Der überraschende Wechsel von Marc Hirschi zum Team Emirates sorgt für Aufregung in der Radsport-Welt. Mauro Gianetti, der Teamchef bei Emirates, konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Kurzfristige Transfers sind im Radsport die Ausnahme. Und wenn ein Fahrer mit dem Kaliber von Hirschi die Mannschaft kurz vor dem Saisonstart wechselt, dann sorgt dies für entsprechend Wirbel. Über die Hintergründe von Hirschis Abgang bei DSM (ehemals Sunweb) schweigen die Beteiligten. Auch Hirschis neuer Chef Mauro Gianetti hält sich in seinen Aussagen zurück.
«Die ersten Kontakte wurden kurz vor Weihnachten geknüpft», erzählt Hirschis Landsmann Gianetti auf Anfrage. «Marcs Manager Fabian Cancellara meldete sich bei mir und fragte, ob ich interessiert sei. Natürlich war ich. Wer wäre an so einem Talent nicht interessiert? Der Deal kam schnell zustande.»
Hirschi, dem letzte Saison der Durchbruch an die Weltspitze gelang, unterschrieb mit der Mannschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Vertrag über drei Jahre, der mit Sicherheit deutlich besser dotiert ist als derjenige bei DSM. Nach dem Leistungsexploit im Herbst war der 22-Jährige mehr Wert, als er bei seinem nun ehemaligen Arbeitgeber verdient hätte.
Gianetti hatte Hirschi schon lange verfolgt
Der Tessiner Gianetti hat die Karriere des Berners schon immer verfolgt: «Er ist ein Schweizer Fahrer, also bin ich an ihm interessiert. Ich hatte Fabian Cancellara schon gesagt, dass ich bereit wäre, ihn hier aufzunehmen, wenn sein Vertrag mit Sunweb ausläuft.» Die Finanzen waren auch bei der kurzfristigen Verpflichtung kein Problem. Das staatlich unterstützte und grösstenteils von Sponsoren aus den Emiraten unterstützte Team hat im Gegensatz zu anderen Equipen keine Geldprobleme. In den letzten Tagen wurde über einen Lohn von rund einer Million Franken pro Jahr spekuliert.
Nach dem Abgang von Tom Bohli zu Cofidis ist Hirschi der einzige Schweizer im Emirates-Team. Er wird unter anderem Teamkollege von Tadej Pogacar, dem Gewinner der letztjährigen Tour de France, sowie Rui Costa, dreifacher Sieger der Tour de Suisse, Diego Ulissi, einem italienischen Etappenjäger, oder dem polnischen Kletterspezialisten Rafal Majka.
«Marc Hirschi wird diese Woche mit den sportlichen Leitern Fabrizio Guidi und Fabio Baldato sein Programm festlegen», so Gianetti, selbst ein ehemaliger Radprofi. Im Team mit der stark italienische Prägung in der sportlichen Leitung dürfte Hirschi dieses Jahr auf die Klassiker und die Olympischen Spiele in Tokio setzen.
Keine fixe Rolle
Gianetti weigert sich jedoch, Hirschi in die Rolle des Spezialisten für Eintagesrennen zu drängen: «Er ist ein grosses Talent und hat den mentalen Ehrgeiz, der ihn weit bringen kann. Wir haben ihn an der Tour de France gesehen, als er eine Etappe gewann und zwei weitere nur knapp verpasste. Ich glaube, dass er mit einem anderen Rennprogramm auch im Gesamtklassement einer grossen Tour glänzen kann.»
Hirschi verblüffte die Radsportwelt letzte Saison nicht nur an der Tour de France. Mit seinem Triumph bei der Flèche Wallonne, dem 2. Rang bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und dem Gewinn der WM-Bronzemedaille hinter dem Franzosen Julian Alaphilippe und dem Belgier Wout van Aert avancierte er zu einem der Stars des aussergewöhnlichen Radsport-Jahres.
Das Jahr der Bestätigung folgt für Hirschi in einer völlig neuen Umgebung. Am Samstag reiste Hirschi nach Abu Dhabi, wo er sich in einem ersten Trainingslager bis am 22. Januar mit seinen 28 neuen Teamkollegen auf die neue Saison vorbereiten wird. Rund 25 Grad erwarteten den Berner – ideale Bedingungen für das neue Abenteuer.
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