Zwei Wochen nach Alexander Usyks Titel-Entthronung von Anthony Joshua kommt es zu einem weiteren Box-Leckerbissen im Schwergewicht. Am frühen Sonntagmorgen verteidigt der englische WBC-Champion Tyson Fury (32) in Las Vegas seinen Titel gegen den Amerikaner Deontay Wilder (35).
Es ist bereits das dritte Duell. Wilder hat sich den dritten Kampf wegen einer entsprechenden Vertragsklausel vor einem US-Gericht erstritten. Der erste Fight zwischen den beiden hatte noch unentschieden geendet, wodurch Wilder seinen Titel behielt. Beim letzten Aufeinandertreffen im Februar 2020 liess Fury indes keinen Zweifel mehr am Ausgang offen und deklassierte den vorherigen Titelhalter regelrecht zu einem technischen Knock-out-Sieg in der siebten Runde.
Hier kannst du den Fight am frühen Sonntagmorgen schauen

Der Fight zwischen Tyson Fury und Deontay Wilder wird hierzulande wie vor zwei Wochen Joshua vs. Usyk vom Streaming-Dienst DAZN live übertragen. Der Kampf beginnt am Sonntagmorgen um ca. 6 Uhr Schweizer Zeit.
Seither ist die gegenseitige Abneigung gewachsen. Provokationen, Unterstellungen und Beschimpfungen dominieren und gipfelten zuletzt in üblen Beleidigungen seitens Fury (s. Video unten). «Nach diesem Kampf wirst du wieder bei der Fastfood-Kette arbeiten, bei der du zu Beginn deiner Karriere warst», tönte der Boxer aus Manchester.
Wilder wiederum hatte nach seiner diskussionslosen Niederlage unter anderem Manipulationen an Furys Handschuhen sowie beim zugereichten Wasser moniert. Der 2,06-Meter-Gigant Fury, der unlängst zum sechsten Mal (!) Vater wurde, bezeichnete ihn daraufhin als «schlechten Verlierer». «Dafür wird er bestraft. Ich bin so fit wie nie, weil die Vorbereitungszeit diesmal länger war», betont der «Gypsy King».
Bankdrücken mit Folgen
Dasselbe hört man indes auf der Gegenseite von Wilder, der laut Angaben seines Managements «so hart wie nie zuvor» trainiert habe. Dabei hat sich unlängst die Social-Media-Gemeinde über ein von Wilder veröffentlichtes Video belustigt, in dem er im Bankdrücken ein für seine Postur bescheidenes Gewicht von 141 Kilogramm nur mithilfe zweier Helfer einigermassen in die Luft zu stemmen und zurückzusetzen vermochte.
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Cookie-EinstellungenAuch wenn der boxerisch klar stärkere Fury als Favorit in dieses dritte Duell geht, darf er den 2,01 Meter grossen Wilder nicht unterschätzen. Wilders rechte Schlaghand kann einen Kampf sofort beenden. Im ersten Duell war Fury von Wilder zweimal niedergeschlagen worden, kam aber dennoch so stark zurück, dass er bereits damals als Punktsieger hätte ausgerufen werden müssen.
«Wilder ist der gefährlichste Schwergewichtler überhaupt. Er würde Joshua und Usyk und den Rest im Schwergewicht schlagen. Nur mich wird er nicht besiegen können.»

