Zahlreiche Crashes im Winter-Chaos 600 Notrufe allein im Kanton Luzern – hunderte Unfälle

Sven Ziegler

22.11.2024

Die Autobahn bei Mels musste zeitweise gesperrt werden.
Die Autobahn bei Mels musste zeitweise gesperrt werden.
Kapo SG

Zahlreiche Unfälle halten nach dem Wintereinbruch die Blaulichtorganisationen auf Trab. Mehrere Lastwagen blockieren in Basel eine Autobahnausfahrt, in St. Gallen muss die Autobahn zeitweise ebenfalls gesperrt werden.

Sven Ziegler

Der Wintereinbruch hat in der Schweiz zu Hunderten Unfällen geführt. Zahlreiche Unfälle enden mit Blechschäden.

Hauptursache für die Unfälle waren laut den Kantonspolizeien der ungenügende Abstand zwischen den Fahrzeugen und die nicht angepasste Geschwindigkeit. Auch die Tatsache, dass viele Fahrzeuge mit Sommerreifen unterwegs waren, habe zum Unfallgeschehen beigetragen.

Die Unfallstatistik in der Übersicht. (Stand 11 Uhr)

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wird laufend ergänzt. 

Luzern

In Fischbach LU crashten ein Lastwagen und ein Postauto
In Fischbach LU crashten ein Lastwagen und ein Postauto
Polizei Luzern

Seit gestern Nachmittag steht die Polizei Luzern im Dauereinsatz. Es gingen über 600 Notrufe ein und es wurden über 30 Verkehrsunfälle gemeldet, wie die Behörden schreiben. Durch den Rettungsdienst 144 wurden mehrere Personen ins Spital gefahren. Gemäss ersten Erkenntnissen wurden diese leicht verletzt.

Ein Grossteil des Strassenverkehrs im Kanton Luzern kam zum Erliegen. Etliche Lastwagen und Sattelmotorfahrzeuge versperrten Fahrbahnen, insbesondere auch auf den Autobahnen, standen quer oder rutschten teilweise ab der Fahrbahn. Zahlreiche mit Sommerreifen ausgestattete Personenwagen blieben stecken. Aus Sicherheitsgründen mussten diverse Strassen gesperrt werden. Auch die Pannen- und Winterdienste waren im Dauereinsatz.

Glarus

Hier landet ein Auto in einem Bachbett.
Hier landet ein Auto in einem Bachbett.
Kapo Glarus

Während der starken Schneefälle ist es im Kanton Glarus zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen zu zirka zehn Verkehrsunfällen gekommen. Eine Person wurde verletzt, ansonsten blieb es bei Sachschäden. Der Verkehr verlief gemäss der Polizei lange Zeit stockend und kam teilweise ganz zum Stillstand.

Bei einem Selbstunfall auf der Umfahrungsstrasse von Engi verletzte sich eine 24-jährige Autofahrerin am Kopf, wie die Kantonspolizei Glarus am Freitag in einer Mitteilung schrieb. Die alkoholisierte Frau habe sich eine tiefe Schnittwunde zugezogen. Am Auto entstand Totalschaden.

Die Unfälle ereigneten sich mehrheitlich wegen Geschwindigkeiten, die nicht an die Strassenverhältnisse angepasst waren, schrieb die Polizei weiter. Bei zwei Unfällen waren Autos mit Sommerpneus beteiligt.

Nach Mitternacht blieben mehrere Fahrzeuge im Schnee stecken, so die Polizei weiter. In Obstalden und Schwanden sei je ein Baum aufgrund der Schneelast umgeknickt. In Niederurnen verlor ein Auto ein Rad. Zu einem Unfall sei deswegen aber nicht gekommen.

Thurgau

In Hugelshofen crashten zwei Luxusautos. 
In Hugelshofen crashten zwei Luxusautos. 
BRK News

Im Kanton Thurgau haben sich seit dem Wintereinbrauch am Donnerstagabend rund 40 Verkehrsunfälle ereignet. Drei Personen wurden bei Unfällen verletzt. Es kam zu grösseren Verkehrsbehinderungen.

Zahlreiche Verkehrsteilnehmer hätten auf den schneebedeckten Strassen die Kontrolle über ihre Fahrzeuge verloren, teilte die Kantonspolizei Thurgau am Donnerstagmorgen mit. Sie seien von der Strasse abgekommen oder mit anderen Fahrzeugen oder Gegenständen kollidiert.

In Hugeslhofen TG musste am Donnerstagabend ein 54-jähriger Autofahrer nach einer Kollision mit einem anderen Fahrzeug durch die Feuerwehr aus seinem Auto gerettet werden. Sein Fahrzeug war gemäss Mitteilung der Polizei mit Sommerpneus ausgerüstet. Er und eine weitere Person mussten mit leichten bis mittelschweren Verletzungen ins Spital gebracht werden.

