Ukraine-Übersicht Ukraine meldet weitere Erfolge +++ Russland zieht Truppen aus Isjum und Balaklija ab

Agenturen/red

10.9.2022

Kampf um Region Charkiw: Ukraine meldet Geländegewinne, Russland zieht Truppen ab

Kampf um Region Charkiw: Ukraine meldet Geländegewinne, Russland zieht Truppen ab

Kiew meldet weitere Geländegewinne in der ostukrainischen Region Charkiw, etwa in Balaklija. Moskau kündigt indes den Rückzug seiner Truppen aus Gebieten wie Isjum an.

10.09.2022

Mit ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Streitkräfte die russischen Besatzer im Gebiet Charkiw unter Druck gesetzt. Nun ziehen die Russen dort aus strategisch wichtigen Orten ab.  Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

Die ukrainischen Truppen haben offensichtlich mit ihrer Gegenoffensive die russischen Truppen zum Rückzug aus der ukrainischen Region Charkiw gedrängt. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sagte am Samstag in Moskau, Soldaten sollten etwa aus der strategisch wichtigen Stadt Isjum abgezogen werden. Auch aus der Stadt Balaklija, die die Ukrainer in der vergangenen Woche als befreit gemeldet hatten, sollen die russischen Truppen abrücken. Die von Russland in Charkiw eingesetzte Militärverwaltung rief die Menschen auf, die Region zu verlassen.

Offiziell begründet wurde der Abzug damit, dass durch die Umgruppierung die Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn angesichts des massiven ukrainischen Vorstosses im Charkiwer Gebiet so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben. Der ukrainische Generalstab wollte zum Schutz der eigenen Soldaten zunächst noch keine Informationen rausgeben.

Ukraine: Strategisch wichtige Stadt im Osten zurückerobert

Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs eroberte die Ukraine nach eigenen Angaben die strategisch wichtige Stadt Kupjansk im östlichen Gebiet Charkiw zurück. Der Inlandsgeheimdienst SBU veröffentlichte Fotos, die Einheiten in der bislang von Russland besetzten Kleinstadt zeigen sollen. Kupjansk ist wegen des direkten Bahnanschlusses an Russland als Verkehrsknotenpunkt wichtig für die Versorgung des russischen Truppenverbands um das südwestlich gelegene Isjum. Durch den Vorstoss der Ukrainer hätte dort mehr als 10 000 russischen Soldaten die Einkesselung gedroht.

Später berichtete der Militärgouverneur des ebenfalls ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, die eigenen Truppen seien auch dort auf dem Vormarsch und bereits an den Stadtrand von Lyssytschansk vorgestossen. Lyssytschansk war im Juli als letzte grössere Stadt des Gebietes Luhansk von der russischen Armee erobert worden. Der Vertreter der selbst ernannten «Volksrepublik Luhansk», Rodion Miroschnik, wies diese Angaben später zurück. «Die Ukraine versucht, Panik zu säen», schrieb er in sozialen Netzwerken. Unabhängig konnten die Angaben beider Seiten zunächst nicht überprüft werden.

Auch mit Hilfe westlicher Waffen hat die ukrainische Armee im August mit einer gross angelegten Gegenoffensive begonnen. Im Charkiwer Gebiet wurden dadurch zuletzt Dutzende Dörfer und mehrere Städte von den russischen Besatzern befreit.

London: Ukrainische Truppen haben Russen mit Offensive überrumpelt

Mit ihrer Gegenoffensive überrumpelten die ukrainischen Truppen im Nordosten des Landes nach britischen Informationen die russischen Kräfte. Die ukrainischen Speerspitzen seien auf enger Front bis zu 50 Kilometer weit in bisher russisch besetztes Gebiet vorgestossen, teilte das Verteidigungsministerium am Samstagmorgen in London unter Berufung auf Geheimdienste mit. In dem Gebiet seien nur wenige russische Truppen versammelt gewesen, hiess es. «Die russischen Kräfte wurden offenbar überrascht.»

Ukraine drängt Deutschland zu Lieferung von Kampfpanzern

Der ukrainische Aussenminister Kuleba sagte, er sehe keine Hindernisse für eine Lieferung von Kampfpanzern aus Deutschland. Bis sich Berlin dazu entschliesse, solle Deutschland weiter Artilleriemunition liefern. «Das erhöht spürbar unsere Offensivmöglichkeiten und das hilft uns bei der Befreiung neuer Gebiete», sagte der Chefdiplomat bei einem gemeinsamen Auftritt mit Annalena Baerbock in Kiew.

