Grand-Slam-Rekord Djokovic weint Tränen der Erleichterung: «Der grösste Sieg in meinem Leben»

DPA/jar

29.1.2023

Nach seinem Sieg an den Australian Open wird Novak Djokovic emotional.
Nach seinem Sieg an den Australian Open wird Novak Djokovic emotional.
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Novak Djokovic holt im Finale der Australian Open gegen Stefanos Tsitsipas seinen 22. Grand-Slam-Titel und zieht mit Rafael Nadal gleich. Nun ist er auch wieder die Nummer 1 der Welt. Nach dem Triumph wird er emotional.

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Am Ziel seiner Träume zeigte sich der Dominator verletzlich wie nie. Nach herzlichen Umarmungen mit der Familie und den Trainern sackte Tennisstar Novak Djokovic in seiner Box zusammen und wurde von einem heftigen Weinkrampf gepackt. Fast eine Minute lag er dort auf dem Boden und schluchzte. Nachdem sich der 35-Jährige etwas gefangen hatte und auf wackligen Beinen die Balustrade heruntergeklettert war, weinte er auf der Bank in sein Handtuch weiter.

Der Grand-Slam-Rekord, die Nummer eins der Weltrangliste, der abgefallene Druck nach zwei Wochen voller Widrigkeiten und die Erinnerungen an den Einreise-Wirbel vor einem Jahr – selbst für den sonst so kühlen Serben war all das zu viel.

«Als ich meine Mutter und meinen Bruder umarmt habe, fühlte ich eine riesige Erleichterung. Ich musste alle Emotionen freilassen, die sich angestaut hatten», sagte ein sichtlich erschöpfter Djokovic nach dem 6:3, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5)-Finalsieg bei den Australian Open gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas über seinen «emotionalen Kollaps». Es sei «wahrscheinlich der grösste Sieg in meinem Leben» gewesen, «wenn man die Umstände betrachtet». Es ist in jedem Fall einer für die Geschichtsbücher: Durch seinen 22. Grand-Slam-Triumph zog er mit dem spanischen Rekordhalter Rafael Nadal gleich.

Tsitsipas: «Djokovic ist der GOAT»

Die Debatte über den besten Tennisspieler der Geschichte dürfte wieder neu entflammt sein, für Finalgegner Tsitsipas ist die Sache klar: Djokovic sei «der Grösste, der jemals einen Tennisschläger in der Hand gehabt hat». Nicht Nadal, nicht der im vergangenen Jahr zurückgetretene Roger Federer.

Ähnlich dachten auch die Tausenden Fans, die ihren Helden mit dem Pokal im Arm kurz vor Mitternacht im Melbourne Park stimmungsvoll empfingen. Als er dort im TV-Interview erneut davon sprach, dass er «eine riesige Last auf den Schultern» gespürt habe, schallten lautstarke «Nole, Nole!»-Rufe hinter ihm. Djokovic lächelte dankbar für die Rückendeckung. Er sei «extrem stolz und glücklich», es fühle sich «surreal» an, 15 Jahre nach seinem Premierensieg wieder den Pokal in den Händen zu halten. «Alles in allem war es eine unglaubliche Reise.»

Allen Turbulenzen getrotzt

Obwohl Djokovic im kompletten Turnierverlauf nur einen Satz abgab, war sein Weg zum zehnten Titel bei den Australian Open gepflastert von Hindernissen: Er stand wegen der Vorkommnisse im Vorjahr, als er wegen eines für ungültig erklärten Visums das Turnier verpasst hatte, stark unter Beobachtung.

Er wurde wegen seiner Oberschenkelprobleme teilweise der Schauspielerei bezichtigt, wehrte sich gegen Vorwürfe einer angeblich unerlaubten Toiletten-Pause und verteidigte öffentlich seinen Vater wegen eines Vorfalls mit einer pro-russischen Zuschauer-Gruppe. Srdjan Djokovic sass wegen der Aufregung im Finale freiwillig erneut nicht in der Rod Laver Arena, begrüsste seinen Sohn aber nach dem Triumph in den Katakomben.

Djokovic steckte all das weg. «In meinem Fall habe ich das Gefühl, dass sich die Dinge aus dem ein oder anderen Grund anhäufen», sagte er. Es ist «keine ideale Situation», sich mit solchen Dingen abseits des Platzes beschäftigen zu müssen, «aber es ist Teil meines Lebens». Er versuche, daraus einen Vorteil für sich zu ziehen und «widerstandsfähiger und stärker» zu werden.

Novak Djokovic posiert zum zehnten Mal mit der Aussie-Open-Trophäe.
Novak Djokovic posiert zum zehnten Mal mit der Aussie-Open-Trophäe.
Keystone

Lob von Kyrgios und Alcaraz

Das gelang ihm auch in seinem 33. Grand-Slam-Finale, das er mit herausragenden Aufschlägen, einer starken Vorhand und grosser Nervenstärke nach knapp drei Stunden für sich entschied. «Coole Socke», sagte sein Ex-Trainer Boris Becker bei Eurosport: «Er hat es wieder einmal allen gezeigt.» Und der aktuell verletzte Australier Nick Kyrgios twitterte: «Ich habe es euch gesagt: Wir haben ein Monster kreiert.»

Durch den Sieg löst Djokovic den verletzt abwesenden Spanier Carlos Alcaraz als Nummer eins der Weltrangliste ab. «Sehr verdient», twitterte Alcaraz. «Ich hoffe, dich bald wieder auf dem Platz zu sehen!» Von Montag an startet Djokovic in seine 374. Woche als nominell bester Tennisspieler der Welt - und vieles deutet auf eine neue lange Ära hin.