Leichtathletik Lea Sprunger: «Eine WM in diesem Land? Ich bin dagegen»

SDA

1.10.2019 - 06:04

Lea Sprunger ist in dieser Saison bislang noch nicht richtig auf Touren gekommen
Lea Sprunger ist in dieser Saison bislang noch nicht richtig auf Touren gekommen
Source: Keystone

Die Europameisterin Lea Sprunger stand vor zwei Jahren in London im WM-Final über 400 m Hürden. Um auch in Doha im Endlauf zu stehen, muss nun auch diese Saison endlich das Schrittmuster passen.

Die Westschweizerin kann auf dem Papier für diesen Sommer noch keine starke Zeit vorweisen. Die Marke von 55 Sekunden hat sie immer noch nicht durchbrochen. Dabei hatte Sprunger im März an den Hallen-Weltmeisterschaften in Glasgow das EM-Gold über 400 m flach geholt. Manch einer dachte, dass nun endlich auch der Schweizer Hürdenrekord von Anita Protti (54,25), aufgestellt anlässlich der Weltmeisterschaften 1991 in Tokio, fallen wird. Doch Sprunger blieb in der Regel über eine Sekunde über ihrer Bestzeit (54,29).

Gleichwohl: Das Potenzial schimmerte auch diese Saison durch. Die ersten 320 m bei Weltklasse Zürich waren Weltklasse, danach passte das Schrittmuster nicht mehr, die Zehntel gingen gleich reihenweise verloren. «Lea fehlt das Selbstvertrauen, auch die letzte Hürde im 15er-Schritt zu nehmen», erklärte ihr Trainer Laurent Meuwly. «Physisch wäre sie bereit. Sie ist sehr schnell», fügte er an.

Sprunger kann sich selber nicht recht erklären, weshalb sie am Ende des Rennens in der Übersäuerung vom geplanten Schrittmuster abkommt. Denn sie ist auf der Zielgeraden noch nicht komplett leer. Nach der letzten Hürde beschleunigt sie nochmals. Für die Vorrunde vom Dienstagabend im Khalifa-Stadion hat sich die Europameisterin folgenden Schlachtplan zurechtgelegt: «Zwischen den ersten drei Hürden richtig beschleunigen, dann von vier bis sechs möglichst ohne Energieverlust gleiten, ab der Sieben, wenn der Wechsel von 14 auf 15 Schritte folgt, Hürde für Hürde sauber nehmen.»

«Es fehlt hier die Kultur für die Leichtathletik»

Der Weg der Westschweizerin auf das europäische Top-Niveau war ein langer. Meuwly betreut die 29-Jährige seit deren 17. Lebensjahr. Nach dem Ende als Mehrkämpferin entwickelte er mit ihr zuerst die Grundschnelligkeit über 200 m – den Schweizer Rekord entriss ihr Mujinga Kambundji erst in diesem Sommer. Als Sprunger dann 2015 zu den 400 m Hürden wechselte, war sie physisch schon dermassen stark, dass sie nur noch die technischen und taktischen Komponenten lernen musste. 2016 gewann sei bereits EM-Bronze, 2017 stand sie im WM-Final, und im August 2018 folgte mit dem EM-Gold in Berlin der bisherige Höhepunkt.

Sprunger konnte sich vor dem Wettkampf eine Bemerkung gegenüber den Funktionären des Weltverbandes nicht verkneifen. Es sei nicht gerade motivierend gewesen, am Flughafen ausgerechnet in den Flieger nach Doha zu steigen. Eine andere Destination wäre ihr lieber gewesen. «Es fehlt hier die Kultur für die Leichtathletik. Die Stadien sind leer.» Die Konsequenzen müssten aber nach den Weltmeisterschaften gezogen werden, indem jeder Verband klar seine Meinung sage. «Ich bin dagegen, hier Weltmeisterschaften auszutragen.»

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport