Tour de Suisse Mit Gino Mäder ist auch ein Schweizer Anwärter auf den Gesamtsieg

voe, sda

12.6.2022 - 05:01

Gino Mäder wird zugetraut, als erster Schweizer seit Fabian Cancellara (2009) die Tour de Suisse zu gewinnen. Hingegen Stefan Bissegger, Marc Hirschi und Stefan Küng sind auf Etappensiege aus.

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Gino Mäder gehört zur vergleichsweise kleinen Gruppe von Fahrern, die in Mehretappen-Rennen um den Gesamtsieg fahren können. Dies zeigte der Berner schon 2018 in Frankreich als Dritter bei der vom Slowenen Tadej Pogacar gewonnenen Nachwuchs-Rundfahrt Tour de l'Avenir. Während bei Ausnahmekönner Pogacar nach dem Übertritt zu den Profis die Siege nicht lange auf sich warten liessen, reüssierte Mäder aus diversen Gründen nicht gleich auf Anhieb.

Doch 2021 war für den Schweizer wegweisend. Nach einem Etappensieg beim Giro d'Italia brillierte er auch bei der Tour de Suisse. Zwar nicht wie angestrebt in der Gesamtwertung, dafür aber am Schlusswochenende mit Platz 3 im Zeitfahren und dem Sieg in der Königsetappe nach Andermatt. Ebenfalls starke Leistungen zeigte er zum Ende seiner dritten Saison als Radprofi als Gesamt-Fünfter der dreiwöchigen Spanien-Rundfahrt.

«Ich kann dem Druck standhalten»

Der nächste Schritt des 25-Jährigen folgte in diesem Jahr mit dem 2. Rang an der Tour de Romandie. «Da hat sich gezeigt, dass ich dem Druck als Team-Leader standhalten kann», zeigte sich Mäder nach der Westschweizer Rundfahrt erleichtert. Beim Bergzeitfahren am Schlusstag, mit dem 3. Etappenrang und dem gleichzeitigen Vorstoss in den 2. Gesamtrang, gelang ihm nach eigener Aussage gar die beste Leistung der Karriere: «Ich bin noch nie so lange so schnell gefahren. Ich habe da wattmässig mehr gedrückt als bei der letztjährigen Vuelta und habe das Maximum herausgeholt.»

Holt er auch in den kommenden acht Renntagen von Küsnacht bis zum abschliessenden Zeitfahren in Vaduz das Maximum heraus, so «kann ich vorne mitfahren», ist Mäder überzeugt. Bei ihm finde nach wie vor eine Entwicklung statt. «Letztes Jahr gelang mir ein Schritt nach vorne, heuer ebenso.» Das sei beruhigend zu sehen – und zeige ihm zugleich, «dass ich auf dem richtigen Weg bin».

Führt in dieser Weg zu einer Podestplatzierung an der Tour de Suisse, so ist das aus Schweizer Sicht in der jüngeren Vergangenheit immer noch eine Seltenheit. Nach Cancellara der einzige Einheimische in den Top 3 war Mathias Frank. Der Ende letzter Saison zurückgetretene Luzerner wurde 2014 Zweiter hinter dem Portugiesen Rui Costa.

Ungewissheit um Stefan Küng

20 Schweizer werden am Sonntag in Küsnacht gemäss provisorischer Startliste die Heimrundfahrt in Angriff nehmen. Neben Mäder zwei weitere Fahrer – Stefan Küng und Stefan Bissegger – konnten im vergangenen Jahr an der Tour de Suisse je einen Etappensieg feiern.

Küng, 2021 Sieger des Auftaktzeitfahrens in Frauenfeld und damit auch im Gelben Trikot, zeigte sich heuer bei den Frühjahrsklassikern mit Rang 3 bei Paris-Roubaix und Rang 5 bei der Flandern-Rundfahrt so stark wie nie. Am Sonntag steht für den 28-Jährigen jedoch der erste Renntag seit dem 17. April an.

Zusätzliche Ungewissheit besteht bei Küng, weil seine Freundin hochschwanger ist. Der errechnete Geburtstermin ist während der Tour de Suisse. Für den Thurgauer ist klar, dass er die Rundfahrt für die Geburt vorzeitig verlassen würde.

Bissegger als Anwärter auf Zeitfahr-Sieg

Küngs Teilnahme beim abschliessenden Zeitfahren in Vaduz ist also infrage gestellt. Sollte er da nicht mehr dabei sein, so könnte sein fünf Jahre jüngerer Namensvetter Stefan Bissegger in die Bresche springen. Der letztjährige Etappensieger in Gstaad verfügt in der Prüfung gegen die Uhr ebenfalls über herausragende Fähigkeiten. Die flache Strecke in der liechtensteinischen Hauptstadt kommt dem Thurgauer zusätzlich entgegen.

Auch Marc Hirschi ist einer der Schweizer Fahrer, dem ein Tagessieg zugetraut wird. Einen solchen konnte der 23-jährige Berner auf Stufe World Tour allerdings seit September 2020 nicht mehr feiern. Damals triumphierte er auf spektakuläre Art und Weise bei einer Etappe der Tour de France und bei der Flèche Wallonne.