Die deutsche Aussenministerin reagierte zurückhaltend auf die ukrainische Forderung. «Wir liefern ja seit längerem bereits schwere Waffen. Und wir sehen, dass diese schweren Waffen auch einen Unterschied mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine machen», betonte sie. Konkret nannte Baerbock Mehrfachraketenwerfer, Panzerhaubitzen und Flakpanzer vom Typ Gepard. Von letzteren werde Deutschland schnellstmöglich zehn weitere liefern.

Baerbock wollte mit ihrem Besuch nach eigenen Worten ein Zeichen gegen drohende Kriegsmüdigkeit in Deutschland setzen. «Für mich ist klar, (Wladimir) Putin setzt darauf, dass wir der Anteilnahme am Leid der Ukraine müde werden», sagte sie. Der Kremlchef wolle den Westen mit Lügen spalten und mit Energielieferungen erpressen. Die Rechnung dürfe aber nicht aufgehen. «Denn ganz Europa weiss, dass die Ukraine unsere Friedensordnung verteidigt.» Baerbock warf der russischen Armee vor, die Vororte Kiews «mit Minen verseucht» und gezielt Anti-Personen-Minen eingesetzt zu haben, um Zivilisten zu töten.

Macron: Russen sollen aus Saporischschja abziehen

Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach sich in einem Telefonat mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj erneut für einen Abzug der russischen Truppen aus dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja aus. Beide Präsidenten hätten ihre Unterstützung für die Arbeit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vor Ort bekundet, teilte der Élyséepalast am Samstag mit.

Russische Streitkräfte halten das ukrainische AKW im Süden des Landes besetzt. Die Lage in dem umkämpften Atomkraftwerk wird laut den internationalen Beobachtern der IAEA vor Ort immer instabiler. Die Anlage hat demnach keine externe Stromversorgung mehr für die Kühlung von Reaktorkernen und Atommüll. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Beschuss der Anlage verantwortlich.


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hat Russland die Verlegung von Truppen im Osten der Ukraine bekanntgegeben.
  • Mit ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Truppen im Nordosten des Landes nach britischen Informationen die russischen Kräfte überrumpelt.
  • Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock ist zu ihrem zweiten Ukraine-Besuch seit Kriegsbeginn in Kiew eingetroffen.
  • Ukrainische Truppen haben nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr als 30 Siedlungen in der ostukrainischen Region Charkiw zurückerobert
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  • 21.42 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Samstag

  • 21.21 Uhr

    Selenskyj: Flucht für russische Truppen eine gute Entscheidung

    Mit ihrer erfolgreichen Gegenoffensive haben die ukrainischen Truppen nach Einschätzung ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Russen an mehreren Fronten in die Flucht geschlagen. «Die russische Armee zeigt uns in diesen Tagen, was sie am besten kann, sie zeigt uns ihren Rücken», sagte Selenskyj in einem Video. «Und für sie ist es auf jeden Fall eine gute Entscheidung wegzurennen.»

    Wenige Stunden zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium unter dem Druck ukrainischer Gegenangriffe angekündigt, Soldaten aus der Region Charkiw abzuziehen und sie stattdessen im Donbass einzusetzen. Sprecher Igor Konaschenkow, sagte, die nun aus Isjum und Balaklija abgezogenen Soldaten sollten dort dazu beizutragen, das erklärte Ziel der russischen «Spezialoperation» zu erreichen, die «Befreiung» der Region im Osten des Landes. Ähnlich hatte Moskau auch argumentiert, als es wenige Wochen nach Beginn des Krieges den Versuch aufgegeben hatte, die Hauptstadt Kiew zu erobern.

  • 19.50 Uhr

    Ukrainischer Aussenminister erneuert Forderung nach deutschen Leopard-Panzern

    Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hat Kiews Forderung nach Panzern des Typs Leopard erneuert. «Wir sehen keine Hindernisse dafür», sagte der 41-Jährige nach einem Treffen mit der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock. Bis sich Berlin dazu entschliesse, solle Deutschland weiter Artilleriemunition liefern. «Das erhöht spürbar unsere Offensivmöglichkeiten und das hilft uns bei der Befreiung neuer Gebiete», sagte der Chefdiplomat mit Blick auf die laufenden ukrainischen Offensiven in der Ost- und Südukraine. Kuleba erwähnte ebenfalls, dass Kiew diesen Herbst das Flugabwehrsystem Iris-T erwarte.

