro Busse zahlen

dpa/dj

18.9.2023 - 21:14

TikTok muss in Irland eine Datenschutz-Strafe in Millionenhöhe zahlen.
TikTok muss in Irland eine Datenschutz-Strafe in Millionenhöhe zahlen.
Bild: dpa

Der Umgang von Betreibern sozialer Netze mit minderjährigen Nutzern sorgt immer wieder für Streit. Jetzt muss TikTok eine Millionenstrafe wegen bestimmter Voreinstellungen zahlen.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • TikTok muss eine Busse von 345 Millionen Franken zahlen, weil es nicht rechtmässig mit den Nutzerdaten von Kindern umgegangen ist.
  • Die irische Datenschutzbehörde wirft TikTok vor, Profile von Minderjährigen standardmässig öffentlich einsehbar gemacht zu haben.
  • TikTok sagt, man habe schon längst den Datenschutz von Kindern verbessert.

Der populäre Videodienst TikTok ist von irischen Datenschützern mit einer Busse von 345 Millionen Euro (330 Mio. Franken) belegt worden. Auslöser war eine Untersuchung zum Umgang mit Nutzerdaten von Minderjährigen von Ende Juli bis Ende Dezember 2020, wie die irische Datenschutzbehörde am Freitag mitteilte.

Speziell sei es dabei um einige Einstellungen der Plattform sowie die Altersüberprüfung bei der Anmeldung gegangen. Unter anderem war demnach die Voreinstellung so, dass Beiträge wie Videos von Nutzern im Alter zwischen 13 und 17 Jahren standardmässig für alle sichtbar veröffentlicht werden konnten. Auch sei die Kommentarfunktion in den Profilen als Voreinstellung für alle anderen Nutzer zugänglich gewesen.

Tiktok: Einstellungen längst geändert

TikTok betonte in einer Reaktion, die Ergebnisse der Untersuchung bezögen sich in erster Linie auf Einstellungen, die vor drei Jahren gültig gewesen seien. «Und die meisten dieser Ergebnisse sind aufgrund von Massnahmen, die wir bereits vor Beginn der Untersuchung eingeführt haben, nicht mehr relevant.» Dazu gehöre, dass alle Konten von Nutzern im Alter unter 16 Jahren standardmässig auf privat gesetzt worden seien.

Zusätzlich zur Strafe wurde TikTok aufgefordert, die Datenverarbeitung binnen drei Monaten in Einklang mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu bringen. Die Rekordstrafe nach der DSGVO von 1,2 Milliarden Euro war im Mai gegen den Facebook-Konzern Meta verhängt worden.

Rechenzentren in Irland und Norwegen

TikTok ist gerade dabei, Daten europäischer Nutzer in ein neues Rechenzentrum in Irland zu verlagern. Ein weiteres Rechenzentrum in Irland und eines in Norwegen sind im Bau. Bis Ende 2024 sollen die europäischen Nutzerdaten dorthin übertragen und standardmässig dort gespeichert werden.

TikTok will mit dem Plan unter dem Namen «Project Clover» Vertrauen in Europa gewinnen. Die Video-App hat einen schweren politischen Stand im Westen, da sie dem chinesischen Konzern Bytedance gehört. So untersagten die EU-Kommission und mehrere europäische Regierungen die Nutzung der App auf Diensthandys ihrer Mitarbeiter*innen. Mit «Project Clover» will TikTok garantieren, dass der Zugriff auf persönliche Daten europäischer Nutzer*innen strikt geregelt und transparent ist.

dpa/dj