WBC-Champion
Fury will seinen Widersacher wegen dessen «50 Ausreden nach dem zweiten Kampf» zur Rechenschaft ziehen. Gleichzeitig möchte er klargestellt haben: «Wilder ist der gefährlichste Schwergewichtler überhaupt. Er würde Joshua und Usyk und den Rest im Schwergewicht schlagen. Nur mich wird er nicht besiegen können.» Fury ist seit 2008 Profiboxer und immer noch ungeschlagen (30:0, 21 vorzeitig, 1 Remis). Der frühere Olympia-Bronzemedaillengewinner Wilder kommt bei einer Kampfbilanz von 42:1 Siegen auf 41 vorzeitige Erfolge und ein Remis.
Wer gewinnt den letzten Teil der Box-Trilogie Fury vs. Wilder?
Wilder: Früheres K.o.-«Opfer» als neuer Trainer
Es ist die Wut gegen seine Abschreibung durch die Öffentlichkeit und der Hass auf Fury, aus der Wilder die Energie und den Willen zur erfolgreichen Revanche ziehen will. Wilder krempelte auf das dritte Duell hin seinen Trainerstab um. Co-Trainer Mark Breland, ein früherer Weltergewichs-Weltmeister, der seinen Titel einst gegen den Schweizer Mauro Martelli verteidigte, wurde vom «Bronze Bomber» in die Wüste geschickt. Breland hatte in der siebten Runde des zweiten Kampfes das Handtuch zur Aufgabe in den Ring geworfen. Dies, weil er angesichts der zahlreichen Treffer von Fury um die Gesundheit von Wilder fürchtete. Wilder empfand dies dagegen als Affront.
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Cookie-EinstellungenDer bisherige Chefcoach, Jay Deas, stufte Wilder indes «nur» zum Assistenten runter, obschon dieser die Handschuh-Kontrolle bei Fury abgesegnet hatte. Neuer Chef-Trainer ist Malik Scott, der selbst mehr Boxer als Puncher war und Wilder einen entsprechend «neuen» Feinschliff verpasst haben will. Absolut bemerkenswert an dieser Zusammenarbeit ist, dass sich die beiden 2014 in einem WBC-WM-Ausscheidungskampf gegenübergestanden sind. Und Wilder gewann jenen Fight damals bereits in der ersten Runde. Scott verspricht nun: «Deontay wird es Fury sehr ungemütlich machen.»

Wilder wird allgemein empfohlen, sofort auf «all in» zu gehen. «Er muss die ersten fünf oder sechs Runden alles auf eine Karte setzen», urteilt der ehemalige Schwergewichts-Weltmeister Mike Tyson, der indes mehr Tyson Fury die Daumen drückt. Schliesslich wurde Fury dessen Vorname von seinem ebenfalls boxenden Vater John geschenkt, der selbst ein Verehrer von «Iron-Mike» war.
Furys ewiger Fight gegen Depressionen
Bei einem erneuten Sieg von Fury wäre ein Titelvereinigungskampf gegen WBA-, IBF- und WBO-Schwergewichts-Weltmeister Usyk nicht sofort möglich. Denn der 1,91 Meter grosse Ukrainer wird erst die Rückkampf-Klausel gegen Anthony Joshua erfüllen müssen. Demzufolge würde wohl auch Fury vorher noch eine Titelverteidigung bestreiten.
Fury will indes nicht über den dritten Fight mit Wilder hinausblicken. Doch für den Giganten ist klar: «Ich mache so lange mit Boxen weiter, bis es keinen Kampf mehr für mich gibt. Aber ich sehe niemanden, der mich schlagen kann.» Es sei denn, dass er sich selbst «bezwingt».
«Es ist nicht die Frage ob, sondern wann die Depressionen zurückkommen.»
Denn auch bei der abschliessenden Medienkonferenz gab ein aufgedrehter und ausnahmslos stehender Fury zu, dass er selbst als Schwergewichts-Weltmeister nie sicher sein könne, seine Depressionen überwunden zu haben. «Diese Probleme sind kein Spass. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann sie zurückkommen. Wenn man nicht die richtigen Massnahmen dagegen ergreift, kann man in einen schlimmen Zustand geraten. Depressionen sind auch eine globale Pandemie.» Fury war selbst nach seinem WM-Sieg über Langzeit-Weltmeister Wladimir Klitschko (2015) in eine tiefe Depression verfallen. Einzig der Gedanken an seine Familie hinderte ihn im letzten Moment vom Vollzug des Selbstmordes, als er mit seinem Ferrari in horrendem Tempo auf eine Brücke zuraste.