Andri Ragettli ist wieder «on Tour». Im Interview mit blue Sport verrät der Bündner Freeskier, weshalb er sich an den X-Games in Aspen gute Chancen ausrechnet und was er aus seinem Fauxpas in Laax gelernt hat.
Spektakuläre Sprünge über Schanzen und von Brücken sind das Markenzeichen von Andri Ragettli. Der Bündner Freeskier ist nicht nur Gesamtweltcupsieger im Slopestyle (2017/18) und aktuell im Big Air, sondern auch ein Social-Media-Star.
blue Sport begleitet Ragettli seit Jahren hautnah und dokumentiert seine Karriere in der Serie «Andri Ragettli on Tour». Es läuft die sechste Staffel, heute Freitag ist die Folge «Eiskalte Abenteuer» im TV zu sehen – ab 18:45 Uhr auf blue Sport oder ab 22:35 Uhr im Free-TV auf blue Zoom.
Serie ∙ CH
Im Interview mit blue Sport spricht Ragettli über die anstehenden X-Games in Aspen, seinen weiteren Karriereverlauf und den alpinen Ski-Weltcup.
Andri Ragettli, Sie wurden erneut zu den X-Games, die dieses Wochenende über die Bühne gehen, eingeladen. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Wie wichtig ist Ihnen die Teilnahme in Aspen?
Es ist ein mega Privileg. Ich wurde in den letzten zehn Jahren immer eingeladen, das zeigt auch eine gewisse Konstanz. Es werden nur acht bis zehn Leute eingeladen. Heisst, du musst dich immer beweisen. Deshalb ist es auch eine Riesen-Ehre, wieder hier zu sein.
Sie gehen im Slopestyle an den Start. Was liegt drin?
Das Format an den X-Games wurde angepasst. Es gibt zwei Läufe, von zehn Starter fallen fünf raus, dann gibt es noch einmal zwei Läufe. Das spielt mir in die Karten, weil du eine gewisse Konstanz zeigen musst. Wenn ich gut fahre und meine Tricks gut lande, ist definitiv alles möglich.
Spielt der Kurs Ihnen auch in die Karten?
Der Kurs ist dieses Jahr eher simpel. Es hat einfach drei Rails und drei Kicker. Es war auch schon kreativer und damit schwieriger für uns Fahrer.
In dieser Saison standen Sie bislang einmal auf dem Podest. Sie waren zwar immer vorne dabei, doch wer Sie kennt, weiss, dass Sie immer gewinnen wollen. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Ich bin immer sehr gut gefahren. Teilweise hat es ganz knapp nicht geklappt mit dem Podestplatz. Einmal hätte ich vielleicht auf dem Podest stehen müssen, da waren die Punktrichter etwas hart. Letzte Woche in Laax war ich super unterwegs, machte dann aber einen kleinen Fehler. Ohne diesen Fehler wäre ich sicher auf dem Podest gelandet. Aber so ist es halt manchmal, es läuft nicht immer alles so, wie man es sich vorstellt. Doch wie ich Ski fahre und dem Druck standhalte, ist eigentlich super.
In Laax ist Ihnen etwas Kurioses passiert. Sie blieben an der Bindung hängen und konnten den Trick nicht mehr wie gewünscht ausführen. Was ging Ihnen da durch den Kopf?
Das ist mir noch nie passiert. Mega ärgerlich, dass es gerade an einem Wettkampflauf passiert – in Laax, beim ersten Lauf im Final. Es lief alles perfekt, doch dann bin ich mit dem Bändel des Handschuhs am Skischuh hängengeblieben. Ich wollte öffnen, den Trick zu Ende bringen und mich zur Landung bereitmachen, konnte das aber nicht mehr, weil meine Hand am Skischuh wie festgebunden war.
Da gingen die entscheidenden Punkte verloren.
Es schlug mir das Knie ins Gesicht und ich konnte nicht sauber landen. Das hat mich das Podest gekostet. Mega ärgerlich, aber es war mir auch eine Lehre: Solche Bändel werde ich definitiv nie mehr am Handschuh haben (lacht).
Mit 26 Jahren gehören Sie in Ihrer Sportart schon zu den Routiniers. Wie blicken Sie auf die nächsten Jahre und die nächste Generation im Freeski?
Im Freeski musst du jedes Jahr besser werden. Die Jungen geben natürlich Gas, aber sie haben nicht die Erfahrung, die ich mitbringe. Gerade im Slopestyle musst du auch taktieren und dir überlegen, was du zeigst. Ich denke, ich schlage mich noch gut und habe vor, es sicher noch ein paar Jahre zu machen.
Das grosse Saisonhighlight folgt im März mit der Freestyle-WM im Engadin. Ist das schon im Hinterkopf?
Ehrlich gesagt: Nein. Aber ich freue mich natürlich schon riesig auf die Heim-WM in Corvatsch. Das wird cool. Aber im Moment bin ich voll fokussiert auf den nächsten Wettkampf. Mir geht gerade nur durch den Kopf, was ich an den X-Games zeigen will.
Zum Schluss noch ein kleiner Abstecher in den alpinen Skirennsport. Wie lautet Ihre Podest-Prognose für die Abfahrt am Samstag in Kitzbühel?
(überlegt) Alter, da habe ich keine Ahnung. Ich kenne wahrscheinlich nur Odermatt, dann hört es schon auf (lacht). Ich kann nicht einmal zwei andere gute Abfahrer nennen. Der Franzose ist gestürzt (Cyprien Sarrazin, d. Red.), das weiss ich, und (Aleksander Aamodt) Kilde ist auch nicht am Start. Deshalb ist klar: Odi auf die 1!