Die Weltnummer 9 Félix Auger-Aliassime gewinnt mit 22 Jahren die Swiss Indoors. Im Final weist der Kanadier den aufstrebenden dänischen Teenager Holger Rune mit 6:3, 7:5 in die Schranken. Die neue Generation übernimmt in Basel das Zepter.
Ganz am Ende zeigt Félix Auger-Aliassime doch noch etwas Nerven. Bei den ersten zwei Matchbällen unterlaufen dem stets so cool wirkenden Franko-Kanadier ein Doppel- und ein Volleyfehler. Aller guten Dinge sind jedoch drei. Nach 1:40 Stunden liegt er auf dem Rücken und vergräbt sein Gesicht in den Händen. Danach stellt sich der 1,93 m grosse Schlaks in der Mitte der St. Jakobshalle auf und macht den Hulk.
«Ich zeige ja nicht viele Emotionen», erklärte Auger-Aliassime in seiner Siegesrede danach fast entschuldigend. «Aber meine Erleichterung ist riesig.» Er bedankte sich bei den Tennisfans, die erstmals seit 2019 wieder Spitzentennis in Basel erlebten. «Ihr habt diese Woche so speziell gemacht und habt mich immer gepusht.»
Eine Traumwoche
So sonnte sich am Ende im Goldkonfetti-Regen einer, der auf einer Wolke zu schweben scheint. Auger-Aliassime und die Weltnummer 25 Rune hatten auf dem Weg in den Final kein Break kassiert, doch nur die Serie des Sohnes einer Kanadierin und eines Auswanderers aus Togo hielt bis zum Ende. Letztmals gab er im Viertelfinal von Antwerpen seinen Aufschlag ab, seither gewann er 51 Service-Games in Folge – und drei Turniere in drei Wochen. Der Lohn ist die erstmalige Qualifikation für die ATP Finals in zwei Wochen in Turin.
Auger-Aliassime war im Final zweier Spieler, welche die ATP Tour auf Jahre hinaus prägen könnten, der etwas konstantere und stabilere – und vor allem in den wichtigen Punkten effizienter. Der 19-jährige Däne Rune, der Anfang Jahr noch ausserhalb der Top 100 stand und sich nun auf Platz 18 verbessern wird, geriet oft so sehr unter Druck, dass er seinen Spielwitz und sein feines Händchen zu wenig einsetzen konnte.
Je ein Break pro Satz – zum 3:1 im ersten und zum 6:5 im zweiten – reichten Auger-Aliassime zum vierten ATP-Titel der Karriere, alle in diesem Jahr. Zuvor hatte er seine ersten acht Finals alle verloren. «Ich habe daraus gelernt», stellte der Schützling des Franzosen Frédéric Fontang und von Toni Nadal zufrieden fest.
Der Geburtstag als Omen und Verpflichtung
Auger-Aliassime ist in Basel der verdiente und irgendwie auch logische Nachfolger von Roger Federer, der das Turnier bei der letzten Austragung vor der corona-bedingten Pause 2019 zum zehnten Mal gewonnen hatte. Er hatte im Halbfinal auch die noch drei Jahre jüngere Weltnummer 1 Carlos Alcaraz entzaubert. «Ich habe am Morgen vor dem Final tatsächlich an Roger gedacht», verriet der Kanadier. «Dass er der letzte war, der hier gewonnen hatte.» Mit Federer teilt er im Übrigen auch den Geburtstag, den 8. August. Einfach 19 Jahre später.
ck, sda