Vor dem Rasen-Spektakel Diese sechs Youngsters müssen Sie für Wimbledon auf dem Radar haben

rom

26.6.2018

Keine Geheimttipps, aber sechs Junge, die in Wimbledon überraschen können.
Keine Geheimttipps, aber sechs Junge, die in Wimbledon überraschen können.
Bild: Getty Images / Collage Teleclub

Fussball-WM hin oder her. In sechs Tagen startet das wichtigste Tennisturnier des Jahres. Wir stellen Ihnen sechs junge Männer vor, die Sie auf der Rechnung haben müssen. Nicht, dass Sie nachher sagen: «Das hätte ich nicht erwartet!?»

Das wahnsinnige Genie

Nick Kyrgios (23 Jahre, ATP 19): Längst kein Geheimtipp mehr, aber immer noch jung. Der exzentrische Australier scheint sich in seiner andauernden Selbstfindungsphase immer mehr zu finden. Seine unkonventionelle Spielweise gehört genauso zu ihm, wie seine Mätzchen, mit denen er in einer beeindruckenden Regelmässigkeit übers Ziel schiesst. Aber: Er hat auch Erfolg damit. Federer, Nadal, Djokovic, Murray, Cilic, Wawrinka … der 23-Jährige hat sie schon alle geschlagen. Er kann Winner aus allen Lagen und Situationen spielen und verfügt über einen furchterregenden Service. Den zweiten Aufschlag hat er mittlerweile fast gänzlich zu Grabe getragen. Bei den Turnieren in Stuttgart und im Queen’s Club schlug er zuletzt zweimal mit einem Ersten auf. Nicht umsonst sagen viele Experten wie etwa Boris Becker, dass der verrückte Aussie mit seinem Talent eigentlich ein Top-10-Spieler sein müsste. Niemand wird sich freuen, auf ihn zu treffen, der in Wimbledon traditionellerweise gut spielt.

Der Senkrechtstarter

Denis Shapovalov (19 Jahre, ATP 26): Tennisfans kennen ihn natürlich. Auch er hat ein gutes Halbjahr hinter sich, wenn auch nicht ganz so gut wie das von Hyeoun Chung. Was beim Kanadier auffällt: Er kassiert die meisten Niederlagen gegen Gleichaltrige. Borna Coric, Frances Tiafoe, Stefanos Tsitsipas oder Maximilian Marterer gehören 2018 zu seinen Bezwingern. Dafür konnte er mit Kei Nishikori, Milos Raonic oder Tomas Berdych auch schon ein paar Arrivierte in die Schranken weisen. Der 19-Jährige verfügt über ein angriffiges Spiel und schlägt die Rückhand einhändig. Er hat vor zwei Jahren Wimbledon bei den Junioren gewonnen und mischt nun bereits bei den Grossen mit. Gut möglich, dass er an der Church Road für die eine oder andere Überraschung sorgen kann.

Der nimmermüde Arbeiter

Borna Coric (21 Jahre, ATP 21): Für den besten Nachwuchsspieler des Jahres 2014 scheint sich die harte Arbeit langsam aber sicher auszuzahlen. Kontinuierlich kämpft sich der kroatische Grundlinienspezialist im Ranking nach vorne. Im Kopf scheint Coric schon einen Schritt weiter zu sein als viele seiner gleichartigen Tour-Kollegen. Das bewies er nicht zuletzt mit seinem Turniersieg von vergangener Woche in Halle, wo er im Final Rasenkönig Roger Federer – im Stile seines Vorbilds Rafal Nadal – sein Spiel aufzwang und diesem bei seinem «drittliebsten» Turnier in drei Sätzen bezwang. Auch wenn Federer in dieser Woche vielleicht noch nicht sein allerbestes Rasentennis zeigte: Wer Federer auf Rasen auf diese Art und Weise schlägt, ist auf jeden Fall ein gefährlicher Gegner für jeden Wimbledon-Teilnehmer.

Der Counter Puncher

Alex de Minaur (19 Jahre, ATP 77): Der 19-Jährige ist in dieser Liste bestimmt der Unbekannteste von allen. Dennoch gilt er als der neue Hoffnungsträger der einstigen Tennisnation Australien. De Minaur verfügt über die Qualitäten eines «aggressiven Counter Punchers» à la Andy Murray oder Novak Djokovic. Er ist schnell, sehr beweglich und retourniert überdurchschnittlich gut. De Minaur, der 2016 den Junioren-Final in Wimbledon gegen Denis Shapovalov verlor, hat sich für sein selbsterklärtes Saisonhighlight an zwei Challenger Turnieren vorbereitet. Zunächst scheiterte er in Surbiton erst im Final an Jeremy Chardy und eine Woche später feierte er in Nottingham gegen den Briten Daniel Evans seinen ersten Turniersieg. Der Aussie wird also mit viel Selbstvertrauen und 10 Spielen Rasentennis im Gepäck an die Church Road reisen.

Der elegante Federerfan

Stefanos Tsitsipas (19 Jahre, ATP 35): Der Grieche gehört zu den umtriebigsten Spielern auf der Tour. Er hat 2018 bereits an sage und schreibe 18 Turnieren teilgenommen. Hinter Alexander Zverev ist er der aktuell bestplatzierteste Spieler im «Race To Milan», dem Ranking der unter 22-Jährigen. Alleine in diesem Jahr konnte er bereits Siege gegen Topspieler wie Thiem, Shapovalov, Coric, Anderson, Gasquet oder Schwartzman feiern. Die ehemalige Nummer 1 bei den Junioren bezeichnet Rasen als seine Lieblingsunterlage. Sein eleganter Spielstil erinnert zuweilen an jenen seines Idols Roger Federer: Seine Beinarbeit ist besonders für seine 1.90 Meter beachtlich, er spielt die Rückhand einhändig und fühlt sich wohl am Netz.

Der unberechenbare Fighter

Hyeoun Chung (22 Jahre, ATP 22): Er gehört zweifellos zu den Aufsteigern der Saison. Der Südkoreaner konnte sich nach seinem Vorstoss in den Australian-Open-Halbfinal, wo er gegen Roger Federer verletzt aufgeben musste, am Rande der Top 20 etablieren. Mit Ausnahme des Turniers in Madrid schaffte er es bei allen fünf Turnieren, bei denen er seit Australien antrat, mindestens in die Viertelfinals. Nach Madrid musste der 22-Jährige wegen einer Verletzung am rechten Fussgelenk eine Pause einlegen. Er hat seit Anfang Mai keinen Ernstkampf bestritten. Dass er Rasentennis beherrscht, konnte er bereits als Junior beweisen, wo er 2013 im All England Club in den Halbfinal vorstiess. Auf Profiniveau hat er hingegen gerade einmal drei Partien auf der grünen Unterlage absolviert. Alles Indizien dafür, die ihn sehr unberechenbar machen.

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