Ukraine-Überblick Selenskyj entlässt Verteidigungsminister Resnikow +++ Ukraine sprengt russisches Boot im Schwarzen Meer

Agenturen/red

3.9.2023

HANDOUT – Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, lässt die Blockade am Getreidekorridor links liegen.
HANDOUT – Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, lässt die Blockade am Getreidekorridor links liegen.
Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Seit Tagen meldet die Ukraine militärische Fortschritte, nun bestätigt ein General: Die erste russische Verteidigungslinie in der Region Saporischschja sei durchbrochen. Die Ereignisse des Tages im Ticker.

Agenturen/red

Bei ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Brigadegenerals Oleksander Tarnawskyj Fortschritte erzielt. Die erste und stärkste russische Verteidigungslinie in der Region Saporischschja sei durchbrochen, sagte Tarnawskyj. Derweil beschoss Russland mit Drohnen wichtige Hafen-Infrastruktur in der Region Odessa.

Am Montag steht ein Treffen von Kremlchef Wladimir Putin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan an, bei dem es auch um eine mögliche Wiederaufnahme des Abkommens zum Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer geht.

Tarnawskyj: Zweite Verteidigungslinie im Visier

Im Gebiet Saporischschja hatte die ukrainische Armee zuletzt bei Robotyne nach wochenlangen Kämpfen russische Verteidigungsanlagen überwunden. Nun soll die nächste russische Linie angegriffen werden, die den Weg in die besetzten Städte Tokmak und Melitopol versperrt. Ziel ist, das etwa 90 Kilometer entfernte Asowsche Meer zu erreichen und die russischen Truppen voneinander abzuschneiden.

Die ukrainischen Verteidiger befänden sich jetzt zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie der Russen im Süden, sagte Tarnawskyj, der Kommandeur im Gebiet Saporischschja ist, dem «Observer», der Sonntagsausgabe der britischen Zeitung «The Guardian».

An der ersten Linie hätten die Russen 60 Prozent ihrer Ressourcen und Zeit aufgewendet. Bei den Verteidigungslinien zwei und drei seien noch je 20 Prozent der Ressourcen zu erwarten. Die Gegenoffensive war lange durch ein riesiges Minenfeld in der Region erschwert worden.

Die Ukraine hatte seit Tagen Fortschritte in der Region gemeldet, über die auch das US-Institut für Kriegsstudien ISW in seiner in Washington veröffentlichten Analyse schrieb. Dort war unter Berufung auf russische Quellen die Rede von Problemen der Besatzer. Für Russland verschlechtere sich die Lage an der Front.

Selenskyj entlässt Verteidigungsminister Resnikow

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wechselt seinen Verteidigungsminister Olexij Resnikow aus. Er werde dem Parlament den Chef des staatlichen Vermögensfonds, Rustem Umerow, als Nachfolger vorschlagen, teilte Selenskyj am Sonntag in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft mit. Der Schritt war seit Längerem erwartet worden.

Verletzte bei Drohnenangriff in Region Odessa

Unterdessen überzog Russland erneut die südukrainische Region Odessa mit Drohnenangriffen und traf dabei für den Getreideexport wichtige Hafen-Infrastruktur. Zwei Menschen seien verletzt worden, teilten die Verteidigungskräfte bei Telegram mit. Bei den Einschlägen sei ein Feuer ausgebrochen, das rasch gelöscht worden sei. «Die massive Drohnenattacke dauerte mehr als dreieinhalb Stunden», hiess es. Die Luftstreitkräfte der Ukraine teilten mit, dass die Flugabwehr in Odessa 22 von 25 Drohnen abgeschossen habe.

Wo genau es die Einschläge in der Donauregion gab, wurde nicht mitgeteilt. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Angriffe, es seien Treibstofflager der ukrainischen Streitkräfte beschossen worden. Kremlnahe Militärblogger behaupteten, das russische Verteidigungsministerium habe erneut Hafen-Infrastruktur ausser Betrieb gesetzt. Von unabhängiger Seite liessen sich die Angaben nicht überprüfen. Russland hatte bereits mehrfach die Schwarzmeer- und Donauhäfen in der Region Odessa beschossen.

Kurz vor den Angriffen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mitgeteilt, dass zwei weitere Frachtschiffe den von Kiew eingerichteten Getreidekorridor im Schwarzen Meer passiert hätten.

