Propaganda auf AbwegenChinesische Tiktok-Influencer geben sich als russische Soldaten aus
Von Dirk Jacquemien
31.7.2023
Auf Social Media ist vieles nicht, wie es scheint. Ein Extrembeispiel ist nun das chinesische Tiktok, auf dem chinesische Influencer so tun, als seien sie russische Soldaten im Krieg gegen die Ukraine.
Von Dirk Jacquemien
31.07.2023, 14:19
31.07.2023, 14:21
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Pro-russische Inhalte sind beliebt auf Social Media in China.
Um diese Marktlücke zu füllen, geben sich chinesische Influencer*innen als Russ*innen aus.
So geben sie beispielsweise vor, gerade als russische Soldaten gegen die Ukraine und den Westen zu kämpfen.
Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich China ziemlich eindeutig auf die Seite des einstigen kommunistischen Bruderstaats geschlagen. So verweist die staatliche Propaganda immer wieder auf die vermeintliche westliche Verantwortung für den Krieg.
Diese Propaganda zeigt auch in den sozialen Medien in China Wirkung, wo sich pro-russische Inhalte grosser Beliebtheit erfreuen. Um diesen Bedarf zu bedienen, ist manchen Influencer*innen jedes Mittel recht.
Berichte über tapfere Schlachten gegen die USA
Ein prominenter Account auf Douyin, der in Festland-China verfügbaren Version von Tiktok, gab sich beispielsweise den Namen Pavel Korchatie, wie «Rest of World» berichtet. In seinen Videos redet «Pavel» chinesisch mit einem vermeintlichen Akzent und sagt, er kämpfe gerade als russischer Soldat in der Ukraine.
In einem Clip steht er etwa vor den Kühltürmen eines Atomkraftwerkes und erzählt seinen Followern, er und seine Kameraden hätten gerade erfolgreich gegen US-Marines gekämpft und das Kraftwerk in Charkiw erobert. Der Clip endet mit «Ura!», dem Schlachtruf der russischen Armee.
Videos in chinesischer Provinz gedreht
Nun fallen jedem, der nicht nur russische und chinesische Propaganda konsumiert, auf Anhieb einige logische Probleme mit dem Video auf. So hat die russische Armee nie Charkiw eingenommen und es kämpften auch keine US-Marines dort.
Doch «Pavel» hat durchaus einige Anstrengungen unternommen, um sein Publikum zu täuschen. So legte er einen Filter über das Video, um seinem Gesicht ein europäisches Aussehen zu verschaffen. Einige Nutzer*innen bemerkten dann aber, dass das Kraftwerk im Hintergrund seiner Videos nicht in Charkiw, sondern in der chinesischen Henan-Provinz steht. Douyin sperrte den Account schliesslich.
Mit Wodka und Honig zur russischen Frau
Ebenfalls als Russin ausgegeben hat sich eine Influencerin aus der Hubei-Provinz, die als «Russian Nana» populär wurde. Auch sie nutzte einen Filter, um sich blonde Haare und blaue Augen zu geben. Sie hatte 1,95 Millionen Follower, aber scheint vorwiegend aus kommerziellen Motiven gehandelt zu haben.
Denn in ihren Videos vermarkte sie vor allem vermeintlich russische Produkte mit dubiosen Versprechungen. So könne jeder Chinese eine russische Frau heiraten, wenn er nur deren Vater Wodka und Honig aus dem Online-Shop von «Russian Nana» kaufe.