Zugezogene gegen AlteingesesseneBerner Dorf wehrt sich gegen Verbot von Kuhglocken
dmu
1.11.2023
Einige hören Lärm, andere Tradition: Das Geläut von Kuhglocken sorgt immer wieder für Zank. In Aarwangen BE wollten Zugezogene das Gebimmel verbieten. Dagegen kämpfen Alteingesessene mit einer Initiative.
dmu
01.11.2023, 12:26
01.11.2023, 16:17
dmu
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In Aarwangen BE haben zwei zugezogene Paare eine Beschwerde gegen das Glockengeläut von Kühen eingereicht.
Anwohnende lancierten daraufhin eine Initiative, die das Gebimmel Kuh- und Kirchenglocken nachhaltig bewahren will.
1100 Unterschriften wurden innert zwei Monaten gesammelt.
Der Konflikt sei gemäss Gemeindepräsident Niklaus Lundsgaard-Hansen ein Ausdruck des Stadt-Land-Grabens.
Glockengeläut sorgt in der Schweiz immer wieder für Diskussionen. Mehrere Initiativen hatten schon zum Ziel, Kirchen in der Nacht oder Kühe auf der Weide zu verstummen. In Aarwangen BE ist in den letzten Monaten erneut Zank um das Gebimmel von Kühen aufgeflammt, wie SRF berichtete. Eine Initiative von Anwohnenden verlangt aber nicht das Verbot, sondern die Erhaltung des Glockengeläuts.
Stein des Anstosses: Zwei zugezogene Paare reichten bei der Gemeinde eine Beschwerde gegen das Geläut der Weidetiere ein. Daraufhin formierte sich eine regelrechte «Pro-Kuhglocken-Bewegung»: 1100 Unterschriften wurden innert zwei Monaten gesammelt.
Auch Kirchenglocken sollen läuten
Jede und jeder dritte Stimmberechtigte im Dorf habe die Initiative unterzeichnet, schreibt das Initiativkomitee auf seiner Website. Nötig wären nur 319 Unterschriften gewesen. Neben dem Kuhglocken will die Initiative auch gleich das Kirchengeläut nachhaltig bewahren.
Es gehe um viel mehr als um Tierglocken, sagt Andreas Baumann, Präsident des Initiativkomitees, zu SRF: «Es geht darum, wie wir als Schweizerinnen und Schweizer Kultur und Tradition unseres Landes leben, pflegen und bewahren wollen.»
Die beiden zugezogenen Paare haben auf den breiten Widerstand aus dem Dorf reagiert: Ein Beschwerdeführer hat seine Eingabe inzwischen zurückgezogen. Die zweite Partei werde aus Aarwangen wegziehen, so Gemeindepräsident Niklaus Lundsgaard-Hansen zu SRF.
Der Konflikt sei für Lundsgaard-Hansen ein Ausdruck des Stadt-Land-Grabens. Viele Leute aus den Agglomerationen seien hinzugezogen. «Diese Menschen sind weniger landwirtschaftlich geprägt.»
Die Initiative ist trotz des Rückzugs der Beschwerdeführer nicht vom Tisch. In einem ersten Schritt wird die Gültigkeit der Unterschriften beglaubigt. Anschliessend wird die Initiative den Stimmberechtigten an der nächsten Gemeindeversammlung im Dezember vorgelegt.
Danach muss der Gemeinderat ein neues Reglement ausarbeiten, das 2024 zur Abstimmung gelangt. Das Ortsmuseum in der Nachbargemeinde Langenthal hat sich derweil der Thematik angenommen und eine Sonderausstellung zur Tradition von Glocken eröffnet.