Duell der Giganten Djokovic oder Nadal – wer hat beim Viertelfinal-Kracher die besseren Karten?

Von Patrick Lämmle

30.5.2022

Rafa Nadal: «Ich lebe weiter meinen Traum, Tennis zu spielen»

Rafa Nadal: «Ich lebe weiter meinen Traum, Tennis zu spielen»

Es wird das Match der lebenden Legenden: Djokovic und Nadal freuen sich auf das Viertelfinal-Duell von Roland Garros.

30.05.2022

Der Titelverteidiger und Weltranglisten-Erste Novak Djokovic trifft am Dienstag in Paris auf Rafael Nadal, den 13-fachen French-Open-Champion. Wer hat bei diesem Giganten-Treffen die Vorteile auf seiner Seite?

Von Patrick Lämmle

Nadal gegen Djokovic, da schlägt selbst das Herz von Schweizer Tennis-Fans schneller. Es ist ein Duell zweier Ausnahmekönner, die sich seit Jahren auf allerhöchstem Niveau bewegen. Einzig die Tatsache, dass sich die beiden am Dienstag bereits im Viertelfinal duellieren, ist gewöhnungsbedürftig. Denn es ist eine Affiche, die man sich eigentlich im Final wünschen würde. Was die beiden vor dem Direktduell selbst sagen, hörst du im Video oben.

Und jetzt folgt der Vergleich der beiden Champions:

Anzahl Grand-Slam-Siege

   21

35 Jahre alt (Geb. 3.6.1986)

Rafael Nadal

Australian Open (2): 🏆, 🏆
French Open (13): 🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆
Wimbledon (2): 🏆,🏆
US Open (4): 🏆,🏆,🏆,🏆


Serbia's Novak Djokovic kisses the Norman Brookes Challenge Cup at Brighton Beach after defeating Russia's Daniil Medvedev on Sunday Feb. 21, 2021 in the men's singles final at the Australian Open tennis championship in Melbourne, Australia, Monday, Feb. 22, 2021.(AP Photo/Hamish Blair)
   20

35 Jahre alt (Geb. 22.5.1987)

Novak Djokovic

Australian Open (9): 🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆
French Open (2): 🏆,🏆
Wimbledon (6): 🏆,🏆,🏆,🏆,🏆,🏆
US Open (3): 🏆,🏆,🏆


Head-to-Head

Bereits 58 Mal standen sich Djokovic und Nadal auf der grossen Bühne gegenüber. Der Serbe ging dabei 30 Mal als Sieger vom Platz. Von den 27 Begegnungen auf Sand hat Nadal 19 für sich entschieden. Die Bilanz am French Open spricht eine klare Sprache: Der Spanier hat 7 von 9 Spielen in Paris gewonnen. 

Umso süsser schmeckte Djokovic der Sieg beim bislang letzten Direktduell: 2021 schlug er Nadal im Halbfinal der French Open und sicherte sich danach auch den Titel. Erst zum dritten Mal werden die beiden Superstars am Dienstag in Roland Garros bereits im Viertelfinal (je ein Sieg) aufeinandertreffen. Schon dreimal duellierten sich die beiden in Paris im Final, der Sieger hiess am Ende immer Nadal.

Ausbeute in Paris

Rafael Nadal ist der Sandplatz-König schlechthin, Paris sein Wohnzimmer. 2005 triumphierte er schon bei seiner ersten Teilnahme, 12 weitere Triumphe folgten bis heute. Mit 13 Titeln ist er Rekordhalter. Von 112 Partien beim French Open hat der Spanier sagenhafte 109 gewonnen. Nur Djokovic unterlag er zweimal (Viertelfinal 2015 und Halbfinal 2021) und 2009 wurde er völlig überraschend im Achtelfinal von Robin Söderling ausgeschaltet. 2016 warf Nadal aufgrund einer Verletzung am Handgelenk nach dem Überstehen der 2. Runde das Handtuch.