    Kuleba ermahnte Deutschland und die anderen Partner, die Zeitpläne einzuhalten. «Jeden Tag müssen in der Ukraine neue Waffenarten und die Munition dazu eintreffen», unterstrich er. «Der Sieg der Ukraine ist das Ende des Krieges und das bedeutet eine Lösung einer Vielzahl von Problemen Europas», sagte der Ukrainer.

    Russland hat Ende Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Ende August begann Kiew mit Gegenoffensiven und hat in dieser Woche grosse Gebiete befreit.

  • 19.27 Uhr

    Morawiecki: Ukraine führt Kampf um die Zukunft ganz Europas

    Die Ukraine kämpft nach Ansicht von Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki um die Zukunft ganz Europas. «Wir können uns fragen, worum es in diesem Krieg wirklich geht. In diesem Krieg geht es um die zukünftige Gestalt Europas», schrieb Morawiecki nach seiner Rückkehr aus Kiew auf Facebook. Diese Zukunft müsse frei sein von russischem Imperialismus und Kolonialismus, von Erpressung und von den Eroberungsgelüsten des Kremls, schrieb Morawiecki nach seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Regierungschef Denys Schmyhal.

    Morawieckis Reise fügte sich in eine Reihe hochrangiger Ukraine-Besuche binnen weniger Tage ein. So traf die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock erneut in Kiew ein, am Donnerstag war US-Aussenminister Antony Blinken in der ukrainischen Hauptstadt.

  • 17.52 Uhr

    Russische Besatzer rufen Menschen in ganz Charkiw zur Flucht auf

    Nach Bekanntgabe des Truppenrückzugs haben die russischen Besatzer im ostukrainischen Gebiet Charkiw alle Bewohner der bislang unter ihrer Kontrolle stehenden Orte zur Flucht aufgerufen. «Ich empfehle nochmals allen Bewohnern der Region Charkiw, das Gebiet zum Schutz ihres Lebens und ihrer Gesundheit zu verlassen», sagte der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung, Witali Gantschew, laut der Agentur Tass. «Jetzt in seinem Haus zu bleiben, ist gefährlich.»

    Kurz zuvor hatte Moskau mitgeteilt, dass Russland unter dem Druck der kürzlich begonnenen ukrainischen Gegenoffensive eigene Truppen unter anderem aus der strategisch wichtigen Stadt Isjum abzieht. Offiziell begründete das Verteidigungsministerium in Moskau den Abzug damit, dass durch die Umgruppierung die Einheiten in dem an Charkiw grenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn angesichts des massiven ukrainischen Vorstosses stark unter Druck geraten sind.

  • 17.27 Uhr

    Macron: Russen sollen aus Saporischschja abziehen

    Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in einem Telefonat mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj erneut einen Abzug der russischen Truppen aus dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja gefordert. Beide Präsidenten hätten ihre Unterstützung für die Arbeit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vor Ort bekundet, teilte der Élyséepalast mit. Macron und Selenskyj teilen demnach den Wunsch nach einem raschen Abzug der russischen Truppen, um das Atomkraftwerk zu sichern, hiess es.

    Russische Streitkräfte halten das ukrainische AKW im Süden des Landes besetzt. Die Lage in dem umkämpften Atomkraftwerk wird laut den internationalen Beobachtern der IAEA vor Ort immer instabiler. Die Anlage hat demnach keine externe Stromversorgung mehr für die Kühlung von Reaktorkernen und Atommüll. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Beschuss der Anlage verantwortlich.

  • 16.41 Uhr

    Russland gibt Verlegung von Truppen aus Charkiw in Ostukraine bekannt

    Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hat Russland die Verlegung von Truppen im Osten der Ukraine bekanntgegeben. Soldaten sollten aus dem Gebiet Charkiw etwa aus der strategisch wichtigen Stadt Isjum abgezogen werden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau. Zuvor hatte die ukrainische Seite von erfolgreichen Rückeroberungen im Gebiet Charkiw berichtet.

