Nach seinem Sieg über Kyle Edmund macht Novak Djokovic darauf aufmerksam, dass die Idee einer Spielervereinigung bereits mehrere Generationen alt ist. Von einem Alleingang will der Serbe nichts wissen.
Die Reaktionen waren heftig, als Novak Djokovic kurz vor dem Start der US Open ankündigt, eine neue Spielervereinigung (PTPA) zu gründen und sein Amt als Präsident des Spielerrats deshalb abzulegen. Insbesondere von der ATP setzt es für das Vorhaben Kritik ab, der Spielerrat wendet sich in einem Brief an die Tennisprofis und die Aushängeschilder Federer und Nadal stellen sich auf Twitter gegen die Idee.
Vor allem der Zeitpunkt der Neugründung wird kritisiert, zudem schreibt der Spielerrat von einer Intransparenz: «Wenn es der Zweck sein soll, die Interessen aller Spieler zu repräsentieren, warum wurden sehr viele Spieler gar nicht miteinbezogen? Warum wurde der Spielerrat nicht einmal gefragt?», heisst es in einem von Federer, Nadal, Kevin Anderson, Sam Querrey, Jürgen Melzer und Bruno Soares unterzeichneten Brief.
«Kein neues Projekt»
Novak Djokovic nimmt an der Pressekonferenz nach seiner Partie gegen Kyle Edmund, die er in vier Sätzen für sich entschied, Stellung. «Wir haben die besten Absichten für die Spieler. Das ist die einzige Absicht, die wir haben. Wir wollen niemanden bekämpfen. Wir wollen nicht mit der ATP, der ITF oder einem anderen Dachverband um die Existenz kämpfen. Ich denke, es gibt Platz für eine Spielerorganisation – dafür hat es schon immer einen Platz gegeben», ist der in diesem Jahr in 25 Spielen noch ungeschlagene Weltranglistenerste überzeugt.
Denn die Idee einer von der ATP losgelösten Spielervereinigung sei keinesfalls neu. «Es ist kein neues Projekt. Dieses gibt es schon seit über 20 Jahren. Verschiedene Generationen von Spielern haben versucht, diesen letzten Schritt zu vollziehen und eine Spielervereinigung legal zu gründen. Wir knüpfen nur an das an, was die vorherigen Generationen versucht haben.» Trotzdem werde das Projekt in der Öffentlichkeit in den letzten Tagen als komplett neue Idee dargestellt. «Wie etwas, das für das Ökosystem des Tennis störend ist – zumindest nach den Aussagen der ATP», sagt Djokovic.
Den Widerstand erklärt er sich wie folgt: «Es ist nur so, dass es im Moment offensichtlich Leute gibt, die das einfach nicht wollen, weil es ein bestimmtes strukturelles System gibt, das sie schützt. Ich verstehe das.» Dennoch lasse er sich deshalb nicht von seinem Vorhaben abhalten – im Gegenteil: «Ich vertrete in erster Linie die Rechte der Spieler. Das wird ihnen eine Plattform und eine stärkere Stimme geben, was ich für sehr wichtig halte. (…) Wir sind sehr motiviert, unser Bestes zu geben. Wir freuen uns, dass sich jeden Tag mehr Spieler anmelden.»
«Für eine Spieleragentur ist immer der richtige Zeitpunkt»
Von einem Alleingang will der 17-fache Grand-Slam-Sieger zudem nichts wissen. Auch Federer und Nadal seien informiert gewesen. «Ich bin auf sie zugegangen. Wir haben in der Vergangenheit mehrmals über dieses Projekt gesprochen. Ich habe es ihnen gesagt, bevor wir es offiziell machten und uns mit allen Spielern auf der Tribüne versammelten. Ich glaube, es war am letzten Samstag. Sie wussten sehr wohl, was passieren wird», schildert der 33-Jährige.
Dass die beiden (noch) nicht beitreten, akzeptiere er natürlich. Deren Befürchtung, es könnte der falsche Zeitpunkt für eine Abspaltung sein, teilt Djokovic aber ganz und gar nicht. «Das ist ihre Meinung. Dem stimme ich nicht zu», macht er klar und fügt an: «Für eine Spieleragentur ist immer der richtige Zeitpunkt – auch in den letzten 20 Jahren. Irgendwie wurde es nie wirklich realisiert, aber jetzt ist dem so. Wir bewegen uns vorwärts.»
Bei aller Kritik gibt es für Djokovic aber auch Unterstützung – insbesondere von den Spielern. Rund 60 Profis sollen der PTPA bereits beigetreten sein. «Ich habe noch nicht unterschrieben, aber ich finde es grossartig, dass die Spieler zusammenkommen wollen», sagt beispielsweise Alexander Zverev und lobt Djokovic für sein Engagement: «Er hat genug Geld gemacht, er muss sich darüber keine Sorgen machen. Er müsste sich um nichts kümmern, aber er tut es. Er macht sich Sorgen um das Wohlergehen der Spieler. (…) Ich muss ihm dafür viel Anerkennung zollen.»