Textnachrichten Google will Apple zu einheitlichem Standard zwingen

Von Dirk Jacquemien

10.8.2022

Blaue Blasen für iMessage, grüne Blasen für Android. Diese Spaltung will Google beenden.
Blaue Blasen für iMessage, grüne Blasen für Android. Diese Spaltung will Google beenden.
Google

Mit einer Werbekampagne will Google Apple dazu bringen, den neuen Nachrichtenstandard RCS umzusetzen. Doch der iPhone-Hersteller wird kaum den Wettbewerbsvorteil iMessage aufgeben.

Von Dirk Jacquemien

Die grüne Blase ist verräterisch. Erscheint sie in der Nachrichten-App des iPhones, weiss man sofort, dass das Gegenüber kein cooles iPhone besitzt und stattdessen ein/e arme/r Android-Nutzer*in ist. Dieser weit verbreitete Eindruck dürfte der Hauptgrund sein, warum Apple zum einen iMessage auf seine eigenen Geräte beschränkt und zum anderen moderne, offene Nachrichtenstandards ablehnt.

Letzteres will Google nun mit öffentlichem Druck ändern. Die Kampagne «Get the Message» soll Apple dazu bewegen, den Nachrichtenstandard RCS zu unterstützen. Dieser wurde als Nachfolger des Uraltsystems SMS entwickelt und soll Kommunikation mit modernen Features zwischen Smartphones verschiedener Hersteller und Netzanbieter ermöglichen.

Extra Apps sollen unnötig werden

So lassen sich per RCS etwa hochauflösende Videos und Fotos verschicken, Lesebestätigungen anzeigen und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung umsetzen. Das sind Features, für die sonst eigene Messenger-Apps oder eben Apples iMessage nötig sind. Ziel ist dabei, dass alle Smartphones ab Werk RCS unterstützen, extra Apps also überflüssig sein werden.

RCS wurde ursprünglich von der GSM Association, der weltweiten Vereinigung der Netzanbieter, entwickelt. In der Praxis ist aber vor allem Google der grösste Fürsprecher des Standards. Es hat RCS fest in Android integriert und betreibt seit Jahren umfangreiche Lobbyarbeit.

Kein Interesse bei Apple

Viele Netzanbieter weltweit unterstützen inzwischen RCS, darunter auch die Swisscom. Doch bei Apple stiessen die RCS-Befürworter bisher nur auf Granit. Interne Apple-Dokumente belegen, dass es dem Unternehmen bewusst ist, dass die Exklusivität von iMessage zu den grössten Wettbewerbsvorteilen des iPhones gehört.

Apple hat somit keinerlei wirtschaftliches Interesse, einen Standard zu fördern, der iMessage ersetzen könnte, auch wenn dies den Komfort seiner Nutzer*innen erhöhen würde. Google-Manager warfen Apple gar vor, vom «Mobbing» gegen jugendliche Android-Nutzer*innen zu profitieren.

Bei der «Geht the Message»-Kampagne werden Nutzer*innen nun aufgefordert, Apple auf Twitter anzuschreiben und die RCS-Unterstützung einzufordern. Dass dies CEO Tim Cook und sein Team beeindrucken wird, darf bezweifelt werden.