    Zerstörte Fahrzeuge stehen auf einer Strasse in der Region Charkiw, südöstlich der Stadt  Charkiw. Die Ukraine hat diese Woche nach eigenen Angaben grosse Gebiete in der Region Charkiw zurückerobert. 
    Zerstörte Fahrzeuge stehen auf einer Strasse in der Region Charkiw, südöstlich der Stadt  Charkiw. Die Ukraine hat diese Woche nach eigenen Angaben grosse Gebiete in der Region Charkiw zurückerobert. 
    David Ryder/ZUMA Press Wire/dpa
  • 16.12 Uhr

    Deutscher Finanzminister bekräftigt Forderung nach Fracking und längeren Akw-Laufzeiten

    Angesichts der unterbrochenen russischen Gaslieferungen hat der deutsche Finanzminister Christian Lindner seine Forderung nach der umstrittenen Schiefergasförderung und einer Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke bekräftigt. «Wir können in dieser Phase, wo alle unter Preisen leiden, nicht wählerisch sein», sagte Lindner am Rande des EU-Finanzministertreffens in Prag der ARD.

    Das sogenannte Fracking zur Gasförderung müsse genutzt werden, «wo es verantwortbar ist», sagte Lindner. «Wo keine Gefahr für das Trinkwasser besteht, wo geologisch keine Gefahr besteht, da sollte das auch möglich werden.» Derzeit ist Fracking wegen Umweltschutzbedenken in Deutschland weitgehend verboten.

    «Wir können nicht darauf bauen, dass Gaslieferungen aus Russland wieder günstig verfügbar sind», sagte Lindner weiter. Deshalb müsse die Regierung alle Kohlekraftwerke unmittelbar aus der Reserve ans Netz nehmen, die Kapazität der Kernenergie in Deutschland bis ins Jahr 2024 sichern und auch die heimischen Öl- und Gasvorkommen in der Nordsee und an Land erschliessen.

  • 15.17 Uhr

    Scholz: «Wir kommen da durch»

    Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sieht das Land gut gerüstet für die Energiekrise, die den kommenden Winter beherrschen wird. «Wir kommen da durch», sagte Scholz in seiner wöchentlichen Videobotschaft. «Wir leben in einer ernsten Zeit», gestand er ein. Das spürten nicht nur die Menschen in der Ukraine, sondern auch «wir in Europa und viele in der Welt».

    Deutschland habe sich aber vorbereitet, etwa darauf, dass Russland seine Gaslieferungen wegen des Krieges weitgehend eingestellt habe. Scholz verwies auf die Einspeicherung von Gas, Anstrengungen beim Import von Flüssiggas und die Möglichkeit zur Nutzung der Kohlekraft und im Notfall auch der Kernkraft.

    Zudem habe der Bund ein Hilfspaket geschnürt, um die Menschen zu entlasten. «Niemand» werde allein gelassen, versprach er.

    Die Parteien der Ampel-Koalition hatten sich vergangenes Wochenende angesichts der stark gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten auf ein drittes Entlastungspaket im Umfang von 65 Milliarden Euro geeinigt. Es sieht unter anderem Direktzahlungen für Rentner und Studierende, einen Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger und eine Erhöhung des Kindergelds vor. Geplant ist auch eine Strompreisbremse.

  • 14.20 Uhr

    Kiew meldet Rückeroberung von Kupjansk

    Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge die strategisch wichtige Stadt Kupjansk im östlichen Gebiet Charkiw zurückerobert. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU veröffentlichte am Samstag auf Telegram Fotos, die eigene Einheiten in der bislang von Russland besetzten Kleinstadt zeigen sollen. «Wir werden unser Land bis auf den letzten Zentimeter befreien!», heisst es dazu. Zuvor hatten bereits ukrainische Medien die Rückeroberung von Kupjansk gefeiert und ein Foto von Soldaten veröffentlicht, die die ukrainische Flagge halten.