Kiew: F-16-Kriegseinsatz wohl im Frühjahr

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow erwartet den Einsatz der westlichen Kampfjets vom Typ F-16 gegen die russischen Angreifer im kommenden Frühjahr. In einem Interview mit der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform sagte der Minister, dass neben der Ausbildung der Piloten an den Kampfjets auch die Infrastruktur im Land sowie Experten und Anlagen für die Wartung vorgehalten werden müssten. Deshalb dürfte es Frühjahr werden, bis die Maschinen tatsächlich an der Front zum Einsatz kämen.

Erdogan trifft Putin – Getreideabkommen ein Thema

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow erwartet den Einsatz der westlichen Kampfjets vom Typ F-16 gegen die russischen Angreifer im kommenden Frühjahr. In einem Interview mit der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform sagte der Minister, dass neben der Ausbildung der Piloten an den Kampfjets auch die Infrastruktur im Land sowie Experten und Anlagen für die Wartung vorgehalten werden müssten. Deshalb dürfte es Frühjahr werden, bis die Maschinen tatsächlich an der Front zum Einsatz kämen.

Russlands Präsident Putin und der türkische Staatschef Erdogan kommen am Montag im russischen Sotschi am Schwarzen Meer zusammen. Ein wichtiges Thema ist die von Erdogan geforderte Rückkehr zum Getreideabkommen. Russland hatte dieses im Juli auslaufen lassen. Die Türkei betont immer wieder die Bedeutung des Abkommens für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln.

Putin hatte für eine Rückkehr zu dem im vorigen Jahr unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen ausgehandelten Abkommen Bedingungen gestellt. So sollten die vom Westen im Zuge den russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erlassenen Sanktionen gelockert werden, damit Russland auch eigenes Getreide und Düngemittel ungehindert exportieren kann.

London: Russland wirbt Migranten an

Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, Moskau werbe Migranten aus Zentralasien sowie Menschen in Nachbarländern als Soldaten für den Ukraine-Krieg an. «Es gibt mindestens sechs Millionen Migranten aus Zentralasien in Russland, die der Kreml vermutlich als potenzielle Rekruten ansieht», teilte das Ministerium mit. Russlands Ziel sei, vor der für 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere unpopuläre Mobilmachung zu vermeiden.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Verteidigungsminister Oleksij Resnikow entlassen.
  • Bei einem russischen Angriff auf ein ziviles Industriegelände an der Donau im Südwesten der Ukraine sind ukrainischen Angaben zufolge zwei Menschen verletzt worden.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Fortschritte bei der Gegenoffensive der Streitkräfte zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete.
  • Tote und Verletzte bei Beschuss in Russland und der Ukraine.
  • Bei Beschuss der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine sind nach Angaben von Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow ein Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden.
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    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 03. September 2023

  • 21.30 Uhr

    Selenskyj entlässt Verteidigungsminister Resnikow 

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wechselt seinen Verteidigungsminister Olexij Resnikow aus. Er werde dem Parlament den Chef des staatlichen Vermögensfonds, Rustem Umerow, als Nachfolger vorschlagen, teilte Selenskyj am Sonntag in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft mit. Der Schritt war seit Längerem erwartet worden.

    Resnikow habe 550 Tage auf dem Posten des Ministers seit Beginn des russischen Angriffskriegs verbracht. «Ich bin der Meinung, dass das Ministerium neue Herangehensweisen braucht und andere Formate der Zusammenarbeit mit den Soldaten und der Gesellschaft insgesamt», sagte Selenskyj.

    Ukrainische Medien hatten schon in der Vergangenheit – und verstärkt in den vergangenen Tagen – darüber berichtet, dass eine Ablösung des 57-jährigen Resnikow unmittelbar bevorstehe. Resnikow hatte zuletzt immer wieder erklärt, dass er bereit sei, zu gehen, aber ein Ersatz für ihn gefunden werden müsse. Resnikow sagte, dass er mit Selenskyj über einen anderen Posten gesprochen habe.

    Resnikow hatte zuvor in einem Interview gesagt, er erwarte den von westlichen verbündeten in Aussicht gestellten Einsatz der Kampfjets vom Typ F16 gegen den russischen Angriffskrieg im kommenden Frühjahr. Der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform sagte der Minister, dass neben der Ausbildung der Piloten an den Kampfjets im Land auch die Infrastruktur und Experten und Anlagen für die Wartung vorgehalten werden müssen. Deshalb werde es Frühjahr, bis die Maschinen tatsächlich an der Front zum Einsatz kämen.

  • 20.24 Uhr

    Selenskyj telefoniert mit Macron

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der französische Präsidenten Macron haben in einem Telefongespräch Möglichkeiten für einen sicherer Seekorridor für Getreidelieferungen im Schwarzen Meer besprochen. Auch die Sicherheit der Region Odessa stand im Fokus des Gesprächs. «Wir kamen ausserdem überein, im Anschluss an die entsprechende G7-Erklärung Gespräche über bilaterale Sicherheitsgarantien aufzunehmen», sagte Selenskyj.

  • 18.37 Uhr

    Kiews Verteidigungsminister erwartet F-16-Kriegseinsatz im Frühjahr

    Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow erwartet den Einsatz der westlichen Kampfjets vom Typ F-16 gegen die russischen Angreifer im kommenden Frühjahr. In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform sagte der Minister, dass neben der Ausbildung der Piloten an den Kampfjets auch die Infrastruktur im Land sowie Experten und Anlagen für die Wartung vorgehalten werden müssten. Deshalb dürfte es Frühjahr werden, bis die Maschinen tatsächlich an der Front zum Einsatz kämen.

    Die Niederlande, Dänemark und Norwegen haben der Ukraine F-16-Lieferungen zugesichert. Resnikow sagte, er habe mehrere Briefe schreiben müssen mit der Zusicherung, diese Nato-Waffen nicht gegen russisches Staatsgebiet einzusetzen. Russland hat davor gewarnt, dass der Einsatz der westlichen Kampfflugzeuge zur weiteren Eskalation der Gewalt in dem Krieg beitragen werde.

    Zugesichert sind dem Land bisher mehr als 50 Flugzeuge. Gefordert hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt sogar insgesamt 160 F-16, mit denen das Land die Hoheit über seinen Luftraum wiedererlangen will. Mehrere Länder beteiligen sich an der Ausbildung der ukrainischen Piloten.

    Ein Kampfjet von Typ F-16 der rumänischen Luftwaffe (l) und ein Kampfjet des selben Typs der portugiesischen Luftwaffe fliegen über der Ostsee im litauischen Luftraum während der Baltic Air Policing Mission der NATO.
    Ein Kampfjet von Typ F-16 der rumänischen Luftwaffe (l) und ein Kampfjet des selben Typs der portugiesischen Luftwaffe fliegen über der Ostsee im litauischen Luftraum während der Baltic Air Policing Mission der NATO.
    Archivbild: Keystone
  • 18.13 Uhr

    Ukraine meldet Zerstörung russischen Bootes im Schwarzen Meer

    Die ukrainische Marine hat nach Militärangaben ein russisches Kriegsboot an der Schwarzmeer-Küste zerstört. Die feindliche Besatzung sei im Nordwesten des Schwarzen Meeres an Land gegangen, sechs Besatzer seien getötet und zwei verletzt worden, teilte die ukrainische Marine am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit.

    Auf einem ebenfalls veröffentlichten Video war aus Drohnenperspektive aus der Luft zu sehen, wie Menschen das Boot entladen und Dinge ans Ufer bringen. Wenig später folgt eine Explosion. Unabhängig überprüfbar waren die Angaben des Militärs nicht. Es gab keine Informationen, von wann die Aufnahme stammte.

  • 17.05 Uhr

    Putin und Erdogan treffen sich in Sotschi am Schwarzen Meer

    Der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan treffen sich an diesem Montag zu Gesprächen in Sotschi am Schwarzen Meer. Bei dem Treffen geht es um bilaterale und um internationale Fragen, wie der Kreml mitteilte. Ein wichtiges Thema ist die von Erdogan geforderte Rückkehr zu dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Die Türkei betont immer wieder, dass das Abkommen wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei.

    Das Land sorge sich zudem um die Sicherheit in der Schwarzmeer-Region, hiess es in Ankara. Putin hatte für eine Rückkehr zu dem im vorigen Jahr unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen ausgehandelten Abkommen Bedingungen gestellt. So sollten die vom Westen im Zuge den russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erlassenen Sanktionen gelockert werden, damit Russland auch eigenes Getreide und Düngemittel ungehindert exportieren kann.