Novak Djokovic hat in seiner Karriere 81 von 96 Spielen in Paris gewonnen, sechsmal schaffte er es bis ins Final. Aber nur 2016 und 2021 konnte er das Grand-Slam-Turnier auch gewinnen. 2016 profitierte er davon, dass ihm seine grössten Rivalen nicht im Weg standen. Nadal schied wie erwähnt verletzungsbedingt aus dem Turnier aus und Roger Federer nahm aufgrund von Rückenproblemen gar nicht erst teil.

Fünfmal schied Djokovic im Halbfinal aus (3 x Nadal, 1x Federer, 1 x Thiem), viermal war nach dem Viertelfinal Schluss. Bei seiner ersten Teilnahme im Jahr 2005 bedeutete die 2. Runde Endstation und 2009 unterlag der Serbe in der 3. Runde überraschend dem Deutschen Philipp Kohlschreiber. Seither schaffte es Djokovic aber immer mindestens bis ins Viertelfinal.

Bisheriger Turnierverlauf

Nadals Weg in den Viertelfinal

  • 1. Runde: Nadal – Thompson 6:2, 6:2, 6:2
  • 2. Runde: Nadal – Moutet 6:3, 6:1, 6:4
  • 3. Runde: Nadal – Van de Zandschulp 6:3, 6:2, 6:4
  • 4. Runde: Nadal – Auger-Aliassime 3:6, 6:3, 6:2, 3:6, 6:3

Djokovics Weg in den Viertelfinal

  • 1. Runde: Djokovic – Nishioka 6:3, 6:1, 6:0
  • 2. Runde: Djokovic – Molcan 6:2, 6:3, 7:6
  • 3. Runde: Djokovic – Bedene 6:3, 6:3, 6:2
  • 4. Runde: Djokovic – Schwartzman 6:1, 6:3, 6:3

Wer ist Favorit?

Aufgrund der Historie ist Nadal in Paris eigentlich immer Favorit. Wobei das die Buchmacher in diesem Jahr etwas anders beurteilen. Vor dem Turnier stuften die Buchmacher Djokovic und Nadals Landsmann Carlos Alcaraz, den Überflieger der Saison, höher ein.

Das dürfte auch daran liegen, dass Nadal in den letzten Wochen und Monaten gesundheitlich angeschlagen war und erst zum zweiten Mal überhaupt im Vorfeld der French Open keinen Sandplatz-Titel gewinnen konnte. In Madrid unterlag er Alcaraz und in Rom verlor er gegen Denis Shapovalov. Fussprobleme, die Nadal im letzten Jahr zum Abbruch der Saison zwangen, machen ihm auch heuer zu schaffen.

Für Djokovic spricht auch, dass er den Viertelfinal im Schongang erreicht hat. Er ist noch ohne Satzverlust und siegte im Achtelfinal gegen Diego Schwartzman auf souveräne Art 6:1, 6:3, 6:3.

Nadal überstand die ersten drei Runden zwar ebenfalls problemlos, im Achtelfinal gegen Félix Auger-Aliassime musste er aber Schwerstarbeit verrichten. Erst nach 4.23 Stunden machte Nadal den Viertelfinal-Einzug perfekt – es war erst das dritte Mal, dass der Sandplatz-König bei den French Open über fünf Sätze gehen musste.

Es stellt sich deshalb die Frage, ob dem Spanier ein Tag Erholung genügt, um seinen Tank wieder vollständig aufzufüllen. Und dass Nadal in Paris eben nur beinahe unbesiegbar ist, das hat die aktuelle Weltnummer 1 im letztjährigen Halbfinal bewiesen. Es darf deshalb eine enge Kiste erwartet werden, Ausgang ungewiss. Oder wie siehst du das?

Nadal oder Djokovic: Wer erreicht den Halbfinal?

GOAT-Diskussion

Die Frage, wer der grösste Tennis-Spieler aller Zeiten (GOAT) ist, die sorgt seit Jahren immer wieder für kontroverse Diskussionen. Lange galt Roger Federer für ganz viele als das Mass aller Dinge, doch inzwischen mehren sich die Stimmen, die von einem GOAT-Duell zwischen Nadal und Djokovic sprechen. Ist Federer vielleicht auch deshalb auf den Hund gekommen?