Noch zwei Siege ist Novak Djokovic von seinem 21. Grand-Slam-Titel und dem vierten dieses Jahr entfernt. Kurz vor dem Ziel will er darüber aber nicht nachdenken – und auch nicht sprechen.
Wie bereits in der Runde zuvor muss Novak Djokovic auch im Viertelfinal der US Open gegen Matteo Berrettini einem Satzrückstand hinterher rennen. Und wie so oft tut das der Serbe mit Erfolg. Dem Italiener kauft er nach dem begeisternden, fast 80-minütigen Startsatz den Schneid ab und lässt ihm im Anschluss nicht den Hauch einer Chance. Nach dreieinhalb Stunden ist der 5:7, 6:2, 6:2 und 6:3-Sieg in trockenen Tüchern.
Je länger die Partie andauert, desto mehr scheint nicht Gegner Berrettini, sondern viel eher das Publikum im Arthur-Ashe-Stadion Djokovic verärgern zu können. Als er bereits vorentscheidend in Front liegt, lässt er sich auf die Zwischenrufe der zweifellos unruhigen Fans in New York ein. In dieser Phase schlägt Djokovic auch einen Ball, der im Aus landet, verärgert weg – und verfehlt einen Balljungen nur knapp. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als Djokovic nach dem Abschuss einer Linienrichterin disqualifiziert wurde, geht es für den 34-Jährigen diesmal glimpflich aus.
Djokovic lässt sich von den Provokationen schlussendlich aber nicht aus dem Konzept bringen, im Gegenteil. Wenig später beendet er die Partie mit seinem ersten Matchball. Im Anschluss sagt Djokovic: «Das ist wahrscheinlich der schwierigste Platz, um fokussiert zu bleiben. Man wird leicht abgelenkt. (...) Jedes Spiel, das ich in diesem Stadion bestreite, ist eine zusätzliche Lektion für mich.»
«Wenn ich zu viel darüber nachdenke, belastet mich das mental»
Mit seinem zwölften Halbfinal-Einzug und seinem 80. Matchgewinn in Flushing Meadows kommt Djokovic seinem wohl grössten Karriere-Ziel einen grossen Schritt näher. Noch zwei Siege fehlen ihm für seinen 21. Major-Titel, mit dem er Roger Federer und Rafael Nadal (20) erstmals hinter sich lassen würde. Im Siegerinterview auf dem Court von Patrick McEnroe darauf angesprochen, antwortet der «Djoker» allerdings kurz angebunden. «Frag mich bitte nicht danach. Ich will nicht darüber nachdenken, ich fokussiere mich nur auf den nächsten Match. Lass uns Schritt für Schritt nehmen», weicht er der Frage aus und beendet so das Gespräch.
An der Pressekonferenz wenig später erklärt er dann: «Mir wurde diese Frage zuletzt ziemlich häufig gestellt, was verständlich ist. Aber ich hatte genug davon, darauf zu antworten», so Djokovic. «Ich habe nun schon millionenfach gesagt, dass ich mir dessen bewusst bin. Natürlich gibt es mir Motivation. Aber wenn ich zu viel darüber nachdenke, belastet mich das mental.» Aus diesem Grund habe er McEnroe gestoppt. «Ich hoffe, es macht ihm nichts aus. Reden wir hoffentlich am Sonntag darüber!»
Nun wartet Olympiasieger Zverev
Djokovic dürfte ahnen, dass die härtesten Gegner wohl noch auf ihn warten. Im Halbfinal trifft er auf den formstarken Olympiasieger Alexander Zverev, dem der Serbe in Tokio im Halbfinal nach klarer Führung noch unterlag. «Die Olympischen Spiele hatten für mich emotional ein hartes Ende», gibt Djokovic zu. «Ich weiss, es wird ein Kampf, noch härter als heute. Aber ich bin bereit dafür», gibt sich die Weltnummer 1 zuversichtlich.
Sollte Djokovic auch den zuletzt beeindruckend aufspielenden Zverev eliminieren, ist der Grand Slam – alle vier Major-Turniere des Jahres zu gewinnen – greifbar. Ein Kunststück, das zuletzt Rod Laver in der Saison 1969 gelang.