    Die Gespräche in Sotschi sollen gegen Mittag beginnen. Für die Türkei sind aber auch die russischen Gaslieferungen durch das Schwarze Meer wichtig. Es ist das erste Treffen der beiden Staatschefs seit Erdogans Wiederwahl im Mai. Der türkische Präsident setzt sich als Vermittler zwischen Moskau und Kiew ein und unterhält zu beiden Konfliktparteien enge Kontakte. Das Nato-Mitglied Türkei beteiligt sich nicht an den Sanktionen des Westens gegen Russland.

  • 15.14 Uhr

    Ukraine meldet über 264’000 tote oder verletzte russische Soldaten

    Seit Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine sind gemäss Angaben des ukrainischen Generalstabs 264’660 russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Die Zahl der eliminierten Soldaten sei in den letzten 24 Stunden um etwa 600 gestiegen.

    Ausserdem seien weitere fünf Panzer, zwölf gepanzerte Fahrzeuge, 22 Artilleriesysteme, drei Mehrfachraketenwerfer, ein Luftverteidigungssystem und elf Drohnen zerstört worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

  • 13.22 Uhr

    Öl-Depot in St. Petersburg steht in Flammen

    In St. Petersburg steht ein Ruchi-Öldepot in Brand. Fotos und Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken zeigen eine schwarze Rauchsäule über dem Gelände. Nach Angaben des russischen Ministeriums für Notfallsituationen wurde der Brand in der zweitgrössten Stadt Russlands gegen 11 Uhr Ortszeit gemeldet, berichtet «ntv». Todesopfer soll es keine gegeben haben.

  • 12.58 Uhr

    Ukraine meldet russischen Angriff auf Industrieinfrastruktur an der Donau

    Bei einem russischen Angriff auf ein ziviles Industriegelände an der Donau im Südwesten der Ukraine sind ukrainischen Angaben zufolge zwei Menschen verletzt worden. «Der Feind hat zivile Industrieinfrastruktur im Bereich der Donau angegriffen», teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag im Onlinedienst Telegram mit. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus gebracht worden.

    Das russische Militär vermeldete am Sonntag einen Angriff auf einen Donauhafen unweit der ukrainischen Grenze zu Rumänien. «Die russische Armee hat heute Nacht einen Gruppen-Drohnenangriff auf Treibstofflager zur Versorgung der ukrainischen Streitkräfte im Hafen von Reni in der Region Odessa ausgeführt», hiess es in einer Erklärung. Dabei seien alle anvisierten Ziele getroffen worden.

  • 11:16 Uhr

    Ukraine soll Moskaus erste Verteidigungslinie durchbrochen haben

    Bei ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Brigadegenerals Oleksander Tarnawskyj in der Region Saporischschja die erste und stärkste von mehreren russischen Verteidigungslinien durchbrochen. Die ukrainischen Verteidiger befänden sich jetzt zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie der Russen im Süden, sagte der Kommandeur der im Gebiet Saporischschja eingesetzten Truppen in einem Interview des «Observer», der Sonntagsausgabe der britischen Zeitung «The Guardian». Allein an der ersten Linie hätten die Russen 60 Prozent ihrer Ressourcen und Zeit aufgewendet, sagte er.

    Ukrainische Soldaten bereiten ein Mini-Mehrfachraketen-System an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut vor.
    Ukrainische Soldaten bereiten ein Mini-Mehrfachraketen-System an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut vor.
    LIBKOS/AP/dpa

    Tarnawskyj, der das Interview auch in seinem Telegram-Kanal verlinkte, sagte auch, dass bei den Verteidigungslinien zwei und drei nur noch je 20 Prozent der Ressourcen zu erwarten seien. Die Ukrainer bewegten sich derzeit auf die zweite Linie zu, sagte er. Die Gegenoffensive war lange Zeit durch ein riesiges Minenfeld in der Region erschwert worden. Die Entminung sei vor allem nachts erfolgt, sagte Tarnawskyj.

    Im Gebiet Saporischschja hatte die ukrainische Armee zuletzt bei Robotyne nach wochenlangen Kämpfen russische Verteidigungsanlagen überwunden. Nun soll die nächste russische Linie angegriffen werden, die den Weg in die besetzten Städte Tokmak und Melitopol versperrt. Ziel ist, das etwa 90 Kilometer entfernte Asowsche Meer zu erreichen und die russischen Truppen voneinander abzuschneiden.

