Belinda Bencic sehnt sich nach frischer Luft und bedauert, dass sie keinen Staubsauger dabei hat. Die Weltnummer 12 könnte glücklicher sein. Dass sich Novak Djokovic für die weniger privilegierten Profis einzusetzen versuchte, hält sie für lobenswert.
In Zeiten von Corona, da herrschen eigene Gesetze. So wurde etwa die Mehrheit der nach Australien gereisten Tennisprofis in Quarantäne gesteckt. «Wenn man erfährt, dass man 14 Tage lang in einem 20 Quadratmeter grossen Raum verbringen muss, denkt man natürlich zuerst, dass diese Australian Open vermasselt sind», so Bencic in einem Interview mit «20 Minuten».
Immerhin darf sie ihr Zimmer mit ihrem Freund, gleichzeitig ihr Fitnesscoach, teilen. Zwar meint die 23-Jährige, dass sie die Vorsicht der Australier «voll und ganz» verstehe. Es sei ihr auch bewusst, dass es noch heute viele gebe, die nicht nach Australien hätten zurückkehren dürfen, um ihre Familien zu sehen. «Daher sollten unsere Bedenken als Tennisspieler relativiert werden.»
Vorbereitung unter widrigen Umständen
Doch die Vorbereitung in den eigenen vier Wänden ist natürlich alles andere als optimal, versteht sich von selbst. Allerdings teilt sie dieses Los mit der grossen Mehrheit ihrer Konkurrentinnen. Auf der faulen Haut liegt die Flawilerin nicht. Sie trainiere bis zu fünf Stunden am Tag. Fahrradfahren auf dem Hometrainer, Beweglichkeitsübungen und Bälleschlagen gegen die Wand stehen auf dem Programm.
Mühe bereitet ihr, dass sich die Fenster nicht öffnen lassen. «Ich freue mich natürlich darauf, wieder Tennis zu spielen. Vor allem aber träume ich von einem tiefen Atemzug, von frischer Luft. Zumal unser Zimmer sehr staubig ist. Wir treiben dort Sport, wir essen dort, wir schlafen dort. Und man kann es nicht lüften oder reinigen. Ich wünschte, ich hätte einen Staubsauger», klagt Bencic.
Dass sie 14 Tage komplett in Quarantäne verbringen müsse, habe sie vor der Anreise nicht gewusst. Diese Regel sei nie in allen E-Mails explizit zum Ausdruck gebracht worden. «Am Ende war die Kommunikation nicht perfekt», meint sie. Die ATP habe ihre Spieler gewarnt, weiss Bencic, die WTA aber nicht. Das habe natürlich viel Unverständnis ausgelöst.
Lob für Novak Djokovic
Dass einige Topstars, die in Adelaide in Zimmern mit Balkon hausen, bevorzugt behandelt würden, könne sie nachvollziehen: «Sie sind die Besten, die am meisten für unseren Sport tun.» Dass in den offiziellen Hotels aber einige Spielerinnen und Spieler in grossen Zimmern untergebracht sind, andere in kleinen, das zu akzeptieren, fällt ihr offenbar schwerer. Auch wenn sie sich bewusst ist, dass es andere schlechter haben als sie selbst: «Ich habe ein Fahrrad bekommen, andere nicht. All dies ist nicht fair.»
Dafür, dass sich Novak Djokovic für bessere Bedingungen für alle eingesetzt hatte, findet sie lobende Worte: «Obwohl er letztlich auf die Nase flog, war er der einzige der Privilegierten, der sich für uns eingesetzt hat.»