Fahrzeugsysteme Gut möglich, dass es bald nur noch Apple- und Android-Autos gibt

Dirk Jacquemien

3.10.2022

In Fahrzeugen der Volvo-Tochter Polestar ist Android Automotive bereits das Betriebssystem.
In Fahrzeugen der Volvo-Tochter Polestar ist Android Automotive bereits das Betriebssystem.
Polestar

Google und Apple dringen immer mehr in den Automobilbereich vor. Bald könnte auch hier das Betriebssystem ein entscheidender Faktor bei der Autowahl werden.

Dirk Jacquemien

Wenn du ein neues Smartphone kaufen willst, ist die erste Frage eigentlich immer: «Apple oder Android?» Denn mit der Wahl des Betriebssystems bindet man sich auch an ein Ökosystem. Apps, die man bei Google Play gekauft hat, müsste man bei einem Wechsel zu einem iPhone mit iOS nochmals erwerben, und umgekehrt. Cloud-Dienste eines Anbieters lassen sich nicht oder nur schlecht mit dem Smartphone eines anderen nutzen.

All das trägt dazu bei, dass es nur wenig Wechsel zwischen den beiden Systemen gibt. Und diese Bindung sorgt auch dafür, dass es quasi keine Chance für Dritte gibt, ein anderes mobiles Betriebssystem einzuführen. Das Duopol Apple-Google scheint für die Ewigkeit gefestigt zu sein, was nicht gut für Konsument*innen sein kann. Und nun droht das gleiche Szenario bei Autos.

Autos sind Computer auf Rädern

Moderne Autos sind inzwischen auch Computer auf Rädern. Nicht nur das Entertainment-System, sondern auch immer mehr kritische Funktionen eines Autos – sei es ein Fahrassistent oder das Auslösen der Airbags – werden von Computerprogrammen gesteuert.

Doch von Tesla vielleicht mal abgesehen, das sich auch als Tech-Unternehmen versteht, gehört das Entwickeln von Software nicht zur Kernkompetenz teils jahrhundertealter Autokonzerne. Das haben viele von ihnen in den letzten Jahren auch anerkannt.

Zunächst haben die meisten Hersteller noch alle Aspekte ihrer On-Board-Software selbst entwickelt – ein wenig so wie in den Anfangstagen der Smartphones. Doch nun wird stärker auf externe Zuarbeit gesetzt, vor allem eben von Apple und Google, wie das «Wall Street Journal» bemerkt.

Apple und Google gehen tief ins Auto herein

Google hat etwa Partnerschaften mit BMW, Ford, Stellantis (ehemals Fiat-Peugeot), Honda, Renault-Nissan-Mitsubishi, Volvo und General Motors abgeschlossen. Sie können Android Automotive nutzen, das sich tief in das System des Autos integrieren kann und etwa auch die Geschwindigkeit anzeigen oder die Klimaanlage steuern kann.

Im Juni stellt Apple dann eine neue Version von CarPlay vor. Bisher konnte man damit nur Funktionen des iPhones wie Musikwiedergabe oder die Navigation per Apple Maps, auf den Bildschirmen das Auto spiegeln. 2023 soll CarPlay aber ebenfalls viel tiefer mit den Fahrzeugen vernetzt werden und auch die aktuelle Geschwindigkeit oder den Ladezustand anzeigen können.

Bisher lassen sich mit CarPlay nur einige Apps des iPhones auf dem Bildschirm des Autos anzeigen.
Bisher lassen sich mit CarPlay nur einige Apps des iPhones auf dem Bildschirm des Autos anzeigen.
Apple

Freie Wahl oder Duopol

Noch gibt es Überschneidungen bei der Unterstützung der Systeme, so sind etwa Ford und Renault-Nissan-Mitsubishi auch beim neuen CarPlay dabei. Das weckt die leise Hoffnung, dass sich Autobesitzer*innen bald das Betriebssystem ihres Fahrzeuges aussuchen können. Darauf sollte man allerdings nicht zu viel wetten.

Unklar ist vor allem, wie Apple sich künftig verhält. Noch ist CarPlay offen für alle Hersteller. Doch sollte Apple irgendwann mal tatsächlich das seit Langem erwartete eigene Auto auf den Markt bringen, könnte der Tech-Gigant zur von iPhone, iPad, Mac und Co. bekannten Geschäftspraxis zurückkehren und die eigene Software exklusiv für die eigene Hardware behalten. Dann hiesse es auch bei Autos: «Apple oder Android?»