Hollywood im Krisenmodus Streiken bald auch Jennifer Lawrence und Meryl Streep?

Von Marlène von Arx

8.7.2023

Nach dem Vertrag mit den Autorinnen und Autoren ist inzwischen auch jener der Schauspielerinnen und Schauspieler mit den Produktionsfirmen abgelaufen. Wenn keine Einigung gefunden wird, werden auch sie streiken.

Von Marlène von Arx

8.7.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In den USA streiten sich die Gewerkschaft der Drehbuchautoren und die Allianz der Film- und TV-Produzenten seit Anfang Mai.
  • Bald könnten auch Hollywoodstars wie Jennifer Lawrence oder Ben Stiller ihre Arbeit niederlegen. 
  • Neue Staffeln von beliebten Serien werden sich verspäten. 

Hollywoods Autoren streiken schon seit Anfang Mai. Die Schauspielerinnen und Schauspieler stehen nun auch in den Startlöchern: Am 30. Juni ist der Vertrag ihrer Gewerkschaft SAG-AFTRA (Screen Actors Guild-American Federation of Television and Radio Artists) mit den Produzenten der AMPTP (Alliance of Motion Picture and Television Producers) abgelaufen.

Um den Verhandlungen etwas mehr Zeit zu geben, wurde er bis zum 12. Juli verlängert. Werden bis dann keine Lösungen gefunden, wollen auch Stars und Statistinnen ihre Arbeit niederlegen.

Worum geht's? In den Hauptpunkten um das Gleiche wie bei den Autoren: mehr Geld von den Streamingdiensten und Schutz vor Künstlicher Intelligenz, die die nächsten Jahre Film- und Fernsehen stark mitprägen wird.

Dazu werden neue Regulierungen für Self-Tape-Castings verlangt, die ausser Kontrolle geraten seien: Zu viele Seiten zum Lernen, zu wenig Zeit zur Vorbereitung und andere aufwendige Anforderungen machen diese Aufnahmen, die die Schauspielerinnen und Schauspieler selber organisieren und dann einschicken müssen, derzeit zu einer unverhältnismässigen Last.

«Wir sind in unserer Branche an einem noch nie da gewesenen Punkt angelangt. Was in jedem anderen Jahr als guter Deal empfunden werden könnte, ist nicht genug», fordern SAG-AFTRA-Mitglieder in einem offenen Brief ihr Verhandlungsteam auf, nicht klein beizugeben.

«Wir sind bereit, zu streiken»

Und weiter: «Ein Streik bringt für viele unglaubliche Nöte mit sich und niemand will das, aber wir sind bereit, zu streiken, wenn es so weit kommt.» Unterschrieben haben den Brief auch bekannte Hollywoodgrössen wie Jennifer Lawrence, Meryl Streep, Rami Malek, Glenn Close und Ben Stiller.

Auch die in Los Angeles arbeitende Schweizer Schauspielerin Debby Gerber hält einen Streik für notwendig, sollte kein neuer Deal ausgehandelt werden können: «Wichtig ist, dass wir Schauspieler vor KI geschützt und dadurch nicht ersetzt werden», erklärt die Baslerin, die zu den 98 Prozent der SAG-Mitglieder gehört, die für eine Streikautorisation gestimmt haben.

Zudem wird eine gute Bezahlung dafür gefordert, wenn die Arbeit und das Abbild der Schauspielerinnen und Schauspieler dazu benutzt wird, KI zu trainieren. «Ein weiteres grosses Anliegen ist, dass Schauspieler für ihre Arbeit bei Serien oder Filmen für Streamingdienste wie Netflix oder Disney+ besser bezahlt werden und Residuals, also Gagen für Wiederholungen, erhalten, wie es bei Film und TV üblich ist», so Gerber. «Viele Schauspielerinnen und Schauspieler sind keine prominenten Topverdiener, die dauernd engagiert werden. Um vom Beruf leben zu können, sind sie finanziell auf Residuals angewiesen.»

Bereits jetzt gibt es kaum mehr Castings

Die Auswirkungen des Autorenstreiks der WGA (Writers Guild of America) spürt sie extrem. Seither gibt es kaum neue Projekte und Castings. «Ich habe normalerweise ein bis fünf Castings oder Self-Tapes pro Tag. Momentan sind es eins bis vier pro Woche für Projekte, die nicht mit der WGA in Verbindung stehen.»

Weil niemand weiss, wie lange der Streik andauern wird, werden zurzeit keine neuen Filme und Serien aufgegleist und diverse aktuelle Produktionen mussten bis auf Weiteres unterbrochen werden. Darunter die Keanu Reeves/Seth Rogen Komödie «Good Fortune», Blake Livelys neuer Film «It Ends With Us», die fünfte Staffel des Netflix-Hits «Stranger Things» und die neue Disney+ Serie «Daredevil: Born Again».

Debby Gerber schätzt, dass Hunderttausende über Monate keinen Job haben werden, wenn es zu einem Streik der Schauspielerinnen und Schauspieler kommt. Denn ohne sie sind auch Ausstatter, Maskenbildnerinnen und Kameraleute arbeitslos.

Dass der alte Vertrag um knapp zwei Wochen verlängert wurde, hält sie jedoch für ein Zeichen, dass man nahe an einer Einigung ist und es nicht so weit kommen wird. Auch SAG-Präsidentin Fran Drescher («The Nanny») erklärte in einer Videobotschaft am 1. Juli, dass die Verhandlungen «extrem produktiv» seien und dass sie «optimistisch bleibe», dass ein fairer Deal möglich sei. Aber falls nicht, ist auch Debby Gerber bereit, auf die Strasse zu gehen, wie es Mark Ruffalo, Rob Lowe und Cynthia Nixon zur Unterstützung der Autoren bereits jetzt tun. «Lieber kurzfristig weniger Arbeit als langfristig unter neuen Verträgen arbeiten zu müssen, die uns als Schauspieler nicht genügend schützen», erklärt sie ihre Bereitschaft, eine Weile von ihrem Ersparten zu leben.

Neue Staffeln werden sich verspäten

Je länger die Gewerkschaften in Hollywood streiken, desto knapper werden die Reserven an Filmen und Shows, die bereits im Kasten sind und vors Publikum gebracht werden können.

Die von der Aktualität lebenden Late-Night-Talk-Shows und ihre streikenden Autoren haben sich bereits Anfang Mai in die Sommerpause verabschiedet. Wie lange diese dauern wird, ist momentan nicht abzusehen.

Neue Episoden von «Grey's Anatomy» werden mit Verzögerung ausgestrahlt und die Staffel möglicherweise verkürzt. Die nächste Staffel von Zendayas Hitserie «Euphoria» ist nun nicht vor 2025 zu erwarten. Der Drehstart der vierten Staffel von «Emily in Paris» wurde für mindestens zwei Monate verschoben. Auch Mahershala Alis «Blade»-Reboot und Tom Hollands nächster Spider-Man-Film werden sich verspäten.

Vom Arbeitsstopp profitieren vor allem die Reality-TV-Shows. Sie haben nach der herkömmlichen Definition weder Autoren noch Schauspielerinnen, weshalb die Studios und TV-Kanäle ihre Programmlücken damit stopfen werden. So war es zumindest, als beim letzten Streik 2007/2008 «Big Brother» und «The Amazing Race» zu richtigen Rennern wurden. Damals gab es noch keine mächtigen Streamingplattformen oder KI-Bedenken. Heute kaum mehr vorstellbar: Der Zankapfel vor 15 Jahren war die Gewinnbeteiligung an DVD-Verkäufen.

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