«Crypto Summit» in Zürich«Crypto Summit» in Zürich: Ideen für die Zukunft der Blockchain
Veronika Khinich
3.11.2018
Am 28. und 29. Oktober haben sich über 1'000 Blockchain-Unternehmer auf dem «Crypto Summit Zürich», der grössten Krypto-Konferenz der Schweiz, versammelt. Am Event wurden Ideen ausgetauscht und über die künftigen Möglichkeiten von Kryptowährungen referiert. Ein Vor-Ort-Report.
Bekanntlich gilt die Schweiz als sicherer Hafen für Projekte rund um Kryptowährungen. Seit sich die sogenannte «Crypto Valley» in Zug am etablieren ist, lockt die Eidgenossenschaft Unternehmer, die sich an den Entwicklungen in diesem Feld interessieren, umso mehr an. Kein Wunder also, dass die Hallen der «StageOne» in Zürich sich an diesem Wochenende mit hunderten von Blockchain-Enthusiasten aus aller Welt gefüllt hatten.
Der Event wurde zusätzlich auch im Internet übertragen, so dass zusätzlich noch mehrere tausende Interessierte aus dem Ausland das Treffen in Zürich aus der Distanz live mitverfolgen konnten.
Über zwei Tage präsentierten und diskutierten bedeutende Krypto-Persönlichkeiten aus In- und Ausland die Blockchain-Projekte, die die Schweiz und die Welt als nächstes bewegen sollen. In Podiumsdiskussionen wurde erläutert, was die Bedingungen sind, um neue Kryptowährungen in das bereits existierende Schweizer Blockchain-Regulationssystem zu integrieren.
Neue Möglichkeiten für die Krypto-Schweiz
So wurde zum Beispiel über die Einbindung von Kryptowährungen in die traditionellen Finanzprozesse diskutiert: Auf einer der Paneldiskussionen teilte Ivo Sauter – Manager bei der Schweizer Börse SIX – mit, welche Erfahrungen sein Unternehmen bei der Entwicklung einer Plattform für Blockchain-basierte Wertpapiere bereits gemacht habe.
Zusammen mit internationalen Gästen diskutierte Sauter weiter, wie es mit der Integration solcher Technologien in anderen Ländern aussieht. Da in der Schweiz schon ein grosses geschäftliches Interesse an Blockchain-Lösungen vorhanden ist, waren am Cryptosummit unter anderen auch Blockchain- und ICO-Beratungsfirmen wie «Swisscom Blockchain Solutions» mit CEO Daniel Haudenschild oder «Alphapoint» vertreten.
Kreativ sein statt aufwändig Rechte verwalten
Doch nicht nur über Theorie wurde geredet: Auf der Konferenz wurden auch praktische Lösungen zur Blockchain vorgestellt. Einen Inovationsvorschlag für die Musikindustrie lieferte «Utopia», vertreten durch CEO Matthias Hjelmstedt. In seiner Rede erklärte er, wie die Wertschöpfungskette in der Musik-Branche aussieht, und wo das meiste Geld verloren geht – nämlich bei den Rechts- und Verwaltungsabteilungen.
Durch die Nutzung von Blockchain-Technologien entwickelt «Utopia» ein neues Musik-Ökosystem und will dabei neue Einnahmequellen für Musiker und andere Kreative schaffen und gleichzeitig die Rechte-Verwalter entlasten.
Vor allem freischaffende Künstler sollen durch Blockchain-Anwendungen entlastet werden, womit sie sich wieder mehr auf ihre eigentliche Arbeit fokussieren können, statt Rechte zu verwalten und sich um Copyrights zu kümmern. Die Technologie dafür basiert auf «Smart Contracts», die auch bei Konzerttickets zum Einsatz kommen und diese flexibler machen sollen.
Grüne Krypto-Coins fördern Nachhaltigkeit
Am Crypto Summit wurde mit dem Projekt «TreeCoin» ausserdem gezeigt, wie man mit Hilfe von Blockchain auch die Nachhaltigkeit fördern kann. Der CEO von TreeCoin, Jörg Schäfer, teilte mit den Anwesenden seine Idee, wie man per Blockchain in Aufforstung – oder in anderen Worten, neue Bäume – investieren kann. Die Nutzung seines «TreeCoins» ist dabei eng an eine Initiative zur Aufforstung von Wäldern in Paraguay gekoppelt.
Von der Anpflanzung der Eukalyptus-Bäume in Paraguay profitierten alle, so Schäfer: Einerseits beheben die Bäume die ökologischen Probleme nach der Abholzung in der Region, andererseits könnten die besonders schnell wachsenden Bäume wieder genutzt und ihr Holz verkauft werden. Somit erhalten auch die Investoren Dividenden, und das ermögliche eine langfristige Finanzierung der Aufforstung.
Dabei profitiere auch das Land selber: Der «PayCoin» des Projekts, mit dem die Mitarbeiter in Paraguay bezahlt werden, könne in Läden vor Ort benutzt werden – womit die lokale Bevölkerung Lebensmittel und andere Güter mit einer Ermässigung von 10% kaufen kann.
«GoodCoins» auch für Afrika
In die selbe Richtung arbeitet eine andere «Good Coin»-Initiative aus Deutschland, wo das Unternehmen «Africa Greentec» mit seinem «Sun Protocol»-Token Solarprojekte in Afrika realisiert. Dabei wird die Nutzung von Solarstrom mit einem Krypto-Coin belohnt, der wiederum genutzt werden kann, um Güter des täglichen Lebens zu erstehen. «Africa Greentec» war zwar nicht am «Crypto Summit» vertreten, gewinnt mit seiner Geschäftsidee jedoch regelmässig Awards und Lob von der Presse.
Bitcoin: Hat die Kryptowährung das Zeug dazu, Dollar und Euro als Währungen abzulösen? Dazu muss das Digital-Geld noch einige offene Fragen beantworten:
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Frage 1: Volatilität. 2017 machte Bitcoin vor allem mit seinen massiven Kursanstiegen Schlagzeilen ...
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Potenzielle Nutzer fragen sich ob der grossen Volatilität, ob ihr Erspartes in Bitcoin überhaupt sicher ist. Das müssen sich allerdings vor allem Spekulanten überlegen. Für kurzfristige Transaktionen spielt der aktuelle Kurs zum Dollar nur eine kleine Rolle.
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Damit hinkt der Vergleich mit historischen Ausnahmesituationen von Hyperinflation oder Hyperdeflationen auch ein Bisschen. Man kann sein Erspartes nach wie vor in CHF halten, für eine Überweisung dann aber einen Teil in Kryptogeld verwandeln.
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Frage 2: Warum bezahlen wir unseren Kaffee dann noch nicht per Bitcoin? Grund dafür sind momentan auch die Transaktionsgebühren. Sie betragen momentan rund 10 Franken pro Überweisung.
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Grund ist, dass aufgrund des raschen Wachstums das Bitcoin-Transaktionsnetzwerk verstopft ist. Transaktionen müssen durch ein Netzwerk gehen und momentan gilt: Wer mehr bezahlt, kommt schneller durch. Andere Kryptowährungen wie «Bitcoin Cash» oder «Litecoin» haben dieses Problem schon gelöst.
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Frage 3: Wie lange geht eine Transaktion? Momentan zwischen 10 Minuten und 10 Stunden. Analog zur Frage 2 - je nachdem, wieviel man für seine Transaktion zahlt. Allerdings wäre es ein Leichtes, diese Verzögerungen zu minimieren und damit eine echte Alternative zu Kreditkarten-Netzwerken zu werden.
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Und Frage 4: Wie steht's mit dem Energieverbrauch? Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht momentan etwa die Strommenge eines Mittleren Staates wie Dänemark oder Bulgarien. Problem: Viel davon wird in China abgewickelt, mit dreckigem Strom aus fossilen Brennstoffen.
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Dabei hätten die Kryptowährungen das Potenzial, Finanztransaktionen viel effizienter abzuwickeln als dies Banken und Börsen bisher taten. Erneuerbare Energien für Digital-Geld wären also ein Segen für die Umwelt.