Der Mehrkämpfer Simon Ehammer begleicht an den Hallen-WM in Belgrad eine Rechnung. Mit 22 Jahren gewinnt der Appenzeller als Zweiter im Siebenkampf seine erste Medaille bei einem Grossanlass der Elite.
Der Appenzeller überzeugte am zweiten Tag insbesondere im Stabhochsprung. In seiner vermeintlichen Zitterdisziplin – im vergangenen Winter hatte er sich zweimal mit einem Nuller alles zunichte gemacht – gelang dem 22-Jährigen mit 5,10 m ein persönlicher Bestwert im Siebenkampf.
Ehammer liess sich an den zwei Tagen gleich in drei Disziplinen einen Hausrekord notieren. Am Freitag erreichte er über 60 m (6,72) und im Hochsprung (2,02) eine Bestmarke, am Samstag legte er mit dem Stab nach. Zusammen mit den 8,04 m im Weitsprung, den 14,23 m im Kugelstossen, den 7,75 Sekunden über 60 m Hürden und 2:53 Minuten über 1000 m ergab dies den Schweizer Rekord von 6363 Zählern.
Diese Marke ist so gut, dass selbst der Olympiasieger Damian Warner um Gold zittern musste. Der Mann aus Kanada geriet nach 4,90 m im Stabhochsprung sogar in die Defensive und lag vor dem abschliessenden 1000-m-Lauf umgerechnet zwei Sekunden hinter dem Schweizer. Doch Warner kompensierte dieses Handicap problemlos. Er absolvierte den Tausender um 14 Sekunden schneller als sein Herausforderer. In der Endabrechnung kam er auf 6489 Punkte.
Ehammer münzte sein Potenzial endlich an einem Elite-Grossanlass in Zählbares um. Zunächst machte ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Die tollen Resultate im Sommer 2020 – mit 8231 Zählern im Zehnkampf fehlten dem damals 20-Jährigen bloss 13 Punkte zum Schweizer Rekord – zählten nicht für die Selektion für die Spiele in Tokio, weil die Qualifikationsperiode aus Gründen der Chancengleichheit ausgesetzt worden war.
Im vergangenen Winter machte sich Ehammer gleich zweimal mit einem Nuller im Stabhochsprung ein Top-Resultat zunichte. So vergab er in der sechsten Disziplin auch die Silbermedaille an der Hallen-EM in Torun. «In Belgrad bin ich vor allem im Hochsprung und Stabhochsprung stolz auf meine Leistung. Ich habe gezeigt, dass ich wieder der alte Ehammer bin», betonte er.
Im Schatten von Ehammer bot auch Andri Oberholzer einen starken Wettkampf. Der Thurgauer tauchte zum Schluss auf Platz 5 und hob seine Bestmarke auf 6099 Zähler an.
hle, sda