    Die ukrainischen Streitkräfte melden seit Tagen Fortschritte in der Region, über die auch das US-Institut für Kriegsstudien ISW in seiner in Washington am Samstag (Ortszeit) veröffentlichten Analyse schrieb. Dort war auch unter Berufung auf russische Quellen die Rede von Problemen der Moskauer Besatzungstruppen. Für Russland verschlechtere sich die Lage an der Front. Auch im Raum Bachmut im ostukrainischen Gebiet Donezk meldet das ukrainische Verteidigungsministerium immer wieder Geländegewinne im Kampf gegen die russischen Besatzer.

  • 11:06 Uhr

    Russland beschiesst Hafen bei Odessa mit Drohnen – Verletzte

    Russland hat im Süden der Ukraine die Region Odessa erneut mit Drohnenangriffen überzogen und dabei auch die für den Getreideexport wichtige Hafen-Infrastruktur im Donaugebiet getroffen. Zwei Menschen seien verletzt worden, teilten die Verteidigungskräfte im Süden bei Telegram mit.

    Bei den Einschlägen in Hafen-Infrastruktur sei auch ein Feuer ausgebrochen, das rasch gelöscht worden sei. «Die massive Drohnenattacke dauerte mehr als dreieinhalb Stunden», hiess es in der Mitteilung. Die Luftstreitkräfte der Ukraine teilten mit, dass die Flugabwehr im Gebiet Odessa 22 von 25 Drohnen abgeschossen habe.

    Wo genau es die Einschläge in der Donauregion auf ukrainischer Seite gab, wurde nicht mitgeteilt. Kremlnahe Militärblogger berichteten ebenfalls über die Angriffe, darunter drei Drohnentreffer. Sie behaupteten, das russische Verteidigungsministerium habe so erneut für den ukrainischen Getreideexport wichtige Hafen-Infrastruktur ausser Betrieb gesetzt. Von unabhängiger Seite liessen sich die Angaben nicht überprüfen.

    Russland hatte bereits mehrfach die Schwarzmeer- und die Donauhäfen in der Region Odessa beschossen. Die Ukraine warf Russland Terror vor mit dem Ziel, den für die Welternährung wichtigen Transport von Getreide verhindern zu wollen.

  • 09:45 Uhr 

    Russland wirbt Migranten als Soldaten ab

    Russland wirbt nach britischen Angaben Migranten aus Zentralasien sowie Menschen in Nachbarländern als Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine an. «Es gibt mindestens sechs Millionen Migranten aus Zentralasien in Russland, die der Kreml vermutlich als potenzielle Rekruten ansieht», teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Russlands Ziel sei, vor der für 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere unpopuläre Mobilmachung zu vermeiden. «Ausländer auszubeuten, erlaubt dem Kreml angesichts steigender Verluste, zusätzliches Personal für seine Kriegsanstrengungen zu gewinnen», hiess es in London weiter

    Mit Stand Ende Juni habe Russland Werbeanzeigen in Nachbarstaaten wie Armenien oder Kasachstan geschaltet und locke mit einer Anzahlung von 495'000 Rubeln (aktuell 4750 Euro) und Monatslöhnen ab 190'000 Rubeln. Das ist deutlich mehr als der Durchschnittslohn. Seit spätestens Mai 2023 seien zentralasiatische Migranten in Russland angeworben worden mit dem Versprechen hoher Löhne und einer beschleunigten russischen Staatsbürgerschaft, teilte das britische Ministerium weiter mit.

    Auch von Zwang ist die Rede: In der besetzten südukrainischen Stadt Mariupol seien usbekische Bauarbeiter genötigt worden, sich dem russischen Militär anzuschliessen.

  • 09:08 Uhr

    Selenskyj trickst Blockade am Getreidekorridor aus

    Präsident Selenskyj verkündete auch einen neuen Erfolg beim Export von ukrainischen Gütern über das Schwarze Meer. Trotz der russischen Seeblockade hätten zwei weitere Frachtschiffe den von Kiew eingerichteten Getreidekorridor erfolgreich passiert. «Die Ukraine stellt die Freiheit der Seefahrt im Schwarzen Meer wieder her», schrieb Selenskyj auf der Plattform X, vormals Twitter. Um für noch mehr Schutz zur See zu sorgen, forderte er die westlichen Verbündeten auf, zusätzliche Flugabwehrsysteme zu liefern.

    Nach dem Ausstieg Russlands aus dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer versucht Kiew, den Export trotz des Risikos durch Moskauer Angriffe zu organisieren. Russland drohte damit, Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, als Träger militärischer Fracht einzustufen. Ukrainische Häfen zu verlassen gilt als weniger riskant.