Auferstanden im Bombenkeller Darth Vader lebt – in der Ukraine

Dirk Jacquemien

26.9.2022

Die Macht ist mit ihm: Darth Vader in der Ukraine.
Die Macht ist mit ihm: Darth Vader in der Ukraine.
Keystone

Die Rechte an Darth Vaders Stimme gehört einem ukrainischen Start-up: Dieses liess den «Star Wars»-Bösewicht in Kellern in der Ukraine wieder aufleben, während russische Bomben fielen.

Dirk Jacquemien

Darth Vader gehört zu den berühmtesten Bösewichten der Filmgeschichte. Mitentscheidend für dessen Publikumserfolg war James Earl Jones, der dem Charakter seit dem ersten «Star Wars»-Film 1977 seine tiefe, furchteinflössende Stimme lieh. Doch Jones ist inzwischen 91 Jahre alt und sehnt sich nach seinem wohlverdienten Ruhestand.

Also hat er die Rechte an seiner Stimme abgegeben, an das ukrainische Start-up Respeecher. Das kann mittels künstlicher Intelligenz eine Stimme erzeugen, die genauso klingt wie jene von Jones in den 1970ern.

Bei der Disney+-Serie «Obi-Wan Kenobi» war Respeecher für die Stimme von Darth Vader verantwortlich und die Arbeiten daran wurden just in dem Moment beendet, als russische Bomben auf die Ukraine fielen, wie «Vanity Fair» berichtet.

Enge Kooperation mit Produktionsfirma

Lucasfilm, die Produktionsfirma hinter dem «Star Wars»-Franchise, hatte zuvor bereits mit Respeecher zusammengearbeitet, für die Serie «The Book of Boba Fett». Hier erzeugte das Start-up die Stimme des jungen Mark Hamill alias Luke Skywalker. Entsprechend etabliert war die Kooperation zwischen den Lucasfilm-Produktionsstudios in Kalifornien und Respeecher in der Ukraine.

Bei «Obi-Wan Kenobi» hatte der Darth-Vader-Charakter rund 50 Sätze. Um die zusammenzustellen, wurden rund 10'000 Dateien umhergeschickt, um Dialoge anzupassen und zu perfektionieren. Am 24. Februar, als die Arbeiten fast abgeschlossen waren, griff Russland das Nachbarland an.

Darth Vader aus dem Badezimmer

Respeecher-Mitarbeiter Bogdan Belyaev war im Homeoffice in Lwiw und arbeitete in einem innenliegenden Badezimmer weiter, das zum Bunker umfunktioniert wurde, wie er «Vanity Fair» erzählte. Seine Kolleg*innen in Kiew hätten ebenfalls in Kellern oder Innenräumen ihre Arbeit fortgesetzt, obwohl Lucasfilm signalisierte, dass dies unter den Umständen nicht nötig sei.

Respeecher-CEO Alex Serdiuk hofft jedoch, dass durch die Aktivitäten seines Unternehmen die ukrainische Start-up-Szene mehr Aufmerksamkeit bekommt. «Wir erschaffen Arbeitsplätze, wir zahlen Löhne, wir tragen zur ukrainischen Wirtschaft bei, und das ist ist ziemlich bedeutsam», so Serdiuk.