Vom Lockdown für die Ungeimpften zum Lockdown für alle in einer Woche. So reagieren zwei Betroffene auf die Verschärfung in Österreich.
In Österreich geht es Schlag auf Schlag. Am Sonntag verkündete die Regierung den Lockdown für Ungeimpfte für zehn Tage, am Freitag legte sie bereits nach: Ab Montag müssen alle zu Hause bleiben, für maximal 20 Tage.
«Zuerst kommt lange nichts, und dann eskalieren sie komplett», so umschreibt der Student, den wir auch schon am Montag befragt haben, die Strategie der Regierung.
Aus der Ruhe durch den schnellen Umschwung lässt er sich nicht bringen, überrascht hat es ihn trotzdem. «Ich hätte gedacht, dass es nochmals ein, zwei Wochen braucht, um diese 180-Grad-Drehung zu legitimieren.» Denn noch Anfang der Woche wollte Bundeskanzler Schallenberg nichts von schärferen Massnahmen wissen. Der Teil-Lockdown zeige bei den Impfzahlen bereits seine Wirkung, sagte er am Montag vor den Medien.
Am Donnerstag verkündeten dann die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg, die beide mit überfüllten Intensivstationen zu kämpfen haben, den Lockdown. Am Freitag weitete Schallenberg die Massnahme auf das ganze Land aus.
In Wien sei ein Lockdown eigentlich nicht gerechtfertigt, sagt der Student. Aber er verstehe «im Sinne der Solidarität», dass die Massnahme auch bundesweit eingeführt werde.
Was er jedoch nicht nachvollziehen kann, ist die Impfpflicht, welche die Regierung auf den Februar angekündigt hat. «Es scheint, als wolle die Regierung dann im Nachhinein sagen können, so viele Menschen hätten sich ja nicht nur aufgrund der Impfpflicht impfen lassen, sondern schon davor.»
Zum Nachdenken hat der Gastronom erst am Montag Zeit
Den Entscheid noch nicht ganz begreifen kann der Wiener Gastronom, der ebenfalls bereits am Montag zu Wort gekommen ist. Der Gastronom bedauert, dass es so weit kommen musste. «Surreal» sei die Situation, doch zum Nachdenken bleibt keine Zeit: Ein stressiges Wochenende kündigt sich an, «es kommen jetzt noch etliche Reservierungen rein», sagt er.
Ab Montag heisst es dann Notfallpläne durchgehen. Aber anders als im ersten Lockdown Anfang 2020, als ihm die Ungewissheit noch sehr viel Stress bereitete, gehe er diesen Lockdown schon fast routiniert an, man kenne die Situation.
Ins Restaurant geht dieses Wochenende auch der Student. So sagt er trocken, er sei froh, dass die Ankündigung am Freitagmorgen ihm die Möglichkeit gebe, das gastronomische Angebot noch auszukosten. Umdisponiert hat er deswegen bereits: Eigentlich wäre heute Abend noch ein Skype-Telefonat mit einem Schweizer Freund angesetzt gewesen. Der muss nun aber warten: «Fürs Skypen habe ich ja während des Lockdowns noch genug Zeit», sagt er und lacht.
Doch nicht alle Österreicher sehen den auf sie zukommenden Einschränkungen so entspannt entgegen. Am Samstag sind bereits erste Protestbekundungen geplant, die rechte Partei FPÖ rief zur Teilnahme auf. In Wien werden heute mehrere Tausend Demonstrierende erwartet, auch die Polizei wird mit 1300 Beamten vor Ort sein.