Dominic Thiem wird im Final des US Open trotz Fehlstart seiner Favoritenrolle gerecht. Der 27-jährige Österreicher besiegt Alexander Zverev in 4:02 Stunden mit 2:6, 4:6, 6:4, 6:3, 7:6 (8:6).
Thiem gewann den Final à-la-Zverev. Denn der Deutsche hatte in den Tagen zuvor sowohl den Viertelfinal gegen Borna Coric (nach 1:6, 2:4) wie den Halbfinal gegen Pablo Carreño Busta (nach 3:6, 2:6) nach klaren Rückständen gewonnen.
Im Final erwischte Alexander «Sascha» Zverev einen Traumstart. Er ging in der ersten Stunde 6:2, 5:1 in Führung und führte später 6:2, 6:4, 2:1 (mit Break). Zverev spielte bis zu diesem Moment wie aus einem Guss. Er dominierte den «Dominator», der anfänglich weit unter seinen Möglichkeiten blieb.
Wende im dritten Satz
Dennoch kippte die Partie. Zverev spielte nach dem Break-Vorsprung im dritten Satz etwas weniger gut, derweil sich Thiem steigerte. Im vierten Satz wurde es hochklassig. Am Ende geriet der Entscheidungssatz zur Abnützungsschlacht. Alexander Zverev, der überragende Aufschläger, servierte erste Aufschläge bloss noch mit 109 km/h. Das Tempo wurde langsamer und langsamer. Thiem hinkte in der Schlussphase mit Muskelkrämpfen auf dem Platz herum. Aber er gewann schliesslich mit dem dritten Matchball.
Er beendete eine Achterbahnfahrt für alle Involvierten. Im Entscheidungssatz führte zuerst Dominic Thiem mit einem Break (2:1). Später sah Alexander Zverev beim Stand von 5:3 wie der sichere Sieger aus. Dann gewann wieder Thiem drei Games hintereinander, aber auch er konnte die Partie bei eigenem Aufschlag nicht beenden.
Zverevs Doppelfehler
Das Tiebreak verlief ebenfalls dramatisch: Zverev führte 2:0 und 3:2, leistete sich aber gegen den angezählten Gegner zwei Doppelfehler (zum 2:2 und 3:5).
Thiem sicherte sich nach drei Finalniederlagen an Major-Turnieren seinen ersten ganz grossen Titel trotz der Probleme am Ende dank der mutigeren Spielweise. Er ging mit zwei Servicewinnern erstmals in Führung (4:3) und erspielte sich mit zwei phantastischen Passierbällen die drei Matchbälle.
Vor Thiem gewann letztmals der Argentinier Gaston Gaudio am French Open 2004 einen Grand-Slam-Final nach 0:2-Satzrückstand (0:6, 3:6, 6:4, 6:1, 8:6 gegen Landsmann Guillermo Coria). Am US Open gelang eine derartige Wende 1949 dem legendären amerikanischen Kämpfer Pancho Gonzales gegen Ted Schroeder mit 16:18, 2:6, 6:1, 6:2, 6:4. Thiem ist der zweite Österreicher nach Thomas Muster (French Open 1995), der ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte.
Thiems Premiere
Dass Dominic Thiem der erste Major-Turniersieger seit Marin Cilic (US Open 2014) wurde, der nicht Djokovic, Federer oder Nadal heisst, überraschte am Ende gewiss niemanden mehr. Thiem verdiente den Titel wie kein anderer. Der 27-jährige aus Wiener Neustadt in Niederösterreich stand in drei der letzten fünf Grand-Slam-Finals.
Und Alexander Zverev? Der Deutsche verbessert sich in der Weltrangliste vorerst vom 7. auf den 6. Platz. Aber wie kann er die Niederlage verarbeiten? Schliesslich stand er in den Sätzen 3 und 5 dem Sieg äusserst nahe, schlug zum Turniersieg auf (bei 5:4 im fünften Satz), stand am Ende aber mit leeren Händen und Tränen in den Augen da. Zverev, der schon drei Masters-1000-Turniere gewann und 2018 an den ATP Finals in London triumphierte, verlor auf Grand-Slam-Stufe auch die elfte Partie gegen einen Top-10-Spieler.
Revanche am French Open?
Der Grand-Slam-Zirkus trifft sich bereits in zwei Wochen in Paris zum French Open wieder – womöglich sogar mit Zuschauern. Das French Open plant trotz der steigenden Infektionszahlen in Frankreich derzeit noch mit maximal 11'500 Zuschauern pro Tag (verteilt auf die drei Stadion-Courts). Auf den «Court Central» werden 5000 Zuschauer gelassen. Diese Woche testet das Gros der Profis in Rom auf Sand. Thiem und Zverev verzichteten beide auf dieses Turnier.