Forscher schlagen AlarmWahrscheinlichkeit für neue Hitze-Rekorde liegt bei 93 Prozent
SDA
10.5.2022 - 10:02
Hitzewelle in Indien
Für die kommenden Tage werden weiter steigende Temperaturen erwartet.
29.04.2022
2016 war das Weltwetter 1,2 Grad heisser als normal: Dass dieser Rekord innert vier Jahren eingestellt ist, gilt als sicher. Während Pakistan und Indien unter bis zu 49 Grad leiden, schlagen Wissenschaftler Klima-Alarm.
Keystone-SDA
10.05.2022, 10:02
10.05.2022, 12:13
dpa/phi
Die globale Durchschnittstemperatur eines Jahres könnte bis 2026 erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. So liege die Wahrscheinlichkeit, dass im Fünf-Jahres-Zeitraum 2022 bis 2026 mindestens ein Jahr eine Temperatur von über 1,5 Grad erreiche, bei fast 50 Prozent. Das berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf.
Das heisst aber nicht, dass die 1,5-Grad-Marke in diesem Fall dauerhaft überschritten wird. In den Folgejahren könne der Wert auch wieder niedriger liegen, so die WMO. Im Schnitt rechnen Experten für die kommenden Jahre aber mit weiter steigenden Temperaturen.
2015 galt es noch als praktisch ausgeschlossen, dass diese Marke innerhalb von fünf Jahren erreicht wird. Vor sieben Jahren hat sich die Weltgemeinschaft im Pariser Klimaabkommen verpflichtet, die dauerhafte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken.
Nächste Klimakonferenz im Herbst
Die Meldung der WMO kommt zur Halbzeit zwischen der vergangenen Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow und der nächsten Konferenz COP27 in Ägypten. Im November werden dazu in Scharm el Scheich rund 30'000 Teilnehmer erwartet, darunter 120 Staats- und Regierungschefs.
Beobachter ziehen zur COP-Halbzeit eine ernüchternde Bilanz beim Klimaschutz, auch wegen des Kriegs in der Ukraine. Weltweit gesehen war das heisseste Jahr bislang 2016, als die globale Durchschnittstemperatur etwa 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) lag.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Rekord bis 2026 gebrochen wird, liege bei 93 Prozent. Genauso wahrscheinlich sei es, dass die durchschnittliche Temperatur über dem Fünf-Jahres-Zeitraum 2022 bis 2026 höher liege als in den fünf Jahren davor. Die Berechnungen hat die Meteorologiebehörde Grossbritanniens für die WMO vorgenommen.
90 Wetter-Opfer in Indien und Pakistan seit Mitte März
Im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur nach dem vorläufigen Klimabericht der WMO 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Den endgültigen Wert veröffentlicht die WMO am 18. Mai. Die Meteorologen gehen davon aus, dass die Durchschnittstemperatur in diesem und den kommenden vier Jahren zwischen 1,1 und 1,7 Grad über vorindustriellem Niveau liegen wird.
Für dieses Jahr rechnen die Meteorologen damit, dass es in Südwesteuropa und im Südwesten Nordamerikas trockener ist als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. In Nordeuropa, der Sahel-Zone, Nordostbrasilien und Australien dürfte es dagegen feuchter werden.
Wohin das extreme Wetter führt, müssen gerade Indien und Pakistan am eigenen Leib erfahren: Seit Mitte März leiden die beiden Länder unter enorm hohen Temperaturen, die in Indien 25 und in Pakistan 65 Menschenleben gekostet haben, berichtet der US-Sender CBS.
Knapp 49 Grad im April
Der April war in Indien der heisseste seit 122 Jahren. Im Nordwesten und in der Mitte des Landes stieg das Quecksilber in der Regel auf 38 Grad, wobei Neu-Delhi einige Tage die 43-Grad-Marke überschritt. In pakistanischen Städten wie Jacobabad und Nawabshah wurden Ende April gar knapp 49 Grad erreicht. In der Nacht wurde es währenddessen nicht kälter als 30 Grad.
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Dass es in der Region warm wird, ist normal. Allerdings werden die Höchsttemperaturen sonst erst Mitte Juni erreicht. «Das ist aus drei Gründen einzigartig», erklärt Klimaexperte Vimal Mishra die Hitzewelle: «Es fing früh an, es hat ein massives Gebiet in beiden Ländern betroffen und blieb eine lange Zeit. Das ist sehr ungewöhnlich.» Es sei vollkommen klar, dass der Klimawandel eine Rolle spielt, so Mishra.
«Das ist nur ein Schnappschuss dessen, was wir in den nächsten 20, 30 Jahren sehen werden», sagte der Professor des Indischen Instituts für Technologie in Gandhinagar zu CBS. «Es gibt keinen Zweifel daran, dass Hitzwellen häufiger auftreten, länger andauern und grössere Teile des Subkontinents erfassen, was die Verfügbarkeit von Wasser, die Landwirtschaft, Unternehmen und den Energieverbrauch beeinflussen wird.»
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