Erstmals seit drei Jahren besteht die Wimbledon-Vorbereitung für Roger Federer aus nur einem Turnier. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Schweizer trotzdem zum engsten Favoritenkreis gehört.
Elf Partien an drei verschiedenen Turnieren bestreitet Roger Federer in seiner ersten Sandsaison seit 2016 – und damit mehr als ursprünglich geplant. Nachdem ihm der Auftakt in Madrid nach Wunsch glückt, entscheidet sich der Schweizer kurzfristig, auch in Rom anzutreten. In der italienische Hauptstadt muss er für den Viertelfinal gegen Tsitsipas dann zwar vorsichtshalber Forfait geben, nur wenige Tage später spielt er sich in Roland Garros aber bis in den Halbfinal. Niederlagen gibt es ansonsten nur gegen die beiden French-Open-Finalisten und aktuell wohl besten Sandspieler, Dominic Thiem und Rafael Nadal. Dennoch fällt Federers Sand-Bilanz durchwegs positiv aus.
Das Comeback auf der roten Asche wirkt sich allerdings auch auf die Rasensaison aus, die diese Woche begann. Zum ersten Mal überhaupt lässt Federer das Turnier in Stuttgart, dass es erst seit 2016 gibt, aus. Damit bleib der Weltnummer drei vor Wimbledon mit Halle nur noch ein Vorbereitungsturnier. Hinzu kommt, dass der Schweizer im Vergleich zu den letzten drei Jahren den Wechsel auf Gras erst viel später vollziehen kann – nämlich nach Roland Garros, wo er beinahe bis zum Schluss mit von der Partie ist. Die Frage sei erlaubt: Hat sich Federer die Chance auf seinen neunten Wimbledon-Titel bereits mit der Entscheidung verbaut, auf Sand anzutreten?
Keine zweite Chance
Beim letzten Triumph auf dem heiligen Rasen vor zwei Jahren dürfte der bald 38-Jährige jedenfalls dankbar gewesen sein, dass er zwei Vorbereitungsturniere eingeplant hatte. Denn der erste Auftritt gegen den mittlerweile zurückgetretenen Tommy Haas ging gründlich in die Hose und endete in einer völlig überraschenden Niederlage.
Glücklicherweise bekam Federer in Halle eine zweite Chance, seine Topform zu finden – und die nutzte er: Sowohl an den «Gerry Weber Open» als auch in Wimbledon marschiert er danach zum Titel und das, ohne einen einzigen Satz zu verlieren. Will Federer dieses Jahr ähnlich gut vorbereitet nach London reisen, darf er sich keinen solchen Aussetzer leisten.
Die intakte Matchpraxis
Der 20-fache Grand-Slam-Sieger hat in der Vergangenheit aber bereits bewiesen, dass ihm auf dieser Unterlage ein Vorbereitungsturnier durchaus genügt. Der «Mercedes-Cup» in Stuttgart existiert bekanntlich erst seit drei Jahren – sieben seiner acht Titel in Wimbledon konnte Federer aber vor 2016 einheimsen, als er wie heuer nur das Rasenturnier in Halle als Vorbereitung bestreitet.
Gleichzeitig ist Federers Teilnahme in Madrid, Rom und Paris ein Zeichen dafür, dass er sich physisch absolut auf der Höhe fühlt und sich das intensive Programm zutraut. Während er in den letzten drei Jahren jeweils nach einer eingelegten Pause auf die Tour zurückkehrte und die verlorene Matchpraxis erst sammeln musste, wird er dieses Jahr nur eineinhalb Wochen nach dem letzten Ernstkampf wieder ins Geschehen eingreifen. Das wird ihm den Einstieg erheblich erleichtern, weshalb bei Federer bis dann die Erholung im Mittelpunkt steht.