Heimwerker, aufgepasstApple zeigt erstmals, wie du dein iPhone selbst flicken kannst
Von Dirk Jacquemien
28.4.2022
Apple hat erstmals detaillierte Anleitungen für die Selbst-Reparatur von defekten iPhones veröffentlicht. Auch Ersatzteile bietet der Konzern nun Privat-Nutzer*innen an.
Von Dirk Jacquemien
28.04.2022, 14:17
28.04.2022, 16:24
Dirk Jacquemien
Bislang waren Besitzer*innen eines defekten iPhones auf sich allein gestellt. Wer nicht die nahe am Neupreis eines Gerät liegenden Reparaturkosten bei Apple direkt zahlen wollte, musste sein Glück bei unabhängigen Reparaturläden versuchen.
Diese wiederum konnten keine Ersatzteile von Apple direkt beziehen, sondern mussten sich auf dem Graumarkt bedienen. Die Reparatur selbst war dann auch für Profis alles andere als einfach, da Apple keinerlei Baupläne der iPhones zur Verfügung stellte.
Seiten wie «iFixit» haben stattdessen in mühsamer Kleinarbeit die Innereien der iPhones dokumentiert. Und schliesslich verwendet Apple noch spezielle, nicht standardisierte Schrauben, für die dann entsprechend ein extra Schraubenzieher nötig ist.
Dieses Verhalten brachte Apple massiv Kritik ein, bis hin zu Gesetzesinitiativen, die ein «Right to Repair» festschreiben wollten. Zahlreiche iPhones landeten wegen kleinerer Defekte auf der Mülldeponie, da eine Reparatur unter diesen Umständen nicht wirtschaftlich war.
Seit vergangenem Jahr hat sich Apple etwas geöffnet. Zuerst wurden auch unabhängige Reparaturläden mit Ersatzteilen ausgestattet und nun werden erstmals Reparaturanleitungen der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Zunächst gibt es Anleitungen für neun iPhone-Modelle, die alle innerhalb der letzten zwei Jahre lanciert wurden: das iPhone 12, 12 mini, 12 Pro und 12 Pro Max, das iPhone 13, 13 mini, 13 Pro und 13 Pro Max sowie die dritte Generation des iPhone SE.
Die Anleitungen sind jeweils rund 80 Seiten lang und beschreiben Schritt für Schritt, wie man Bildschirm, Kamera, Batterie, Lautsprecher und Vibrationsmotor reparieren beziehungsweise austauschen kann. Dafür ist jedoch weiterhin einiges an technischer Finesse erforderlich.
In den USA können Privat-Nutzer*innen nun auch direkt bei Apple die nötigen Ersatzteile bestellen, in Europa soll das in einigen Monaten ebenfalls möglich sein. Die Preise sind dabei Apple-untypisch sehr moderat. Eine neue iPhone-13-Batterie kostet etwa 70 Dollar. Wenn man danach die alte Batterie einschickt, gibt es davon sogar noch rund 25 Dollar zurück.
Ausserdem vermietet Apple bei Bedarf noch zwei Werkzeugkästen mit allem für die Reparatur nötigen Equipment, falls man dieses nicht zufällig schon in der Garage herumliegen hat. Die beiden Kästen haben ein Gewicht von 21 und 18 Kilogramm und kosten 49 Dollar pro Woche Nutzung. Darin enthalten sind dann allerdings auch wirkliche Profi-Tools, wie eine Apparatur, in der der Bildschirm erhitzt wird, damit er entfernt werden kann.
«iFixit» lobt Apples Schritt, weist allerdings auf einen Haken hin: Zur Bestellung der Ersatzteile muss die Seriennummer des iPhones eingegeben werden. Nach abgeschlossener Reparatur überprüft Apple, ob das Ersatzteil auch im «richtigen» iPhone eingebaut wurde — nur dann funktioniert es einwandfrei.