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Bötschi fragt Géraldine Knie: «Man wird ab und zu von Menschen enttäuscht»
Von Bruno Bötschi
28.5.2019
Sie ist zurück in der Manege. Géraldine Knie erzählt über ihr Verhältnis zu Michael Jackson, erklärt, was sie ihre Pferde für das Leben lehrten, und sagt, warum sie die Kritik an der Tierhaltung im Circus Knie nicht versteht.
Hereinspaziert! Hereinspaziert! Géraldine Knie empfängt den Journalisten an diesem Morgen im Zirkuswagen der Familie Knie. Knie trägt, obwohl das Wetter trüb ist, eine Sonnenbrille. Doch ist sie wunderbar gelaunt und strahlt.
Seit Anfang Mai gastiert der Zirkus auf dem Sechseläuteplatz in Zürich. Das neue Programm zum 100-Jahr-Jubiläum des Circus Knie kommt beim Publikum an – allein in der Limmatstadt wurden wegen grosser Nachfrage drei Zusatzvorstellungen angesetzt.
Frau Knie, ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen. Und Sie antworten möglichst kurz und schnell. Wenn Ihnen eine Frage nicht passt, sagen Sie einfach «weiter».
Okay, das ist gut.
Wie lassen Sie sich am Morgen wecken?
Mein Wecker ist zurzeit mein Sohn Maycol junior. Er ist anderthalbjährig, er ruft so gegen halb sieben, sieben Uhr zum ersten Mal «Mama».
Espresso oder Milchkaffee?
Keines von beidem, ich mag Kaffee nicht. Ich trinke am Morgen gern einen Pfefferminztee oder ein Glas stilles Wasser.
Morgenmuffel?
Nein, gar nicht – und noch nie gewesen.
Wirklich wahr, dass Ihr Mann Maycol im Schlaf spricht?
Das stimmt. Aber ich verstehe meistens nicht, was er sagt. Lustigerweise spricht auch Chanel, unsere Tochter, hin und wieder im Schlaf. Chanel ist in Punkto Charakter eh genau gleich wie mein Mann.
Können Sie mir drei Gründe nennen, warum das Leben wunderschön ist?
Die Familie steht für mich an erster Stelle – und dann natürlich unser Unternehmen: Der Circus Knie macht mir unendlich viel Freude. Er ist für mich gleichzeitig Hobby und Beruf.
Leben Sie als fünfköpfige Familie nach wie vor in einem Caravan – oder hat Ivan, Ihr ältester Sohn, bereits einen eigenen Wohnwagen?
Ivan hat seit Kurzem eigene vier Wohnwagen-Wände bekommen. Er wird am 6. Juli 18 und ist ein stattlicher junger Mann geworden.
Welches sind die drei wichtigsten Dinge, die in Ihrem Wohnwagen unbedingt vorhanden sein müssen?
Die drei wichtigsten Dinge? Ach, unsere Wohnwagen sind unsere eigenen vier Wände. Wir fühlen uns wohl darin, weil wir sie so eingerichtet haben, wie wir das wollen. Und das Schönste in unserem Wohnwagen sind unsere Kinder (lacht).
Wer ist für das Putzen des Caravans zuständig – Sie oder Ihr Mann? Oder gibt es eine Raumpflegerin?
Ich habe eine Haushälterin, die mir hilft, sonst würde ich nie alles unter einen Hut kriegen. Und sonst? Es gibt keine Rangordnung in unserer Familie. Jeder macht alles, es ist ein Geben und Nehmen.
Welche Hausarbeiten kann Ihr Mann besonders gut?
Er kann eigentlich alles ziemlich gut.
Und wie fleissig helfen Ihre Kinder Chanel und Ivan mit?
Ivan nicht mehr so viel, aber das ist auch okay. Chanel hingegen hilft gern und oft mit.
In Rapperswil ist Ende März der Circus Knie in seine diesjährige Saison gestartet. Mit Viktor Giacobbo und Mike Müller, mit Sängerin Nubya und ein bisschen Nostalgie zum 100-Jahr-Jubiläum. Was alles in allem eine durchaus gelungene Mischung ergibt.