Eine 49-jährige Autofahrerin wurde nach einer Kollision mit einem Lieferwagen in Wängi TG am Donnerstagabend mit leichten Verletzungen ins Spital überführt.

St. Gallen

Einer der zahlreichen Unfälle im Kanton St. Gallen.
Einer der zahlreichen Unfälle im Kanton St. Gallen.
Kapo SG

Der Wintereinbruch vom Donnerstag hat im Kanton St. Gallen, ohne der Stadt, zu über 120 Verkehrsunfällen geführt. Bei sieben Unfällen wurden zehn Personen unterschiedlich schwer verletzt, wie die Kantonspolizei St. Gallen am Freitagmorgen mitteilte.

Zwei Dutzend gemeldete Unfälle seien ohne den Beizug einer Polizeipatrouille geregelt worden, schrieb die St. Galler Kantonspolizei in einem Communiqué. Hauptursache für die Unfälle seien der ungenügende Abstand zwischen den Fahrzeugen und die nicht angepasste Geschwindigkeit gewesen.

Bei einigen Autos sei festgestellt worden, dass sie ohne Winterreifen unterwegs gewesen seien. Die Strassenverhältnisse seien auch am Freitagmorgen schwierig, warnte die Kantonspolizei.

Zu Einsätzen kam es auch, weil Bäume oder Äste dem Schnee nicht standhielten und von den Fahrbahnen entfernt werden mussten. Ein umgestürzter Anhänger sorgte zudem am frühen Donnerstagabend für eine zweistündige Sperrung der Autobahn A13 zwischen Sargans und Trübbach, wie die St. Galler Kantonspolizei weiter mitteilte.

Zug

Der Wintereinbruch sorgt in Zug für einige Unfälle.
Der Wintereinbruch sorgt in Zug für einige Unfälle.
Kapo ZG

Infolge der starken Schneefälle vom Donnerstagnachmittag haben sich im Kanton Zug bis 24 Uhr ein halbes Dutzend Verkehrsunfälle ereignet. Mehrere Autos, die ins Schleudern kamen, waren mit Sommerreifen unterwegs. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden beträgt mehrere zehntausend Franken.

Wie die Strafverfolgungsbehörden am Freitag mitteilten, kam es um 15 Uhr in Menzingen zum ersten Unfall. Das Auto einer Lenkerin kam ins Rutschen, prallte gegen eine Mauer und kippte. Zwei Stunden später verursachte in der gleichen Gemeinde eine Lenkerin mit Sommerpneus einen Auffahrunfall mit drei beteiligten Fahrzeugen.

Um 17 Uhr waren auch in Cham die Sommerreifen zweier Autos mit den winterlichen Verhältnissen überfordert. Ein Auto rutschte auf die Gegenfahrbahn und dort in einen Personenwagen, ein weiteres prallte gegen Leitplanken.

Bei den beiden weiteren Unfällen kamen Autos von der Strasse ab oder fuhren gegen Verkehrsinseln. Auf mehreren Streckenabschnitten blieben ferner Autos oder Lastwagen stecken, was wiederum zu Verkehrsbehinderungen führte. Durch den starken Schneefall knickten auch einzelne Bäume um und versperrten dadurch Strassen.

Basel

Der heftige Schneefall hat die Blaulichtorganisationen im Kanton Basel-Stadt stark gefordert, wie die Behörden schreiben. Insbesondere der Feierabendverkehr war massiv beeinträchtigt, und die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Sanität waren bis spät am Abend im Einsatz, um Verkehrsprobleme zu bewältigen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Die Schneemassen führten auf den Strassen des Kantons zu erheblichen Verkehrsbehinderungen im Feierabendverkehr. Besonders betroffen war die Autobahn A2: Die Einfahrt Wolf wurde durch mehrere Lastwagen blockiert, die wegen der rutschigen Fahrbahn nicht mehr vorankamen.

Die Polizei kämpfte gegen den Schnee. (Symbolbild)
Die Polizei kämpfte gegen den Schnee. (Symbolbild)
sda

Erst nach dem Räumen und Salzen der Strasse durch die NSNW AG konnten die Fahrzeuge ihre Fahrt fortsetzen. Auch die Ausfahrt City war beeinträchtigt, nachdem ein unbekannter Lenker sein Mietfahrzeug mit eingeschaltetem Warnblinker am Strassenrand abgestellt hatte. Dieses musste abgeschleppt werden. In der Stadt kam es zu zahlreichen Kollisionen mit Blechschäden, die jedoch alle ohne Verletzte blieben.

