Der umstrittene Tennis-Star Nick Kyrgios beleuchtet während eines Interviews mit australischen Medien seine persönlichen Probleme.
Kyrgios gilt in der Tennis-Szene als «Bad Boy». Seinen Ruf bekam er nach diversen Vorfällen – unter anderem warf Kyrgios schon einen Stuhl auf den Platz – verpasst. Seine Ausraster erklärte der 25-Jährige mit seinem Kampf gegen innere Dämonen.
«Ich erinnere mich, dass ich vor einem Jahr in Schanghai aufwachte, es war 16 Uhr und ich lag noch immer im Bett, die Vorhänge waren geschlossen. Ich wollte das Licht der Welt nicht sehen. Ich hatte das Gefühl, dass niemand mich als Person kennen lernen wollte, man wollte mich nur als Tennisspieler in den Griff bekommen und mich benutzen. Ich hatte das Gefühl, dass ich niemandem vertrauen konnte. Es war ein einsamer, dunkler Ort. Und daraus entstanden die Dinge», so der Australier.
Kyrgios weiter: «Viele Leute setzten mich unter Druck, ich setzte mich selbst unter Druck. Ich verlor einfach die Freude am Spiel, und ich geriet ausser Kontrolle. Ich verfiel in Depressionen wegen der Dinge, von denen ich dachte, ich müsste es sein. Ich hatte Angst, rauszugehen und mit den Leuten zu reden, weil ich dachte, ich würde sie im Stich lassen, wenn ich keine Spiele gewinnen würde.»
Comeback in seiner Heimat
Zudem gab er zu bedenken, dass für Spieler aus Down Under aufgrund der Reisetätigkeiten der ATP-Kalender – nur im Januar finden Turniere in seinem Heimatland statt – besonders hart sei. Deshalb geniesse er die wettkampffreie Zeit zuhause. Trotzdem vermisse er es auf der Tour zu spielen, aber er sei nicht besessen davon. «Ich glaube, die Leute verstehen nicht, wie einsam Tennis sein kann. Man ist da draussen auf dem Platz ganz allein. Man kann nicht wirklich mit jemandem reden. Man muss die Dinge selbst herausfinden. Ich hatte damit zu kämpfen.»
So könnte er auch eines Tages bedenkenlos aufhören. «Ich lebe und atme Tennis nicht. Ich weiss, dass meine Tenniskarriere zu Ende gehen wird, und ich habe kein Problem damit. Ich werde nicht sagen, ich hätte härter arbeiten, mehr Turniere spielen, dies oder jenes tun können.»
Zuvor will der «emotionale Tennisspieler» (Selbstbeschreibung Kyrgios) aber noch in seinem aktuellen Beruf glänzen. Bisher hat der sechsfache Turniersiege zwei Mal ein Grand-Slam-Viertelfinal erreicht. Zudem schlug Kyrgios schon sowohl Novak Djokovic als auch Rafael Nadal. Sein Comeback auf der Tour – er liess aufgrund der Corona-Pandemie den Re-Start aus – , will die Weltnummer 45 bei den Australian Open geben.