Bitcoin-Millionär lässt's krachenEr offeriert Zug ein Feuerwerk – und erntet ein Donnerwetter
uri
25.7.2023
Der Umwelt zuliebe verzichtet die Stadt Zug auf ein 1.-August-Feuerwerk. Dafür spendiert der Bitcoin-Millionär Niklas Nikolajsen ein 35-Tonnen-Feuerwerk – und wirbelt damit nicht nur Feinstaub auf.
uri
25.07.2023, 15:14
25.07.2023, 17:58
uri
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der dänischstämmige Millionär und Mitbegründer der Kryptoplattform Bitcoin Suisse will am 1. August ein gigantisches Feuerwerk im Kanton Zug abfeuern.
Im Gegensatz dazu verzichtet die Stadt Zug aus Umweltgründen auf ein Feuerwerk.
Politiker*innen von Grünen und SP kritisieren das Vorhaben von Nikolajsen denn auch als «unzeitgemäss» und «respektlos».
Nikolajsen erklärt auf Instagram, das Feuerwerk sei längst nicht so schädlich, wie viele denken. Zudem spende er bedeutend mehr für wohltätige Zwecke, als das Feuerwerk koste.
Der schillernde dänischstämmige Millionär Niklas Nikolajsen will am 1. August über dem Zugersee das grösste Feuerwerk zünden, «das je im Kanton Zug abgefeuert wurde», wie er auf Instagram ankündigt. Der Schweizer Nationalfeiertag rufe «nach Feuerwerk – und zwar 35 Tonnen davon!»
Nikolajsen nennt aber auch weitere Gründe für das Spektakel. So soll damit auch der Abschluss der Renovierungsarbeiten seines Anwesens St. Karlshof in Zug begangen werden, und: «Mit ein bisschen Glück feiern wir auch die neue Schweizer Staatsbürgerschaft einer kleinen Familie.»
Die Pläne des seit 2011 in der Schweiz lebenden Bitcoin-Millionärs, der mit einem geschätzten Vermögen zwischen 300 und 350 Millionen Franken laut dem «Bilanz»-Ranking zu den 300 reichsten Menschen in der Schweiz gehört, kommt aber nicht überall gut an, berichtet das Newsportal «Watson».
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Stadt Zug in diesem Jahr aus ökologischen Gründen zum Nationalfeiertag selbst auf ein Feuerwerk verzichtet, erscheint das Spektakel kontraproduktiv.
«Die Stadt Zug favorisiert nachhaltige Lösungen»
Die Stadt erklärte denn auch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass das Feuerwerk und die Party von Nikolajsen kein Bestandteil der offiziellen 1.-August-Feierlichkeiten seien, und betonte: «Die Stadt Zug favorisiert nachhaltige Lösungen wie die Wasser- und Multimediashow ‹Zug Magic›, weshalb diese Show auch finanziell von der Stadt Zug unterstützt wurde.»
Noch deutlicher werden bei «Watson» Vertreter*innen aus der Politik: Die Zuger Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt hält die Bewilligung für das Feuerwerk angesichts der Klimakrise und der starken Feinstaubbelastung durch das Feuerwerk für «unzeitgemäss» und kritisiert, «dass die zuständigen Ämter ihre Verantwortung nicht wahrnehmen».
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) warne nicht umsonst vor den schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen von Feuerwerken. In diesem Fall werde bei den angekündigten 35 Tonnen zudem fast zehn Prozent des schweizerischen Jahresvolumens abgefeuert, das bei 400 Tonnen liege, so die Nationalrätin.
Weichelt kritisiert ausserdem die Aussage des dänischen Millionärs hinsichtlich seiner beabsichtigten Staatsbürgerschaft: «Als ehemalige Regierungsrätin weiss ich, dass sich die Bürgergemeinde Zug nicht mit Geld kaufen lässt», wird sie von «Watson» zitiert. Wolle Nikolajsen «wirklich etwas Gutes tun, dann könnte er ganz im Sinne der humanitären Tradition der Schweiz Geld für Menschen in Not spenden», gibt sie zu bedenken.
Grüne wollen wegen Bewilligung nachhaken
«Es ist respektlos gegenüber der Stadt Zug, dass er dieses Feuerwerk macht, obwohl sich die Stadt auf eine ökologische Lösung fokussierte», findet auch der Zuger Kantonsrat und Vizepräsident der Grünen Schweiz, Luzian Franzini. Er wolle nachhaken, wie es zu der Bewilligung gekommen sei.
Fehlenden Mut bei den Behörden vermutet der Stadtzuger SP-Präsident und Kantonsrat Rupan Sivaganesan. Angesichts der Klimaproblematik sei ein solches Feuerwerk nicht angemessen. Er befürchtet, dass entsprechende Feuerwerke durch Schwerreiche noch zunehmen würden, wenn sie so einfach bewilligt würden.
Nikolajsen, der im Jahr 2013 der Kryptoplattform Bitcoin Suisse mitbegründet hat, machte bereits in der Vergangenheit Schlagzeilen durch ausgefallene Aktionen. So ersteigerte er die teuerste Autonummer der Schweiz für seine Luxuskarossen, obwohl er laut «Watson» selbst gar keinen Führerausweis besitzen soll.
Nikolajsen wehrt sich gegen Kritik
Für das privat geplante Riesenfeuerwerk werden laut Nikolajsen drei grosse Flösse mit einer Fläche von insgesamt 500 Quadratmetern im See vor dem St. Karlshof verankert. «Und am 1. August um 22.30 Uhr wird der Zugersee mit dem grössten Feuerwerk in der Geschichte des Kantons erleuchtet sein», schreibt der Bitcoin-Pionier auf Instagram.
Auf die Kritik an seinem Plan reagierte er auf Instagram in vier Punkten. Am Montag teilte er mit: «Heute explodierten die Medien (kein Wortspiel beabsichtigt) zum Thema.» In Zug habe das Feiern mit Feuerwerk eine lange Tradition, nicht zuletzt am Seefest, schreibt er weiter. Nun werde das Feuerwerk «an unserem Nationalfeiertag» stattfinden, «und ja, ich sage unserem – denn meine Familie ist nun auch eine schweizerische». Die Einbürgerung scheint also bereits über die Bühne gegangen zu sein.
Zum Feuerwerk selbst hält er fest, dieses wiege zwar insgesamt 35 Tonnen, es handle sich dabei aber lediglich um 1,3 Tonnen brennbaren Sprengstoff, womit der CO2-Ausstoss lediglich dem von rund zehn Autos entspreche. Da es sich um ein professionelles Feuerwerk handle, sei die Abfallbelastung im See zudem bedeutend geringer als bei privaten Feuerwerken.
Auch dauere das Feuerwerk lediglich 16 Minuten, und da es rechtzeitig angekündigt werde, könne man lärmempflindliche Haustiere entsprechend schützen. Ebenfalls sei seine jährliche Spende für wohltätige Zwecke bedeutend höher als der Betrag, den er nun für das Feuerwerk aufgewendet habe, so Nikolajsen.