Die Berufsfeuerwehr der Rettung Basel-Stadt rückte im Laufe des Tages und Abends zu insgesamt 20 Einsätzen aus. In 18 Fällen handelte es sich um umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste, die Strassen blockierten oder eine Gefahr darstellten. An der Friedensgasse stürzte ein Kamin aufgrund der Schneelast auf die Strasse, glücklicherweise wurden dabei keine Personen verletzt.

Sanität und Feuerwehr hatten aufgrund der verschneiten Strassen und des Verkehrschaos teils erhebliche Schwierigkeiten, die Einsatzorte rasch zu erreichen.

Solothurn

Mehrere Lastwagen blockieren am Abend und in der Nacht Strassen.
Mehrere Lastwagen blockieren am Abend und in der Nacht Strassen.
Kapo Solothurn

Der erste Schneefall im Flachland hat auch auf den Solothurner Strassen zu zahlreichen Verkehrsunfällen und Verkehrsbehinderungen geführt. Ernsthaft verletzt wurde niemand.

Die teilweise starken Schneefälle, die am Donnerstagnachmittag begannen, führten zu schwierigen Strassenverhältnissen, wie die Kantonspolizei Solothurn am Freitagmorgen mitteilte. Bis zu diesem Zeitpunkt seien ihr rund 40 Verkehrsunfälle gemeldet worden. Grösstenteils handle es sich dabei um Selbstunfälle oder Kollisionen zwischen zwei Autos.

Gemäss derzeitigem Kenntnisstand der Polizei wurde dabei eine Person leicht verletzt, bei den übrigen Kollisionen sei es bei Sachschäden geblieben. Bei den polizeilichen Unfallaufnahmen zeigte sich, dass rund ein Dutzend Fahrzeuglenkerinnen und Fahrzeuglenker immer noch mit Sommerreifen unterwegs waren, wie es weiter hiess.

Bern

Seit den einsetzenden Schneefällen am Donnerstagmittag haben sich im Kanton Bern bis am frühen Freitagmorgen rund 130 Verkehrsunfälle ereignet. In sechs Fällen wurden Personen verletzt, niemand von ihnen aber schwer.

Um die 30 Unfälle ereigneten sich auf Autobahnen, wie eine Sprecherin der Berner Kantonspolizei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagte.

Über hundertmal brauchten Autofahrer Hilfe, die stecken geblieben waren oder deren Fahrzeuge eine Panne hatten. Ausserdem gingen rund 20 Unwettermeldungen ein, etwa wegen Bäumen, die auf die Strasse gestürzt waren. Auch hier wurde niemand verletzt.

Am Freitagmorgen ist es auf der A1 Ost bei Kirchberg zudem zu einem Verkehrsunfall zwischen einem Militärfahrzeug und einem Reisecar gekommen. Dabei wurden neun Insassen des Militärfahrzeuges verletzt. Ermittlungen zum Unfallhergang wurden aufgenommen.

Zürich

Auf den schneebedeckten Zürcher Strassen hat es in der vergangenen Nacht oft gekracht: Die Kantonspolizei Zürich verzeichnete in ihrem Einzugsgebiet von Donnerstagabend um 18 Uhr bis Freitagmorgen um 6 Uhr rund 150 Unfälle.

In der Regel blieb es dabei bei Beulen am Auto oder anderen Sachschäden, wie die Kantonspolizei am Freitag auf Anfrage mitteilte. Bei rund einem halben Dutzend der gemeldeten Unfälle verletzten sich Personen unbestimmt.

Die Zahl der Unfälle im Kanton Zürich wird am Ende aber noch höher ausfallen: Auch am Freitagmorgen dürften sich noch weitere Kollisionen zugetragen haben. Zudem stehen die Zahlen der Stadtpolizeien Zürich und Winterthur noch aus.

Graubünden

Auf den schneebedeckten Strassen in Nordbünden ist es am Donnerstag zu rund zehn Verkehrsunfällen mit Sachschaden gekommen. Insbesondere auf der Nordrampe der San-Bernardino-Route sowie zwischen Tamins und Ilanz kam es gemäss der Polizei wegen Fahrzeugen ohne Winterausrüstung zu Verkehrsbehinderungen.

Während eines Bremsmanövers in Sagogn kam ein Fahrer mit seinem Auto von der Strasse ab, schrieb die Kantonspolizei Graubünden am Freitag zu einem der Unfälle. Nach 30 Metern kollidierte das Fahrzeug auf einer Wiese mit einem Stein. Der Mann sei unverletzt geblieben.

Schaffhausen

In der Stadt Schaffhausen prallte ein ins Rutschen geratenes Auto frontal in einen Linienbus, worauf der Buschaffeur mit Verletzungen ins Spital gebracht wurde. Passagiere waren keine an Bord.

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.