Roger Federer Federer: «Ich werde einen letzten Versuch wagen, um zu sehen, was noch im Tank ist»

lbe

31.3.2021

Glaubt weiter an eine Rückkehr an die Spitze: Roger Federer.
Glaubt weiter an eine Rückkehr an die Spitze: Roger Federer.
Bild: Keystone

In einem ausführlichen Interview verrät Roger Federer sein Geheimnis, wie er sich nach Rückschlägen stets wieder aufraffen kann. Dennoch rückt sein Karriereende unaufhaltsam näher, wie er auch selber eingesteht.

Mitte März gibt Roger Federer in Doha sein lang ersehntes Comeback auf der ATP-Tour. Gegen Dan Evans kann der Rückkehrer sein erstes Match nach über einjähriger Pause in drei Sätzen gewinnen, gegen Nikolos Basilashvili ist dann aber Endstation. Nichtsdestotrotz liefert Federers Mini-Comeback trotz der frühen Niederlage einige Erkenntnisse.

Einerseits ist dem Maestro die körperliche Erschöpfung nach dem zweiten Dreisatzmatch innert Stunden doch etwas anzumerken. Andererseits bewegt sich der Schweizer in der katarischen Hauptstadt noch nicht ganz so flink wie gewohnt über den Tennisplatz. Die logische Folge: Nur Stunden nach dem Aus kündigt Federer die Rückkehr ins Training an – das Comeback ist vorerst auf Eis gelegt.



Der «logische Traum»

«Ich bin nicht zurückgekommen, um mitten im Nirgendwo zweite Runde zu spielen», sagt der Baselbieter nun in einem ausführlichen Interview mit dem französischen Magazin «Numéro Homme». Im Gegenteil: «Ich will grosse Turniere gewinnen und die besten Spieler der Welt schlagen», betont der 39-Jährige. Den Glauben daran, den Anschluss an die Weltspitze noch einmal zu finden, hat er längst nicht verloren. «Ich denke, ich weiss, was ich tun muss, um dorthin zu kommen. Es ist einerseits ein Traum, anderseits eine Logik. Ein logischer Traum.»

Für diesen schuftet der vierfache Familienvater Tag für Tag, auch wenn er das nicht an die grosse Glocke hängen will. «Ich arbeite sehr hart, obwohl ich nicht viel darüber spreche. Ich hoffe, die Leute verstehen, wie hart ich arbeite. Ansonsten hätte ich es nicht so weit geschafft», macht Federer klar. Dazu gehört in der Vergangenheit auch immer mal wieder, Rückschläge möglichst schnell abzuhaken.

Einen letzten Versuch

«Aus meinen Niederlagen habe ich am meisten gelernt. Das Wichtigste ist, ihnen nicht zu viel emotionale Bedeutung zu geben», erklärt der 20-fache Grand-Slam-Sieger. Je besser das gelinge, desto leichter falle es ihm, wieder aufzustehen. «Einige denken Tag und Nacht über Fehler, die sie gemacht haben, nach. Ich analysiere sehr schnell. Das hilft mir dabei, weiterzumachen.» Und das bis zum heutigen Tag.

Auch nach der schmerzhaften Finalpleite in Wimbledon 2019, als Federer gegen Djokovic zwei Matchbälle nicht verwerten kann, kann er besser verarbeiten als viele seiner Anhänger. «Fans haben mit mir im Internet wochenlang über diese Niederlage gesprochen. Auch heute passiert mir das noch. Ich frage mich, worüber sie noch nachdenken. Aber ich verstehe es», sagt Federer.

Den damals verpassten 21. Grand-Slam-Titel würde Federer am liebsten in Zukunft noch ergattern. Allzu viele Möglichkeiten dazu rechnet er sich aber nicht aus. Denn auch für den nimmersatten Federer kommt das Karriereende unaufhörlich näher. Und so sagt die aktuelle Weltnummer 6: «Ich werde einen letzten Versuch wagen, um zu sehen, was noch im Tank ist.»