Vor einer Theater-Premiere spucken sich alle Beteiligten gegenseitig dreimal über die linke Schulter, um sich gutes Gelingen zu wünschen. Was machen die «Knie»-Mitarbeitenden vor der Premiere in Rapperswil?
Eine solche Tradition kennen wir nicht – kurz vor der Premiere ist bei uns vor allem Konzentration angesagt, und wir überlegen uns, was allenfalls noch kurzfristig geändert werden könnte, weil es bei der Hauptprobe nicht gut gelungen ist.
In kaum einer Branche ist Aberglaube so verbreitet wie im Theater. Wie steht es im Zirkus damit?
Aberglaube gibt es auch im Zirkus. Er ist wahrscheinlich sogar ähnlich verbreitet wie in der Theaterwelt. Ich persönlich bin jedoch nicht abergläubisch.
Manche der Theaterregeln waren einst von praktischer Bedeutung. So ist es etwa streng verboten, auf der Bühne zu pfeifen. Eine Erklärung dafür: Früher gab es in den leicht entflammbaren Theatern Gasbeleuchtung. Kennen Artistinnen und Artisten auch solche Regeln?
Ja, solche Regeln gibt es auch im Zirkus – man sollte zum Beispiel nicht mit dem Rücken zur Manege auf dem Rand sitzen oder unter einer Leiter durchgehen.
Es geht noch eine Stunde, bis die Vorstellung beginnt: Was tun Sie?
Da ist die Vorbereitung bereits voll im Gang: Ich schminke mich, style mein Haar und schaue, ob mit den Pferden alles in Ordnung ist. Vor jeder Aufführung wird zudem Licht und Sound kontrolliert. Kurz vor der Vorstellung bin ich zudem die Ansprechperson für die anderen Artisten, wenn sie Wünsche oder Fragen haben.
Es geht noch fünf Minuten …
Da bin ich ganz konzentriert auf die Pferde und auf Ivan und Chanel. Chanel ist ja erst acht Jahre alt. Sie ist zwar schon sehr selbstständig und hat eine Disziplin, die bewundernswert ist. Trotzdem gehe ich vor jedem Ihrer Auftritte nochmals alles mit ihr durch.
Möchten Sie als Artistin Ihr Publikum ähnlich faszinieren wie ein grosser Dirigent?
Das habe ich mir so noch gar nie überlegt ... Was wir vor allem wollen, ist das Publikum verzaubern. Die Menschen, die in den Circus Knie kommen, sollen in eine andere Welt eintauchen, einen Nachmittag oder Abend abschalten können. Das Publikum soll lachen, staunen und hin und wieder auch emotional werden.
In der letzten Saison hatte sich Géraldine Knie ihrer Mutterrolle gewidmet. Sohn Ivan, 17, und Tochter Chanel, 8, sind längst zu Lieblingen der Manege geworden, ihr jüngster Sohn, Maycol junior, ist zumindest dort noch kein Protagonist.
Sie waren während acht Jahren nicht mehr als Zirkusreiterin in der Manege zu sehen. Zum 100. Knie-Jubiläum sitzen Sie nun wieder im Sattel. Wie fühlten Sie sich, als Sie an der Premiere in Rapperswil am 21. März ins Chapiteau einritten?
Es war wie ein Heimkommen. Das Reiten ist eine meiner grossen Leidenschaften.
Sie unterhalten jeden Tag ein- bis zweimal das Zirkuspublikum. Ein Mammut-Programm. Wie halten Sie das durch?
Das Zirkusleben ist meine Passion und Leidenschaft. Und eine Leidenschaft lässt einen nicht so schnell müde werden. Gleichzeitig ist unsere ganze Familie total happy, weil das Schweizer Publikum mit uns gemeinsam den 100. Geburtstag feiert. Wenn ich jetzt nur schon daran denke, dass ich heute Abend wieder ins Chapiteau einreiten kann, bekomme ich bereits wieder Hühnerhaut.