    Das Bild des russischen Verteidigunsministeriums zeigt russische Militärfahrzeuge in der Region von Charkiw. Laut Angaben aus Kiew hat das ukrainische Militär zahlreiche Gebiete zurückerobert, darunter die Stadt Kupjansk. 
    Das Bild des russischen Verteidigunsministeriums zeigt russische Militärfahrzeuge in der Region von Charkiw. Laut Angaben aus Kiew hat das ukrainische Militär zahlreiche Gebiete zurückerobert, darunter die Stadt Kupjansk. 
    KEYSTONE/EPA/RUSSIAN DEFENCE MINISTRY PRESS SERVICE

    Die Kleinstadt Kupjansk ist wegen ihres direkten Bahnanschlusses an Russland als Verkehrsknotenpunkt wichtig für die Versorgung des gesamten russischen Truppenverbands um das südwestlich gelegene Isjum. Durch den Vorstoss der Ukrainer droht dort nun mehr als 10'000 russischen Soldaten die Einkesselung. Informationen in sozialen Netzwerken, die Russen seien bereits aus Isjum geflohen, konnten zunächst nicht überprüft werden.

  • 12.31 Uhr

    Baerbock verspricht Ukraine weitere Hilfe bei der Minenräumung

    Aussenministerin Annalena Baerbock hat der Ukraine weitere Unterstützung bei der Beseitigung von Minen in ehemaligen Kampfgebieten zugesichert. Neben der Lieferung von Waffen sei dies wichtig, um das Leben von Menschen in den zeitweise von der russischen Armee eingenommenen Gebieten sicherer zu machen, sagte Grünen-Politikerin am Samstag beim Besuch eines Minenfelds in Welyka Dymerka in der Nähe von Kiew. Ob sie bei ihrem Besuch auch weitere Waffen zusagen werde, wollte Baerbock nicht sagen. Darüber werde sie erst nach ihrem Treffen mit Aussenminister Dmytro Kuleba im Laufe des Tages berichten.

    Baerbock warf der russischen Armee vor, die Vororte Kiews «mit Minen verseucht» und gezielt Anti-Personen-Minen eingesetzt zu haben, um Zivilisten zu töten. Ihr sei berichtet worden, dass nach dem Abzug der russischen Truppen aus dem Raum Kiew «selbst im Kinderspielzeug in privaten Wohnungen Minen gefunden worden sind, die offensichtlich nichts anderes zum Ziel hatten, unschuldige Menschen, selbst Kinder zu töten».

    In Welyka Dymerka unterstützt Deutschland ein ziviles Projekt zur Räumung von Minen. Insgesamt hat die Bundesregierung sechs Millionen Euro für die Kampfmittelbeseitigung durch die Nichtregierungsorganisation HALO bereitgestellt.

  • 9.40 Uhr

    Ukrainische Truppen stossen 50 Kilometer im Osten vor

    Mit ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Truppen im Nordosten des Landes nach britischen Informationen die russischen Kräfte überrumpelt. Die ukrainischen Speerspitzen seien mittlerweile auf enger Front bis zu 50 Kilometer weit in bisher russische besetztes Gebiet vorgestossen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Das deckt sich mit Angaben der Ukraine aus den vergangenen Tagen. In dem Gebiet seien nur wenige russische Truppen versammelt gewesen, hiess es weiter. «Die russischen Kräfte wurden offenbar überrascht».

    «Ukrainische Einheiten haben mehrere Orte eingenommen oder umzingelt», so das Ministerium weiter. Russische Kräfte rund um die Stadt Isjum würden immer isolierter, zudem rückten die Ukrainer auf die Stadt Kupjansk vor. «Ihre Eroberung wäre ein erheblicher Schlag für Russland, weil hier die Versorgungslinien für die Donbass-Front verlaufen», hiess es in London. Auch im Gebiet Cherson im Süden des Landes gingen die ukrainischen Angriffe weiter. «Die russische Defensive ist sowohl an ihrer nördlichen als auch an ihrer südlichen Flanke unter Druck», stellte das Ministerium fest.

    Russische Truppen geraten auch im Süden der Ukraine, wie hier bei Cherson am 9. September, zunehmend unter Druck.
    Russische Truppen geraten auch im Süden der Ukraine, wie hier bei Cherson am 9. September, zunehmend unter Druck.
    KEYSTONE/EPA/RUSSIAN DEFENCE MINISTRY PRESS SERVICE HANDOUT
  • 8.40 Uhr

    EU-Ländern billigen weiteren Milliardenhilfen für Ukraine

    Die Ukraine kann bald weitere fünf Milliarden Euro an Krediten von der EU erhalten. Am Freitag befürworteten die Finanz- und Wirtschaftsminister der EU-Länder die Milliardenhilfe, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilte.

