Generationendebatte Ist die Wachablösung im Tennis eingeläutet?

dpa

18.11.2019

Die acht Teilnehmer der ATP Finals beim gemeinsamen Selfie vor dem Turnierstart.
Die acht Teilnehmer der ATP Finals beim gemeinsamen Selfie vor dem Turnierstart.
Bild: Getty

Wie jedes Jahr am Ende der Tennis-Saison intensiviert sich die Debatte über eine bevorstehende Wachablösung im Männer-Tennis. Ist die Zeit von Federer, Nadal & Co. vorbei? Gibt es 2020 einen Grand-Slam-Champion, der nicht schon älter als 30 ist?

Der silberne Henkelpokal des neuen Tennis-Champions blitzte und blinkte im künstlichen Licht. Ungläubig und sichtlich ergriffen hockte Stefanos Tsitsipas neben der Trophäe und fuhr sich immer wieder mit den Händen durch die wilde Mähne.

In der Heimat bemühten die euphorischen Kommentatoren wenig überraschend die griechische Mythologie – und natürlich musste dann auch der 21-Jährige nach seiner sagenhaften Erfolgsgeschichte bei den ATP Finals der besten Acht des Jahres die Frage aller Fragen beantworten.



Ob Roger Federer (38) nach seinem Halbfinal-Aus gegen Tsitsipas, ob Rafael Nadal (33) oder Novak Djokovic (32) nach dem Scheitern in der Gruppenphase: Alle sind sie in London mit dem Lieblingsthema der Tennis-Szene konfrontiert worden. Ist jetzt endgültig, und diesmal aber wirklich, das Ende der grossen Vier, die ja nach Andy Murrays Auszeit nur noch die grossen Drei sind, gekommen?

Wie immer bei Ereignissen dieser sportlichen Dimension bemühten Freunde der Statistik allerlei Belege für den nun möglicherweise anstehenden Wachwechsel im Männer-Tennis. Laut Spieler-Organisation ATP waren die Finals in diesem Jahr das erste Turnier seit dem Masters-Event in Miami 2010, bei dem Federer, Djokovic und Nadal am Start waren und bei dem keiner von ihnen das Endspiel erreichte.



Federer: «Ja, ich denke, sie könnten es schaffen»

Wird es im kommenden Jahr also tatsächlich einen Grand-Slam-Champion geben, auf dessen Ausweis als Geburtsland nicht Spanien, Serbien oder die Schweiz steht? Roger Federer war ein bisschen gelangweilt, als er dazu Auskunft geben sollte. Denn auch in diesem Jahr teilten sich Djokovic (Australian Open und Wimbledon) und Nadal (French Open und US Open) die wichtigsten Preise. Auch in diesem Jahr stehen die Drei auf den ersten Plätzen der Weltrangliste.

«Das ist nichts Neues, das ist jedes Jahr die Frage, und ich glaube, ich beantworte sie immer gleich», meinte Federer. «Vielleicht ist die Chance nun grösser geworden, obwohl es so aussieht, dass Rafa, Novak und ich alle gesund sind. Anderseits werden wir nicht jünger und die Jungen werden besser. Sie müssen jetzt diesen nächsten Schritt noch machen. Also ja, ich denke, sie könnten es schaffen.»

Tsitsipas: «Wir müssen sie schlagen oder darauf warten, dass sie aufhören»

Auch diese Prognosen sind nicht neu. Der interessanteste Unterschied zu den vergangenen Debatten ist aber der, dass die Aufmüpfigen selber daran glauben – und dies auch deutlicher artikulieren als je zuvor. «Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass es nächstes Jahr einen neuen Grand-Slam-Sieger geben wird», sagt Zverev. «Wir alle spielen gutes Tennis, Sascha, Stefanos, ich, einige andere. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nächstes Jahr einen neuen jungen Grand-Slam-Champion sehen werden», meint der unterlegene Endspiel-Gegner Dominic Thiem.

Der 21 Jahre alte Tsitsipas gilt nun natürlich als erster Anwärter. Er ist der jüngste Champion bei den ATP Finals seit Lleyton Hewitt vor 18 Jahren und der jüngste Spieler seit Jim Courier 1991, der gleich bei seinem Debüt im Finale stand. Doch während sich die Kommentatoren in der Heimat überschlugen, blieb Tsitsipas bescheiden. Er sagte an der Pressekonferenz schon fast ein wenig philosophisch: «Für uns junge Spieler ist es eine Frage der Zeit. Wir müssen sie schlagen oder darauf warten, dass sie aufhören.»


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