Sie tragen ausschliesslich Schwarz in der Manege – aus einem speziellen Grund?
Wie Sie sehen, trage ich auch privat gern Schwarz. Mein Credo in der Manege lautet: Ich möchte die Schönheit der Pferde präsentieren, und deshalb trage ich möglichst schlichte Kostüme. Ich sehe uns Menschen in der Manege als Assistenten der Tiere und will mich deshalb nicht in den Vordergrund drängen.
In einem Interview sagten Sie: «Seit ich denken kann, war für mich klar: Der Zirkus ist das perfekte Leben.» Warum genau ist das Leben im Zirkus für Sie perfekt?
Ich kann es nicht mit Worten erklären. Der Zirkus ist mein Ding, er ist, neben meinem Mann und meinen Kindern, meine grosse Liebe. Der Zirkus ist jene Beschäftigung, die mir am meisten Freude im Leben macht.
Viele Schweizerinnen und Schweizer sagen: «Die Knies, die sind unsere Königsfamilie.» Wahr oder nicht?
(Lacht) Mein Vater Fredy mag diese Aussage nicht besonders. Er ist und war immer ein bescheidener Mensch, und ich ahme ihn da sehr gern nach. Aber natürlich finde ich es wunderbar, dass wir jedes Jahr das Schweizer Publikum mit einem neuen Programm überraschen und begeistern dürfen.
Der Circus Knie ist seit dieser Saison mit einem neuen Zelt auf Tournee: Es gibt keine Masten mehr, die den Zuschauern den Blick ins Chapiteau versperren. Für das Publikum ist das wunderbar. Aber machen die fehlenden Masten die Arbeit im Chapiteau für die Artisten komplizierter, weil mögliche Anhaltspunkte fehlen?
Nein, gar nicht. Die fehlenden Masten beeinträchtigen die Arbeit in der Manege überhaupt nicht. Hingegen ist der Aufbau eines mastenlosen Zeltes eine logistische und technische Meisterleistung. Wo hängt man das Licht auf, wo die Soundanlage? Mein Mann Maycol hat das jedoch alles super gelöst. Er ist im «Knie» für alle technischen Fragen rund um den Zeltbau zuständig.
Für das neue Zelt haben knapp 500 Personen bei einem Crowdfunding mitgemacht. So sind über 250’000 Franken zusammengekommen. Hat Sie die Grosszügigkeit der Schweizerinnen und Schweizer überrascht?
Ja – und gleichzeitig war ich hocherfreut.
Was wurde eigentlich aus dem alten Zelt?
Daraus werden Taschen produziert – und unter anderem an jene Menschen verschenkt, die sich am Crowdfunding beteiligt haben.
Haltung und Lebensleistung – welche Menschen flössen Ihnen Respekt ein?
Mein Vater, ganz klar – zu ihm oder zu dem, was er alles geleistet hat, schaue ich bis heute hoch.
Und über Ihren Vater hinaus?
Meine Familie ganz allgemein – also meine beiden Onkel Franco sen. und Rolf – und natürlich mein Grossvater Fredy Knie sen.
Auch Sie dürften sehr viele berühmte Persönlichkeiten kennengelernt haben, bei manchen dürfte die nähere Begegnung eher eine Enttäuschung gewesen sein. Beim wem waren Sie nicht enttäuscht?
Egal, ob berühmt oder nicht berühmt, man wird ab und zu von Menschen enttäuscht. Das ist einfach menschlich.
Im Jahr 2000 besuchte der «King of Pop» Michael Jackson die «Knie»-Vorstellungen in Zürich. Er liess sich damals mit Ihnen zusammen fotografieren. Wie war das?
Natürlich war das für mich als junge Frau ein grosser Moment. Es war eine Ehre, denn ich höre seine Musik, seit ich denken kann.
Erst im April erhitzte die Jackson-Doku «Leaving Neverland» wegen des darin erneut erhobenen Pädophilie-Vorwurfs die Gemüter. Hat der Film Ihre Meinung über Michael Jackson verändert?
Es ist ja nach wie vor nicht bewiesen, ob die Vorwürfe wirklich stimmen. Grundsätzlich stelle ich fest: Heute wird sehr oft sehr schnell mit irgendwelchen Anschuldigungen ein Mensch abgestempelt – gerade in den USA. Ich gebe zu, ich habe Mühe mit den Vorwürfen, die im Film erwähnt werden. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht daran.
Was lehrten Sie die Pferde für das Leben?
Respekt vor anderen Lebewesen zu haben, egal, wie sie aussehen, egal, welchen Status sie haben – und mich beherrschen zu können. Von meinen Tieren, von den Pferden, genauso wie von meinen Hunden, wurde ich noch nie enttäuscht.
Vor welchen Tieren haben Sie Angst?
Ich habe keine Angst vor Tieren.
Auch nicht vor Spinnen?
Nein – und ich würde auch niemals eine Spinne oder eine Fliege töten.
Haben Sie manchmal Angst vor Ihrem Job?
Angst wäre kontraproduktiv, aber ich habe Respekt. Und vor dem Tourneestart hin und wieder auch einmal eine schlaflose Nacht, ob wirklich alles gut kommen wird. Man gibt so viel Energie, Kraft und Phantasie in die Realisation eines neuen Programmes – und trotzdem weiss man vor der Premiere nie, wie eine Show beim Publikum ankommen wird.
Welches Talent hätten Sie gern?
Ich denke, es ist okay, wie meine Begabungen verteilt sind. Ich möchte vor allem eine gute Mutter sein – und ich glaube, dass bin ich auch. Zumindest sind meine drei Kinder mit mir zufrieden. Ich bin ihre Wegbegleiterin, ihre beste Freundin. Ivan, der – wie gesagt – nächstens 18 wird, erzählt mir alles, von A bis Z. Das schätze ich sehr, und ich bin sehr dankbar, dass ich so ein gutes Verhältnis haben darf mit meinen Kindern. Für mich als Mutter heisst dies, ich habe es richtig gemacht. Und darüber bin ich natürlich sehr froh.
Ihr grösster Fehler?
Da muss ich überlegen ... ach, ich weiss gerade nicht, was ich darauf antworten soll.
In den letzten Jahren wurden Tierhaltung und -dressuren im Zirkus immer wieder kritisiert. Kürzlich forderten Tamy Glauser und Gülsha Adilji sogar dazu auf, die «Knie»-Vorstellungen zu boykottieren. Wie fühlt es sich an, wenn einem Mitmenschen den über alles geliebten Job kaputtmachen wollen?
Zuallererst möchte ich sagen: Ich respektiere die Meinung eines jeden Menschen. Gleichzeitig habe ich Mühe damit, wenn von Personen, die den Circus Knie nicht gut kennen, Anschuldigungen an uns herangetragen werden, etwa, dass wir unsere Tiere nicht gut behandeln oder sie nicht glücklich seien. Ich kann nur sagen, wenn ich spüren oder sehen würde, dass unsere Pferde unglücklich wären, ich wäre die erste, die sagte: «Stopp, wir lassen es sein.» Aber ich sehe, wie unsere Pferde auf uns, auf mich reagieren, wie sie den Kontakt und die Nähe suchen. Wir geben alles für unsere Pferde, auch mein Mann Maycol. Wir haben schon immer für unsere Tiere gelebt. Wir lieben sie, und die Tiere lieben uns. Und ganz wichtig: Im Circus Knie geschieht nichts hinter verschlossenen Türen. Bei uns sind alle Türen offen, das Publikum kann deshalb auch den täglichen Proben beiwohnen.
Darüber hinaus möchte Géraldine Knie nicht mehr über Glauser/Adilji reden. Erwähnt sei aber noch: Die beiden Frauen haben das Angebot von Fredy Knie jun., sich selber ein Bild von der Tierhaltung im «Knie» zu machen, bisher nicht angenommen.
Womit ist der Begriff Heimat für Sie verbunden – mit einem Geruch, einem Geschmack oder einem Bild?
Heimat ist für mich die Familie und der Circus Knie.
Wenn Sie jetzt mal die Augen schliessen: Wie riecht es da, in Ihrer Heimat?
Nach Pferden und Sägemehl.
Ihr Sohn Ivan-Frédéric tritt diese Saison mit einer eigenen Nummer auf. Wie stolz sind Sie?
Ivan ist mein Prinz. Es ist unglaublich, wie schnell er erwachsen geworden ist. Kaum habe ich mich umgedreht, stand bereits ein junger Mann neben mir. Wenn ich meinen Kindern in der Manage zusehen darf, dann bin ich einfach nur glücklich und stolz.
Neben der Arbeit im Zirkus lernt Ivan-Frédéric auf einen kaufmännischen Abschluss hin. Was geschieht, wenn er mit 18 sagt, er möchte nicht mehr als Artist arbeiten?
Ganz ehrlich, bei Ivan und Chanel bin ich fast 100 Prozent sicher, dass Sie dem Zirkus treu bleiben werden. Aber bei Maycol jun. wissen wir natürlich noch nicht, wie es einmal rauskommen wird. Wenn unsere Kinder einmal andere Lebenspläne haben sollten, ich als Mutter werde ihnen beistehen. Ein Leben im Zirkus kann man sowieso nicht erzwingen – man muss es im Blut und Herz haben, sonst funktioniert es nicht.
Wurden Sie, Géraldine Knie, von Ihren Eltern irgendwann konkret gefragt, ob Sie im «Knie» mitarbeiten möchten?
An diesen Tag erinnere ich mich genau. Es war ein ganz kurzes Gespräch. Ich war 18, als mein Vater Fredy sagte: «Géraldine, ich möchte dich heute formell fragen, ist der Circus Knie deine Zukunft?»
Werden Sie Ivan demnächst auch fragen?
Das werde ich tun, ja.
Sind Sie eine ängstliche Mutter?
Ich bin eine sehr ängstliche Mutter – mit einer Ausnahme: Wenn die Kinder in der Manege sind. Ich würde jedoch unseren Kindern nie etwas abverlangen, von dem ich weiss, dass es gefährlich oder gar unmöglich ist. Ich selber bin auch noch nie von einem unserer Pferde getreten oder gebissen worden.
Ihre Mutter Mary-José Knie liess Sie vor lauter Angst nicht einmal Töffli fahren als Teenager.
Mami sagte Nein, Papi sagte Ja. Eines Tages stand trotzdem ein Töffli vor unserem Wohnwagen, Papi hatte sich durchgesetzt. Meine Mutter erzählt bis heute, ich sei aufgestiegen und wild auf dem Platz herumgefahren. Aber das stimmt nicht. Ich fuhr normal. So oder so: Eine Woche später war das Töffli wieder weg.
Haben Sie Ihren Kindern in der Manege auch schon ein Kunststück verboten?
Nein, aber Chanel ist – wie gesagt – sehr eifrig und ehrgeizig, und deshalb muss ich da schon immer genau schauen, dass sie sich nicht vergisst.
Bernhard Paul, Direktor des legendären Zirkus «Roncalli», sagte in einem Interview: «Wie viel ein Artist verdient, bestimmt das Publikum. Die Nummern, die am besten ankommen, haben die höchste Gage.» Wird das im «Knie» ähnlich gehandhabt?
Nein. Wir legen Gagen mit Artisten im Vorfeld fest.
Die beiden Stargäste Viktor Giacobbo und Mike Müller sorgen heuer für viele Lacher im «Knie». Aber sonst ist Humor im Zirkus etwas Mangelware geworden. Warum gibt es heute so wenig gute Clowns?
Früher haben die Leute schneller gelacht als heute, auch bei Kleinigkeiten. Heute ist das Publikum viel kritischer. Die Leute bemerken jedes Detail, das nicht stimmt.
Hat es vielleicht damit zu tun, dass der Clown heute Comedian heisst und im Fernsehen auftritt?
Das glaube ich nicht – aber natürlich ist die Konkurrenz heute deutlich grösser, durch das Fernsehen, durch das Internet.
Haben Sie einen Lieblingswitz?
Nein.
Wer muss anwesend sein, damit das Kafikränzli perfekt ist?
Mein Mann.
Was schätzen Sie an Ihren Freundinnen und Freunden am meisten?
Ihre Loyalität und Treue.
Wie viele Jahre kennen Sie Ihre beste Freundin?
Meine beste Freundin ist meine Cousine Doris – ich kenne sie, seit sie geboren ist.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Egal, ob Frau oder Mann: Ich habe es gern, wenn man füreinander da ist und zusammen viel lachen kann.
Ein typisches Männerspiel, bei dem Sie unschlagbar sind?
Keine Ahnung.
Ist es in Zeiten wachsender Unterhaltungsangebote schwieriger geworden, Zuschauer für den Zirkus zu begeistern?
Aktuell scheint dem nicht so zu sein – unsere Vorstellungen sind fast alles ausgebucht in dieser Saison. Wir haben natürlich den grossen Vorteil, dass unsere Show live ist. Ein Erlebnis, dass YouTube nicht bieten kann.
Wenn Sie zurückblicken: Mit welchen Veränderungen im Zirkus haben Sie sich am schwersten getan?
Ich finde, der Zirkus hat eine gute Entwicklung genommen. Ich mag den «Knie» so, wie er heute ist.
Wie schwer fiel Ihnen der Abschied von Raubtieren und Elefanten?
Natürlich tat das weh.
Was bedeutet eigentlich das Ende des Zirkus Nock für Sie?
Ich bin traurig.
Wie sieht der Circus Knie in 20 Jahren aus?
Ich bin ein positiv denkender Mensch und hoffe, dass unser Publikum uns auch dann unterstützen wird.
Ihre Rückkehr als Zirkusreiterin sorgte in den Boulevardmedien für grosse Schlagzeilen – der «Blick» titelte: «So verlor die Zirkus-Königin 26 Kilo». Wie schwierig ist es für Sie, wenn Ihr Privatleben von den Medien derart plattgewalzt wird?
Schwierig nicht – aber ich dachte: Ist mein Gewicht so ein grosses, so ein wichtiges Thema? Natürlich finde ich es wunderbar, dass ich abnehmen konnte und mich heute wohler fühler und, und, und ... aber es hätte nicht in der Zeitung stehen müssen.
Haben Sie Ernährungstipps?
Nein – ich kann nur sagen: Es hat viel mit dem Kopf zu tun. Wenn es da oben Klick macht, dann funktioniert es meistens auch.
Wirklich wahr, dass Sie während der Winterpause nicht in die Ferien fahren?
Nein.
Ihrem Sohn Ivan haben Sie 2015 versprochen, wenn seine Schwester Chanel grösser sei, würde die ganze Familie zusammen in die USA reisen. Haben Sie Ihr Versprechen eingelöst?
Ivan hat sich das gewünscht, das stimmt. Aber vor anderthalb Jahren wurde Maycol jun. geboren – und jetzt ist er noch zu klein für so eine grosse Reise. Aber keine Angst, unsere Familie wird sicher irgendwann in die USA reisen.
Wie und wann werden Sie das 100-Jahr-Jubiläum des «Knies» mit der Familie feiern?
Wir feiern das Jubiläum jeden Tag zusammen mit dem Publikum – ich habe vor jedem Auftritt Schmetterlinge im Bauch und bin total happy.
Gibt es irgendwann auch noch ein Fest für alle Zirkus-Mitarbeitenden?
Ja, das gibt es – und zwar während unseres Gastspiels in Bern.
Der Circus Knie ist noch bis am 17. November auf Schweizer Tournee. Zur Zeit gastiert er in Zürich – die weiteren Spielorte finden sich hier.