Der Schweizer TV-Reporter Ursin Caderas ist in Melbourne vor Ort und spricht mit blue News über die aktuellen Ereignisse rund um Novak Djokovic. Er war hautnah dabei, als der Serbe erstmals nach seinem Teilsieg vor Gericht in der Rod Laver Arena trainierte.
Darf er nun an den Australian Open antreten oder nicht? Der grosse Einreise-Krimi um Novak Djokovic ist immer noch nicht endgültig aufgeklärt. Es ist noch möglich, dass der zuständige Einwanderungsminister Alex Hawke das Visum des 34-jährigen Serben wieder annulliert und Djokovic nach Hause schickt.
Stand jetzt darf der Weltranglistenerste aber mitspielen und ab nächstem Montag seinen 21. Grand-Slam-Titel in Angriff nehmen. So dreht sich in Melbourne weiter alles um Djokovic, wie auch Ursin Caderas im Gespräch mit blue News festhält.
«Als Djokovic am Dienstagnachmittag in der Rod Laver Arena trainierte, hat ein australischer TV-Sender einen Helikopter übers Stadion geschickt, der Livebilder ins Fernsehen sendete – obwohl es eigentlich ein geschlossenes, also ein geheimes Training war. Jeder will einen Blick auf Djokovic erhaschen», so der Schweizer TV-Reporter.
Ein Schrei der Erleichterung
Was die Fernsehzuschauer aber nicht sahen: Bereits am Montagabend, nur wenige Stunden nach dem Freispruch, betrat Djokovic die Rod Laver Arena und trainierte erstmals seit seiner Festnahme am Flughafen. «Es war surreal. Nachdem niemand wusste, wo er ist, tauchte er auf einmal um 20.30 Uhr (Ortszeit) in der Arena auf. Er kam auf den Platz und gab einen Jubelschrei von sich», erzählt Caderas, der ebenfalls auf dem Platz stand und Bilder für die ATP schoss. «Ich konnte das verstehen, natürlich war das für ihn eine grosse Erleichterung.»
Die Meinungen über Djokovic gehen in Melbourne nach dem überraschenden Freispruch am Montag auseinander. «Die serbischen Fans in Melbourne freuten sich natürlich – teilweise fast ein bisschen zu sehr», so Caderas, der von einer «aggressiven Stimmung» berichtet. «Als Djokovic in einem Auto aus dem Gebäude gebracht wurde, polterten die Leute an die Scheiben. Ein Mann kletterte sogar aufs Auto und jubelte. Dann griff die Polizei ein und setzte Pfefferspray ein. Die Stimmung war sehr geladen.»
«Bin überzeugt, dass Djokovic ausgebuht wird»
Sollte Djokovic nun tatsächlich nächste Woche an den Australian Open teilnehmen können, dürften viele negative Reaktionen auf ihn warten, glaubt der Schweizer. «Ich bin fast überzeugt, dass er ausgebuht würde. Weil ein Grossteil der Bevölkerung – so nehme ich das wahr – immer noch dagegen ist, dass man ihm die Erlaubnis gibt, hier zu sein. Deshalb glaube ich an einen frostigen Empfang.» Dass dies Djokovic schaden würde, glaubt Caderas indes nicht: «Nur weil er ausgebuht wird, heisst das nicht, dass er das auch negativ wahrnimmt.»