Schulstart Streit um Tests, Luftfilter und Messgeräte ist entfacht

Von Lia Pescatore

9.8.2021

Braucht es einen Luftfilter oder reicht Lüften? Das Thema wird zum Schulstart kontrovers diskutiert.
Braucht es einen Luftfilter oder reicht Lüften? Das Thema wird zum Schulstart kontrovers diskutiert.
Bild: Keystone/Christian Beutler

Im ersten Kanton sind die Schulferien vorbei. Was sind die richtigen Massnahmen, um die Schüler*innen zu schützen? Expert*innen, Lehrerschaft und Schulleiter*innen sind sich uneins.

Von Lia Pescatore

Während sich in anderen Kantonen die Schulferien erst dem Ende zuneigen, haben die Aargauer Schüler*innen am Montag bereits wieder die Schulbank gedrückt.

Ohne Schutzmaske, und vorerst ohne Testmöglichkeit. Da der vorherige Anbieter der repetitiven Tests seine Tests zurückziehen musste, können die beteiligten Schulen erst wieder nächste Woche mit den repetitiven Tests starten. Mehr als die Hälfte der Schulen mache mit, sagt Bildungsdirektor Alex Hürzeler. Er hofft, dass die Zahl in dieser Woche noch steige. «Wir konnten den Aufwand reduzieren, da der Anbieter neu das Poolen für die Schulen übernimmt», sagt Hürzeler auf Anfrage von «blue News».

Für Massentests haben sich heute auch die Lehrerverbände der Deutschschweiz (LCH) und Romandie (SER) ausgesprochen. Ihnen sei der Mehraufwand für die Schulen bewusst. Das vergangene Jahr habe jedoch  gezeigt, dass die Tests den Schulalltag extrem beruhigt und sich die Personen vor Ort dadurch sicherer gefühlt hätten, sagte LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans an der Medienkonferenz.

Der Kanton Aargau ist nicht der einzige Kanton, der diese Meinung teilt. Auf die Anfrage von «blue News» haben die Kantone Zürich, Bern Basel-Stadt geantwortet, dass sie wie auch schon vor den Sommerferien breite Tests an ihren Schulen durchführen werden. Der Kanton Schaffhausen wird zumindest in den ersten drei Wochen nach den Ferien in den Schulen der Sekundarstufe II und III regelmässig testen.

Gezielte Ausbruchstestungen statt breite Tests

Nicht alle im Umfeld der Schulen finden den Einsatz von repetitiven Tests sinnvoll: Der Präsident des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz, Thomas Minder, kritisiert die Massnahme gegenüber der «NZZ am Sonntag». Durch die repetitiven Tests seien im vergangenen Jahr kaum versteckte Ansteckungen entdeckt worden. «Gezielte Ausbruchstestungen sind noch immer das Mittel der Wahl», so Minder.  

Die gleiche Meinung vertritt auch der Kanton St. Gallen. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt Jürg Müller, stellvertretender Leiter des Amtes für Volksschule, dass in den St. Galler Schulen nur bei Corona-Ausbrüchen getestet würde und dies die verhältnismässige und wirksame Lösung sei.

Luftfilter: Kantone reagieren zurückhaltend

Auch das Thema Luftqualität führt zu Diskussionen. Der Aerosol-Experte Michael Riediker forderte heute im «Blick» den Einbau von Luftfiltern in den Klassenzimmern, um gegen die Gefahr vorzugehen, dass sich die Viren über Aerosole verbreiten könnten.

Die Lehrervertreter sprachen sich hingegen für die Einführung von CO₂-Messgeräten in allen Schulzimmern aus. Dadurch könne mit einer kleinen Investition sichergestellt werden, dass die Luftqualität in den Klassenzimmern angemessen sei.

In den meisten Kantonen läuft die Anschaffung von solchen Geräten über das Budget der Schule oder über die Gemeinde. Die von «blue News» befragten Kantone halten sich darum mit Empfehlungen zurück. Der Kanton Basel-Stadt verweist auf die Einschätzung des Gesundheitsdepartements, dass raumlufttechnische Anlagen das Risiko einer Covid-Ansteckung im Unterrichtszimmer nur unwesentlich verringern würden. Auch der Aargauer Bildungsdirektor Alex Hürzeler sagt: «Wir sehen das Lüften als eine effektive und pragmatische Massnahme an.»

Im Kanton Bern sind zum Thema zwei parlamentarische Vorstösse eingereicht geworden. Es sei Aufgabe des Regierungsrats, diese zu beantworten. 

Mobile Impfangebote an den Aargauer Schulen

Der Kanton Aargau will seine Schüler*innen nicht nur zum Testen, sondern auch zum Impfen animieren. Ab nächster Woche werden auch mobile Impfangebote an den Aargauer Schulen unterwegs sein, vorerst nur bei den über 16-Jährigen. Es werde aber bereits geprüft, ob ab September die Angebote auch auf die 12- bis 15-Jährigen ausgebaut werden. Eine Zustimmung der Eltern wäre in dieser Altersgruppe sicherlich Pflicht, sagt Hürzeler. 

Ein ähnliches Angebot plant bisher keiner der anderen befragten Kantone. Viele halten sich aber mit ihren genauen Plänen noch zurück: Der Grossteil der Kantone hat den Schulstart auf nächsten Montag gelegt – nach der ersten Bundesratssitzung vom Mittwoch.