Khabib Nurmagomedov hält gegen Conor McGregor Wort und lässt ihm im UFC-Titelkampf im Leichtgewicht nicht den Hauch einer Chance. Was er und sein Team allerdings unmittelbar nach dem Triumph abziehen, löst eine Welle der Empörung aus.
Der mit Spannung erwartete Kampf zwischen dem noch ungeschlagenen Leichtgewicht-Champion Khabib Nurmagomedov und Herausforderer Conor McGregor entwickelte sich schnell zu einer Machtdemonstration von Khabib, wie sie der Russe im Vorfeld angekündigt hatte. In der vierten Runde konnte sich McGregor nach einem weiteren «Takedown» nicht mehr aus dem Würgegriff seines Kontrahenten befreien, musste abklopfen und den Kampf somit aufgeben. Khabib blieb somit auch in seinem 27. Kampf ungeschlagen und verteidigt seinen Titel.
Doch mit dem Ende des offiziellen Kampfs kam es im Stadion in Las Vegas zu inoffiziellen Abrechnungen zwischen den beiden Lagern, die in tumultartigen Szenen, Verhaftungen und einem Pfeifkonzert der Zuschauer endeten. Ausgelöst wurde das ganze durch den eigentlichen Gewinner des Abends, Khabib Nurmagomedov.
McGregor und sein Team attackiert
Dem Russen genügten die knapp vier Runden Konfrontation mit seinem Rivalen offensichtlich noch nicht. Nur Sekunden nach dem Abklopfen seines Gegners aus Irland brennen bei ihm die Sicherungen komplett durch. Nachdem er seinen Mundschutz in die McGregor-Ecke schleudert, springt er mit Anlauf über die Begrenzung des Käfigs und attackiert McGregors Betreuerteam um Dillon Danis. Danis trainiert seit 2016 mit McGregor und kämpft ebenfalls in der UFC. Er soll Khabib nicht nur während des Kampfes provoziert haben.
Kurz darauf wählten zwei oder drei Männer aus dem russischen Lager den umgekehrten Weg, kletterten aus der Khabib-Ecke in den Käfig und schlugen auf den sich immer noch erholenden McGregor ein. Auch für UFC-Präsident Dana White unfassbare Szenen: «Es ist ein schlechter Abend für mich und all die Leute, die für diesen Sport stehen.» White kündigte Konsequenzen an. «Die Nevada State Athletic Commission wird das Videomaterial untersuchen. Drei Männer wurden verhaftet und dann wieder freigelassen. Ich glaube dass sie zu Khabibs Camp gehören, bin aber nicht ganz sicher. Die Typen, die in den Ring gesprungen sind, werden bei der UFC nie wieder kämpfen.»
Auch für die Aktion von Nurmagomedov selbst hat White überhaupt kein Verständnis: «Dass Khabib über den Zaun gesprungen ist, war lächerlich. Du hast gerade einen grossartigen Fight gewonnen und brilliant gekämpft, gleich bekommst du den Gürtel und hast dir den Respekt der Leute erarbeitet. Stattdessen springst du aus dem Käfig und startest eine Schlägerei…»
Selbst Mike Tyson wunderte sich über die Vorgänge nach Kampfende, obwohl er selbst schon einiges miterlebte. 1997 biss er seinem Gegner Evander Holyfield im Ring ein Stück des Ohres ab!
Reaktion auf heftige Provokationen
White weiss ganz genau, dass es vor und auch während dem Kampf zu heftigen Provokationen aus dem McGregor-Lager kam. Doch keine Provokation rechtfertige ein solches Verhalten: «Wir wissen, dass wir nicht so sind – egal, wie viele miese Dinge einer Person gesagt werden.»
Khabib Nurmagomedov entschuldigte sich an der Pressekonferenz für sein Verhalten. «Zunächst möchte ich mich bei Las Vegas und der Athletic Commission von Nevada entschuldigen. Ich weiss, ich habe nicht meine beste Seite gezeigt, aber am Ende bin ich auch nur ein Mensch. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, wie alle davon reden können, dass ich aus dem Käfig gesprungen bin.» Der Russe begründet, dass McGregor seine Religion, sein Heimatland und seinen Vater beleidigte und spricht die Busattacke des Iren im vergangenen April an. Und fragt sich, weshalb niemand über diese Dinge spricht.
«Alle Medien sprechen davon, dass McGregor mit Putin ein Bild machte oder so. Mich hat er gerade angerufen und gesagt, dass er stolz auf mich ist.»
McGregor kein Unschuldslamm
Dass Conor McGregor kein Kind von Traurigkeit ist, hat er in Vergangenheit immer wieder bewiesen. Bei der angesprochenen Busattacke verhielt sich der Ire wohl ähnlich unbeherrscht wie sein Bezwinger an diesem Wochenende. Und in Sachen Provokationen schreckt der 30-Jährige vor gar nichts zurück. Er war es auch, der beim letzten Aufeinandertreffen vor dem Kampf bereits die Konfrontation suchte. Nach dem Kampf allerdings kann dem irischen Lager nicht sehr viel vorgeworfen werden.
Dana White tadelte McGregor für sein Verhalten in der Situation: «Conor wurde angegriffen, will aber keine Anzeige erstatten. Ihm sind die Szenen nach dem Kampf egal. Ihm ging es nur um den Kampf. Er sagte: ‹Hör zu, ich bin enttäuscht. Der Rest ist mir scheissegal, wir beide mögen uns nicht.› Folglich wurde nur das Preisgeld für McGregor, nicht aber für Khabib freigegeben.
Statt einer Anzeige will Conor McGregor vor allem eins: Einen Rückkampf, den er auf Twitter bereits verlangt hat. Schenkt man den Aussagen des UFC-Präsidents Glauben, wird dann dafür gesorgt, dass nach dem offiziellen Kampf eine friedliche Gürtelübergabe im Käfig stattfinden kann. «Ich habe 18 Jahre hart gearbeitet, um diesen Sport gross zu machen. All denen, die heute zum ersten Mal dabei waren, verspreche ich: Normalerweise läuft ein MMA-Event nicht so ab.»
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