Ausraster und Provokationen «Haben sich Federer oder Nadal je so verhalten wie Djokovic?»

Von Martin Abgottspon

17.11.2023

Novak Djokovic macht sich in Turin aktuell nicht viele neue Freunde.
Novak Djokovic macht sich in Turin aktuell nicht viele neue Freunde.
Imago

Novak Djokovic präsentiert sich an den ATP Finals in Turin nicht von seiner besten Seite. Dafür muss der Serbe viel Kritik einstecken. Wie es scheint, ist ihm das inzwischen aber egal.

Von Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Novak Djokovic zeigt sich bei den ATP Finals diese Woche temperamentvoll. Er zerstört zwei Rackets und hat eine hitzige Auseinandersetzung mit einer Schiedsrichterin.
  • Der frühere Tennisspieler Adriano Panatta kritisiert Djokovic scharf für sein Verhalten, das er im Gegensatz zu Roger Federer und Rafael Nadal als respektlos und unangemessen empfindet.
  • Panatta hat Djokovic bereits in der Vergangenheit kritisiert und betont, dass er den Serben weder als Person noch für seine kontroversen Aussagen und Aktionen mag.

Vorbei sind die Zeiten, als Novak Djokovic grosse Herzen in den Sand zeichnete und sich vor den Fans verbeugte. Er hat es mit Liebe versucht, irgendwie hat es nicht geklappt. Kritiker behaupten, dass sie Djokovic die Liebesbemühungen nie abgenommen haben. Sogar seine Tränen sollen nur Fake gewesen sein. 

Bei den ATP Finals zeigt sich der 24-fache Grand-Slam-Sieger jetzt wieder von einer anderen Seite. Bei seinem Auftaktmatch gegen Holger Rune zerstört er gleich zwei Rackets, gewinnt später aber in drei Sätzen. Bei der Medienkonferenz entschuldigt er sich dann auch für seinen Aussetzer: «Ich bin nicht glücklich damit. Es gefällt mir definitiv nicht, dass ich das getan habe, aber ich habe es getan und muss die Verantwortung dafür übernehmen», so die Weltnummer 1. Schmunzelnd schiebt er hinterher: «Es gibt aber andere, vielleicht klügere Wege, den Frust loszulassen, als einen Schläger zu zerbrechen.»

Als würde er die Pfiffe richtig geniessen

Andere Wege? Das sah im nächsten Match gegen Jannik Sinner so aus, dass er auf die Stuhlschiedsrichterin Aurelie Tourte los ging. Auslöser für den emotionalen Ausbruch war ein Ass von Sinner zum Gewinn des ersten Games im Entscheidungssatz. Djokovic will beim Aufschlag des Italieners eine Netzberührung gehört haben und beschwert sich postwendend.

«Bei ihm gibt es jeweils keine Netzberührung, aber wenn ich im Tiebreak bei 5:4 ein Ass schlage, dann gibt es eine Netzberührung», echauffiert sich der Serbe unter ohrenbetäubenden Buhrufen des italienischen Publikums. Die Pfiffe nimmt er als Anlass für sein eigenes «Hass-Orchester».

«Er probiert jedes Mal den Rhythmus seines Gegners zu brechen. Er geht auf die Toilette, dann kontaktiert er den Physio. Ich mag dieses Verhalten nicht.»

Einer, der sich furchtbar über das Verhalten von Djokovic aufregt, ist der frühere Tennisspieler Adriano Panatta. Der Italiener, der für seine offene Kritik bekannt ist, nimmt bei seiner jüngsten Schelte kein Blatt vor den Mund: «Haben Sie jemals Federer oder Nadal sich so verhalten sehen?», fragt Panatta provokativ in einem Interview mit «Punto de Break». Dann fügt er hinzu: «Zudem probiert er jedes Mal den Rhythmus seines Gegners zu brechen. Er geht auf die Toilette, dann kontaktiert er den Physio. Ich mag dieses Verhalten nicht.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Panatta gegen Djokovic austeilt. In einem Interview mit dem italienischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk verglich er Djokovic im Vorjahr schon mit Federer und Nadal. Die beiden Kontrahenten werde er immer verfolgen, meinte Panata damals. Nicht nur, weil er sie als Tennisspieler respektiere, sondern auch als Privatpersonen. Bei Djokovic ist das anders. «Es ist nichts Persönliches, aber ich mag ihn einfach nicht. Mit all seinen unangenehmen Aussagen in den letzten Jahren hat er einfach sehr viel falsch gemacht.»

Panattas Kommentare folgten damals auf die Entscheidung, Djokovic aufgrund seines Impfstatus von den Australian Open auszuschliessen und seiner Disqualifikation von den US Open 2020, nachdem er eine Linienrichterin während seines Spiels gegen Pablo Carreno-Busta in Flushing Meadows mit dem Ball getroffen hatte.

Djokovic beendet das Jahr 2023 als Nummer 1

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Novak Djokovic gewinnt zum Auftakt der ATP Finals in Turin gegen Holger Rune 7:6, 6:7, 6:3. Mit dem Sieg kann der Serbe dieses Jahr nicht mehr von der Spitze der Weltrangliste verdrängt werden.

13.11.2023