    Das neue Darlehen soll für den laufenden Betrieb des Staates verwendet werden sowie um sicherzustellen, dass kritische Infrastruktur des Landes wie Schulen und Krankenhäuser weiter laufen könnten, sagte der tschechische Finanzminister Zbynek Stanjura, der ein Treffen mit seinen EU-Kollegen in Prag leitete.

    Das Geld ist Teil eines im Mai angekündigten Hilfspakets über insgesamt neun Milliarden Euro. Vor der Auszahlung der fünf Milliarden Euro muss noch das Europaparlament zustimmen. Dies gilt allerdings als Formalie. Eine Milliarde Euro wurde bereits Anfang August ausgezahlt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den Finanzhilfebedarf für die Ukraine auf insgesamt 38,8 Milliarden Euro, wie aus der Mitteilung der Ratspräsidentschaft hervorgeht.

    EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis schrieb in einem Tweet zum Fünf-Milliarden-Darlehen, die EU-Minister seien bereit, nationale Garantien zu übernehmen, um das Darlehen bereitzustellen. Im aktuellen EU-Haushalt gab es nach Kommissionsangaben dafür nicht mehr ausreichend Ressourcen, daher sollen die Staaten die Garantien beisteuern.

  • 8.10 Uhr

    Baerbock zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn in Kiew

    Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock ist zu ihrem zweiten Ukraine-Besuch seit Kriegsbeginn in Kiew eingetroffen. Sie wolle mit der Reise zeigen, «dass wir der Ukraine weiter beistehen, so lange es nötig ist – mit der Lieferung von Waffen, mit humanitärer und finanzieller Unterstützung», sagte sie am Samstagmorgen bei ihrer Ankunft.

    Mit dem Besuch will die Grünen-Politikerin auch ein Zeichen gegen drohende Kriegsmüdigkeit in Deutschland setzen. «Für mich ist klar, Putin setzt darauf, dass wir der Anteilnahme am Leid der Ukraine müde werden», sagte sie. «Er glaubt, dass er unsere Gesellschaften mit Lügen spalten und mit Energielieferungen erpressen kann. Und, dass er uns die Energie nehmen kann, uns gegen diesen brutalen Angriff auf unser aller Werte zu verteidigen.» Diese Rechnung Putins dürfe und werde nicht aufgehen. «Denn ganz Europa weiss, dass die Ukraine unsere Friedensordnung verteidigt.»

    Aussenministerin Annalena Baerbock reiste in der Nacht zu Samstag mit einem Sonderzug und einer kleinen Delegation von Polen aus nach Kiew.
    Aussenministerin Annalena Baerbock reiste in der Nacht zu Samstag mit einem Sonderzug und einer kleinen Delegation von Polen aus nach Kiew.
    Michael Fischer/dpa
  • 8.00 Uhr

    Mehr als 30 Siedlungen in Charkiw zurückerobert

    Ukrainische Truppen haben nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr als 30 Siedlungen in der ostukrainischen Region Charkiw zurückerobert. «Wir übernehmen nach und nach die Kontrolle über neue Siedlungen», sagte Selenskyj am Freitagabend in einer Videoansprache. «Überall bringen wir die ukrainische Flagge und den Schutz für unser Volk zurück.» Sowohl im Donbass im Osten der Ukraine als auch im Süden des Landes dauerten die «erbitterten Kämpfe» an, sagte der Präsident.

    Nach mehr als einem halben Jahr Krieg sind die ukrainischen Truppen bei ihren Gegenoffensiven zuletzt im Gebiet Charkiw sowie im Gebiet Cherson im Süden vorgerückt. Erst am Donnerstag hatte Selenskyj die Rückeroberung der Kreisstadt Balaklija im Gebiet Charkiw bestätigt.

    Anfang Juni hatte Selenskyj noch gesagt, dass Russland etwa 125 000 Quadratkilometer der Ukraine einschliesslich der Halbinsel Krim besetzt halte. Das ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt am Freitag bekannt, dass die Ukraine mehr als 30 Siedlungen von den Russen zurückerobert haben. 
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt am Freitag bekannt, dass die Ukraine mehr als 30 Siedlungen von den Russen zurückerobert haben. 
    KEYSTONE/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE