Grossbrand zerstört Server App-Ausfall stürzt Südkorea ins Chaos

Von Dirk Jacquemien

18.10.2022

KakaoTalk ist eine eierlegende Wollmilchsau in App-Form.
KakaoTalk ist eine eierlegende Wollmilchsau in App-Form.
Bild: Getty Images

Der Präsident setzt einen Krisenstab ein und spricht von einer Gefahr für die nationale Sicherheit: Der Ausfall einer populären App hat Südkorea ins Chaos gestürzt.

Von Dirk Jacquemien

KakaoTalk ist für Südkorea so etwas wie eine Kombination aus WhatsApp und Google. Mit der App kann man natürlich Nachrichten verschicken, aber sich auch in Konten bei zahlreichen Unternehmen einloggen. Ob man ein Taxi bestellen will oder Online-Shopping betreiben will, immer müssen Südkoreaner*innen sich bei KakaoTalk anmelden.

KakaoTalk hat in Südkorea 47,5 Millionen Nutzer*innen – bei einer Einwohnerzahl von 51,7 Millionen. Dementsprechend gross waren die Auswirkungen, als am Samstag ein Feuer ein Rechenzentrum südlich von Seoul verwüstete, in dem sich 32'000 Server des Dienstes befanden. KakaoTalk brach völlig zusammen, als das Feuer gelöscht war, zeigte sich, dass wohl nur knapp die Hälfte der Server den Brand überlebt hat.

«Nationale Katastrophe»

Der Ausfall von KakaoTalk sei eine «nationale Katastrophe», so Präsident Yoon Suk-yeol. Er hat seinen Wissenschaftsminister angewiesen, einen Krisenstab anzuführen. Am Montag fingen die Dienste der App nach und nach wieder an zu funktionieren. Wann KakaoTalk wieder vollständig einsatzbereit ist, ist allerdings noch unklar.

Die Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Südkorea sorgen nun auch für Rufe nach gesetzlichen Änderungen, um Monopol-Stellungen, wie sie KakaoTalk offensichtlich hatte, künftig zu vermeiden. Sowohl Regierung als auch Opposition kündeten entsprechende Gesetzesvorschläge an.

Super-App bergen Gefahren

«In einer eng vernetzten Welt ist die Datenkommunikations-Infrastruktur eng mit der nationalen Sicherheit und dem Leben von Menschen verbunden», sagte Präsidentensprecherin Kim Eun-hye. In Notfallsituationen könnte dies zu «fatalen Problemen» bei der nationalen Sicherheit führen, so Kim laut «Korea Herald».

Sogenannte «Super-Apps» wie KakaoTalk sind neben Südkorea auch in China populär. In westlichen Ländern gibt es eine solche Überdominanz eines einzigen Dienstes bisher noch nicht. Facebook versuchte vor einigen Jahren ziemlich erfolglos in diese Richtung zu gehen und zuletzt kündigte Elon Musk an, nach dem abgeschlossenen Kauf von Twitter dieses in eine Super-App verwandeln zu wollen.